Um zu den ganzen Erkenntnissen aus Teil 1 zu kommen, war/ist es natürlich erforderlich, zunächst einmal zu ermitteln, welchen Bedarf ich an Hard- und Software habe. Erst danach ist es ja möglich, eine Betrachtung vorzunehmen, ob und mit welchem Aufwand so ein Systemwechsel überhaupt sinnvoll ist. Betrachtet habe ich da Systemleistung, Kosten für Hard- und Software, sowie den Aufwand für die Migration von Daten. In 15 Jahren intensiver Nutzung kommt da ja so einiges zusammen.
Ich halte mich aus den Kaufberatungsthemen eher 'raus, was mir aber auffällt ist dort, dass den meisten ihre Anforderungen gar nicht bewusst sind. Dann wird "sicherheitshalber" mal zwei Nummern größer gekauft - kann ja nicht schaden

Wenn einem egal ist, wieviel Geld man ausgibt, ist das (übrigens system- und plattformunabhängig) auch nicht ganz falsch. Wenn aber auch nicht-funktionale Anforderungen z.B. an Lautstärke, Stromverbrauch, Erweiterbarkeit oder auch an z.B. Audioqualität wichtig werden, dann ist das nicht mehr so einfach.
Vielleicht ist daher meine "Anforderungsanalyse" für mein Benutzerprofil für den einen oder anderen völlig unabhängig von diesem thread nützlich, wie man an die Ermittlung der wichtigsten Parameter "seines" Computers herangehen kann.
Teil 2: Systemanforderungen ermitteln
Wie eingangs erwähnt stand für mich am Anfang die Analyse, was meine Anforderungen als Benutzer an das System sind. Ich habe da mit der von mir regelmäßig/überwiegend genutzten Software und wo notwendig deren Ressourcenbedarf angefangen. Daraus ergeben sich dann automatisch Anforderungen an die Hardware und natürlich auch an die Software - welche Programme gibt es auch unter Windows, für welche brauche ich eine Alternative und in letzterem Fall: Welcher Aufwand entsteht für die Datenmigration.
Fangen wie mit meinem Benutzerprofil an. Wenn sich dadurch automatisch Anforderungen ergeben, schreibe ich sie direkt dahinter, das dürfte sich dann am Ende besser lesen, als das alles im Abschnitt für die Hardwareanforderungen wieder aufzugreifen:
- Digitale Dunkelkammer mit Lightroom; alle aktuellen CPUs und RAM >=8GB erfüllen meine Anforderungen
- Montagen mit Photoshop; mache ich selten, keine über LR hinausgehenden Anforderungen
- Softwareentwicklung "zum Spaß"; alle aktuellen CPUs und RAM >=8GB erfüllen meine Anforderungen
- Testsystem(e) für mein Smarthome, dafür brauche ich im Schnitt zwei VMs parallel, allerdings mit relativ wenig RAM (sind Linux-Server ohne GUI); CPU >=4 (echte) Kerne, min. 4GB RAM zusätzlich zu allen anderen Anforderungen
- Konstruktion mit Fusion 360; alle aktuellen CPUs und RAM >=8GB erfüllen meine Anforderungen, selbst meine alte Radeon HD5750 reicht dafür noch
- Modeling mit Blender; alle aktuellen CPUs und RAM >=8GB erfüllen meine Anforderungen, aktuelle (unterstützte) GPU für's Rendering gewünscht (Raytracing brauche ich nicht)
- Digitales Archiv mit DevonThink Pro - stellt keine relevanten Anforderungen, bzw. bleibt hinter den Punkten oben zurück, ist aber meine größte Baustelle für die Migration, daher hier explizit aufgeführt
- Der Rest (Office, Web, Mail, Notation mit Finale, Arrangieren mit Band-in-A-Box und Garage Band etc.) stellt keine relevanten Anforderungen, bzw. bleibt hinter den Anforderungen oben zurück
Abgesehen davon ist mir folgendes wichtig:
- Hochwertiger Bildschirm, idealerweise entspiegelt
- Möglichkeit zum Mehrschirmbetrieb
- Möglichst lautloser Betrieb
- Effektive Stromsparfunktionen
- Ich möchte wenn möglich keine Wasserkühlung einsetzen
- Keine HDD
Genau so wichtig ist es festzustellen, was einem nicht wichtig ist - das ist vielleicht für die grundlegende Auswahl nicht so relevant, aber kann sehr wichtig werden, wenn man sich zwischen zwei Optionen entscheiden muss. Auf Grund der stark beschränkten Komponentenauswahl im Apple-Universum nicht so wichtig, aber bei PC-Komponenten sehr wichtig. Das ist natürlich noch individueller als die Punkte oben:
- Farbe des Gehäuses ist mir egal, solange es schwarz oder Alu Natur ist
- Marken sind mir mit Ausnahme der Speichermedien egal
- Ich lege keinerlei Wert auf LED-Beleuchtungen und ähnliche Gadgets
- Wenn kein Apple, dann kein AiO - i.W. wegen freier Monitorwahl
- Ich spiele (so gut wie) nicht mit meinem System - dafür hab' ich 'ne Xbox. Daher keiner Anforderungen bzgl. spieletauglichkeit an Grafikkarte usw. - lediglich DirectX 12 sollte unterstützt werden (wegen Stand der Technik).
