Kann es sein dass viele User auch überfordert sind? Und ich meine damit nicht nur mangelnde Englischkenntnisse.
Definitiv. Man könnte zwar meinen, dass die Gesellschaft spätestens nach Einführung von Unterricht in den Schulen der frühen 80er Jahren ausreichend Berührungspunkte geschaffen hat, aber viele Entwicklungen sind ja auch an wirtschaftliche Zusammenhänge gekoppelt. Ich gehe nicht davon aus, dass alle Familien im gleichen Maß an technologischen Entwicklungen partizipieren können. Die Zeit im Unterricht war damals einfach zu kurz und nicht jede Familie konnte sich die Teilhabe an den Themen auch leisten.
Heute ist es nicht viel anders. Wenn man an der Entwicklung teilhaben möchte, müssen beispielsweise Kinder auch schon frühzeitig gefördert werden. Selbst wenn der Wille dazu da ist, bedeutet dass nicht, dass sich jede Familie dass auch leisten kann. Außerdem benötigt man zu Hause für vernünftiges Lernen auch entsprechende Infrastruktur, angefangen von Zugang zu Internet bis zum gesamten Drumherum mit entsprechenden Geräten zur eigenen Nutzung.
In diesem Bereich sehe ich einen großen gesellschaftlichen Graben auf uns zukommen. Ob aktuelle Förderprojekte diese Defizite auffangen können, bleibt eben fraglich. Denn ein erheblicher Teil des Lernerfolges hängt eben mit Möglichkeiten im häuslichen Umfeld zusammen (und das möglichst früh).
Bei der älteren Generation hingegen ist es noch etwas ganz anderes. Viele haben einfach sich nicht mit der Technik auseinandergesetzt und die Technik hat sich früher auch nicht damit beschäftigt, älteren Generationen gegenüber bedienbar zu bleiben. Das fängt schon bei kleinen Dingen an, wie z.B. die Bedienung aktueller Geräte, die in allen HH heute zu finden sind.
Die Sprachkenntnisse sind natürlich eine nicht zu unterschätzende Hürde. Neben der englischen Sprache gibt es eine Fachsprache.
Der Consumer geht heute durch die Abteilungen großer Elektromärkte, kauft sich irgendein x-beliebiges Gerät und meint nun, damit sei es getan.
Im frühen amerikanischen TV gab es zumindest Sendungen, die diese ersten Berührungspunkte gelöst haben (z.B. Jim Butterfield C64). Im deutschen TV wurden solche Sendungen nur in Nischenkanälen wenn überhaupt gebracht (z.B. CC2TV) und anschließend von der Programmliste gestrichen. Das Thema "Lernen" fand dann in regional organisierten Clubs statt - was heute schon nicht mehr wegen Corona geht.
en.wikipedia.org
Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass es ein solches Format in den 80er Jahren im deutsch TV gab.
Tatsächlich hätten wir aus heutiger technischer Sicht, die Möglichkeit so etwas wie einen (bezahlbaren) Volkscomputer z.B. in Form eines Raspi 400 in die Familien zu bringen.
Vorausgesetzt, wir hätten eine entsprechende Förderung und vielleicht auch ein öffentliches Programm (also kein Pay-TV), was diese Themen auch an alle Familien verbreiten würde (vergleichbar der Sendung aus den 80ern in den USA).
Dazu müssten sich aber vermutliche Sender einmal durchringen, das Thema als "Wichtig" auf die Liste zu setzen. Auch Schulen müssten hier einen einheitlichen Brei kochen, sonst wird es nix.
Wenn wir aus gesellschaftlicher Sicht aufholen wollen, müssen wir einfach da anknüpfen, wo wir den Anschluß verloren haben.
Erinnern wir uns an Sir Cliv Sinclair - im Prinzip - eine solche Welle müsste durch die Masse gehen, um die Begeisterung für die Technik wieder zu wecken. Ob das aus heutiger Sicht möglich oder sinnvoll wäre, kann ich natürlich. nicht beantworten. Nur, dass eben genau das der springende Punkt war, der frühere Generationen begeistern konnte.
So gesehen sind leider weder Apple noch Windows Computer dazu der passende Einstieg - es sei denn, sie drehen etwas am Preis (was nicht passieren wird).