- Mit meinen Anforderungen sollte das System maximal zu 70% ausgelastet sein, damit ich auch unter (meiner) "Vollast" noch bequem arbeiten kann. Das System braucht darüberhinaus keine Reserven, um für irgendwas gerüstet zu sein, was ich vielleicht auch mal machen will - komm' ich eh' nicht zu und wenn dass dann wichtig ist, kaufe ich halt einen neuen/weiteren Computer (oder im Fall eines PC: Baue um).
- Auch wenn das nach meiner Einführung komisch klingen sollte: Der Systempreis spielt keine wirkliche Rolle. Ich bin in der glücklichen Situation, da nicht wirklich sparen zu müssen und das ist mein Hauptwerkzeug. Ich bin allerdings nicht bereit, ein beliebigen Aufpreis für Marke oder Optik zu zahlen, oder für Funktionalität, die ich nicht benötige. Oder um es kurz zu fassen: Ein Mac Pro würde alle meine Anforderungen (auch) erfüllen und ich halte den für den einzigen preiswerten Mac derzeit. Ich habe aber schlicht keine Anwendung für dessen Power und stelle mir daher kein 8k€-Gerät unter den Schreibtisch, um dem beim idlen zuzusehen.
- Ich brauche keinen enormen SSD oder HDD Speicherplatz, da ich bekanntlich mehrere NAS und Cloud-Dienste dafür nutze. Mit 1TB schnellem Speicher komme ich locker hin, der Rest muss entweder nicht lokal liegen (z.B. die Mehrzahl meiner Medien) oder wird nur temporär gebraucht und kann dann verschoben werden (z.B. habe ich RAW-Dateien nur so lange lokal, bis ich mit der Bearbeitung fertig bin, dann können die ruhig auf ein Netzwerk-Share).
- Audioqualität ist mir weitgehend egal: Ich höre keine Musik auf dem Mac oder gucke Filme und wenn ich für's Arrangieren oder Produzieren gute Qualität brauche, nutze ich eh' externe Hardware.
- Ich suche einen desktop, kein Notebook
Was für eine Systemkonfiguration kommt da jetzt bei heraus (Hardware)?
- >=4 (echte Kerne)
- >=12GB RAM
- 1TB SSD
- Monitor >=4k (plus Möglichkeit mindestes zwei davon zu betreiben)
Übersetzen wir das mal ins Apple Universum (Speichererweiterung habe ich mal ignoriert, das würde ich eh' nicht von Apple ordern) - da kommt dann das bei heraus (dürfte schon der Sweetspot sein - ein paar hundert Euro spielen aber auch bei der späteren Preisbetrachtung keine Rolle, wie man sehen wird):
- 3Ghz Hexacore
- 8GB RAM (müssten natürlich eigentlich min. 12GB sein)
- 1TB SSD
- Radeon Pro 570X
- 5k Retina
- 2.699€
Soweit so langweilig - kleine Randbemerkung: Ich käme locker mit dem "kleinsten" iMac hin. Vmtl. nutze ich meine Macs einfach nicht intensiv genug, wenn ich hier so andere threads verfolge...
Ich will jetzt nicht im Detail durch die Komponentenauswahl für einen gleichwertigen PC gehen. Das ist der Punkt, den ich wirklich nicht vermisst habe: Man kann alles indviduell konfigurieren - muss man aber auch, wenn man ein optimales System bezogen auf eigene Wünsche, Preis, Leistung usw. haben möchte. D.h. ich hab' mich etliche Abende durch Chipsets, Mainboards, GPUs, PCI 3./4., SSD-Technologien usw. gefräst. Das kam dann als Anforderungsprofil für einen PC dabei heraus. Das detaillierte "warum genau die Komponenten und nicht eine andere" wäre hier zu sehr OT, bei einigen Punkten gebe ich aber eine Kurzfassung meiner Entscheidungsgrundlage an.
- Ryzen 5 (Hexacore) - die aktuelle 3er Serie ist konkurrenzlos in allen Disziplinen: Mehr Leistung bei geringerer Wärmeentwicklung und Stromaufnahme
- 16GB RAM, DDR4-3200 - es gibt schnellere, aber für meine Konfiguration ist das der Preis-/Leistungs-Sweetspot, da die schnelleren Module nur eine meßbare, aber keine merkbar bessere Leistung liefern würden
- 1TB NVMe SSD - gibt's bezahlbar so ohne weiteres leider nur mit PCI 3.0
- Gedämmtes (Midi-)Tower-Gehäuse mit 500W 80Plus Gold NT (Leistung ergibt sich aus den verbauten Komponenten)
- GTX1660 - ist unwesentlich teurer als die 1050-Modelle und gibt's mit überlegener Lüftersteuerung (Passivbetrieb, wenn keine 3D-Grafik abgerufen wird). Meine Alternative war eine komplett passiv gekühlte Karte - die hätte die Hälfte gekostet. Die Leistung wäre dann aber bei einem 4k-Monitor bereits so am Anschlag, dass der relativ überschaubare Aufpreis dann tatsächlich mein Zugeständnis an "Zukunftssicherheit" war.
- B450 Chipset - ich sehe auch auf Dauer keinen Bedarf an den zusätzlichen PCI-lanes des X470 oder gar X570; die anderen zusätzlichen Peripheriekanäle brauche ich sowieso nicht (bzw. der B450 hat schon mehr, als ich jemals brauchen werde)
Ganz kurz (und ohne Begründung, siehe oben

) meine Komponentenauswahl, damit wir einen Preis zum Vergleich haben:
- Ryzen 5 3600 (3.6Ghz x6), hochwertiger Kühler (boxed-Version ist mir zu laut)
- 32GB RAM (weil's im Angebot war)
- 1TB 970 EVO+
- Gehäuse, ein paar 12-14cm Lüfter, be!quiet-500W-NT
- MSI GTX 1660, 6GB DDR5 und ganz wichtig: TwinFrozr Gen7!
- MSI Mortar Max (Preis-Leistungs-Sieger der ct' - gibt zu viele Mainboards mit zu viel Schnickschnack, als dass ich mich jenseits des Chipsets da hätte durch alle Handbücher lesen wollen)
- 27" 4k-Monitor Iiyama XUB2792UHSU-B1 - 5k-Monitore haben keine so große Auswahl, das ist vmtl. der deutlichste Abstrich gegenüber einem iMac. Ich kann allerdings nicht wirklich einen Unterschied zwischen 4k und 5k iMacs erkennen, der Iiyama ist konkurrenzlos günstig bei gleichzeitig hervorragender Bildqualität und ich kann mir vier davon für den Preis eines 5k-Monitors hinstellen (und an die Grafikkarte auch anschliessen
) - wenn doof, kommt ein anderer Monitor 'dran
- Kostet inkl. eines M-DISC Brenners (geht am Mac m.W. gar nicht) 1.627€
Den Preis muss man erst mal sacken lassen - wir reden über fast den halben Preis bei deutlich höherer Systemleistung. Da ändert sich auch nicht viel 'dran, wenn man noch rd. 200€ für OS und Tastatur dazu rechnet (hochwertige Maus habe ich - CAD geht auch am Mac nicht mit Apple-Mäusen

). Auch wenn ich nochmal 400€ für einen 5k-Monitor 'drauf lege bin ich noch gute 25-30% günstiger - bei immer noch höherer Systemleistung. Oder anders formuliert: Apple würde mich bei deutlich
geringerer Leistung rund 1.000€ mehr kosten. Das war dann der Punkt, wo ich mir das systematisch angeguckt habe - ein paar hundert Euro wäre mir die Bequemlichkeit vmtl. noch wert gewesen. Obwohl das Problem der SW-Qualität und seltsamen Richtung, in die macOS geht davon unberührt bleiben - sonst hätte ich ja gar nicht erst mit einem Preisvergleich angefangen...
Bleibt die Software-Seite, denn schliesslich ist der Computer nur das Mittel zu Zweck. Kurz und knapp mein aktuelles Set-up und die Umsetzung unter Windows. Auf Devonthink gehe ich in einem eigene Teil ausführlicher ein - da laufen gerade erste Tests meines Migrationsszenarios
- Digitale Dunkelkammer mit Lightroom - läuft auch unter Windows
- Montagen mit Photoshop - läuft auch unter Windows
- Softwareentwicklung "zum Spaß" - i.W. mit VS Code für Python, Java und JavaScript, sowie die DSL von OpenHAB - läuft auch unter Windows; ich habe in den letzten Jahren wenig macOS-spezifische Entwicklung gemacht, deshalb ist der Abschied von Xcode kein Problem
- Testsystem(e) für mein Smarthome, dafür brauche ich im Schnitt zwei VMs parallel, allerdings mit relativ wenig RAM (sind Linux-Server ohne GUI) - ist systemunabhängig, die kann ich einfach unter Windows weiter nutzen; mit Hyper-V geht das sogar mit Bordmitteln
- Konstruktion mit Fusion 360 - läuft auch unter Windows
- Modeling mit Blender - läuft auch unter Windows
- Digitales Archiv mit DevonThink Pro - das ist meine größte Baustelle, dazu kommt später mehr
- Der Rest (Office, Web, Mail, Notation mit Finale, Arrangieren mit Band-in-A-Box und Garage Band etc.) - läuft alles auch unter Windows
So, ich hoffe, das war für den einen oder anderen interessant genug, um bis hier zu lesen

Die ganzen Komponenten sollten ab dem 5.3. hier eintrudeln, d.h. Baubericht und Systemeinrichtung kommen frühestens in zwei Wochen. Vielleicht gibt's zwischendurch ja schon mal einen Report zum Thema Dokumentenmanagement - hängt davon ab, wie gut ich vorankomme. Teaser: So eine geniale und bequeme Lösung wie Devonthink Pro habe ich bisher nicht finden können...