Gibt ganz offen objektive Gründe für bestimmte Einschränkungen.
Natürlich. Die gibt es nur für nahezu alles. Innerdeutsche/-europäische Flüge, Autofahrten, Kreuzfahrten. Es gibt auch keine Notwendigkeit für Carbon-Fahrräder, einen Großteil aller Smartphones etc. pp.
Objektiv können wir für alles - genügend und richtige - Gründe finden, diese Produkte, Dienstleistungen etc. einzuschränken oder gar zu untersagen. Wenn es aber darum geht, womit wir beginnen, sind wir an dem oben von mir skizzierten Punkt: Dann wird es sofort ein Fingerpointing geben, dass etwas anderes noch viel Schlimmer ist und man damit statt 5% eben 7% CO2 (oder was auch immer) einsparen/reduzieren könnte.
Und das ist - evtl. - sogar korrekt, ändert aber nur nichts an der Notwendigkeit zur Verhaltensanpassung.
Eine zweiwöchige Kreuzfahrt bläst für zwei Personen so viel CO2 in die Luft wie meine Fünfköpfige Familie im ganzen Jahr für Heizung, Strom und Auto „verbraucht“.
Übrigens auch hier: Am Ende des Tages spielt es gar keine Rolle. Wenn es hart auf hart käme, *müsste* man auf die Heizung verzichten. Entweder, weil die Betriebsmittel dafür ohnehin nicht mehr jedermann zur Verfügung gestellt würden oder weil es eben irgendwann einfach so verteuert wird, dass du es dir nicht mehr leisten kannst. Das würde aber erst passieren, wenn es *zwingend* notwendig ist, kurzfristig so drastisch zu reglementieren.
Bis dahin ist die Situation doch eher die folgende, wie man im letzten Winter auch gut sehen konnte: Selbst eine nur drohende (aber eben nicht konkrete) Möglichkeit ausbleibener Gaslieferungen und die Empfehlung weniger zu heizen, dafür aber vielleicht mal zu Hause ein zweites Paar Socken und einen dicken Pulli zu tragen, führt mehrheitlich nicht zu der Reaktion: "Oh, gute Idee, das klingt plausibel und ich schone meinen Geldbeutel und die Natur!" sondern zu einem Aufschrei gegen "die da oben" und dass man sich ja nicht vorschreiben lassen würde, wie warm man es zu Hause haben will.
Einfach mal hochrechnen, welchen impact das im Verhältnis hat. Da ergeben sich manche Antworten und Handlungen von ganz allein.
Noch mal, das ist nicht mein Punkt. Ich habe oben schon was zur Ratio geschrieben. Die Fakten sind bekannt und nachvollziehbar. Es wird aber jeder für sich Gründe finden, warum man eben nicht "hier", sondern "da" anfangen sollte. Das ist die gleiche Diskussion, wie sich auch allgemein geführt wird: Deutschland braucht gar nichts zu ändern, wird machen ja nur x% der Emissionen aus - China macht aber viel mehr aus - also bitte dort anfangen.
Oder auch ein anderes Beispiel, was du hier im Forum aber auch gerade gut nachvollziehen kannst: Nehmen wir das Gendern. Es kostet einen persönlich nicht mal Geld, da was dran zu ändern und nachweislich ist es genügend Betroffenen wichtig, dass es da Änderungen geben würde. Aber selbst die *hüstel* "Mühe" einfach nur seine Sprache etwas anzupassen, ist es schon den Leuten nicht wert bzw. zu viel "Aufwand".
Und da glaubst du *ernsthaft*, dass du morgen gg. die gesamte Kreuzfahrt-, Auto-, Computer-, Smartphone-, Reise-, ...-Lobbies anstinken wirst? Really?
Natürlich kann man statt „Verboten“ auch einfach mit dem Preis arbeiten … wenn eine Kreuzfahrt die verursachten Unwelt- und Klimaschäden kompensieren muss und damit ein Jahreseinkommen pro Person kostet, erledigt sich das Problem von ganz allein.
Ja, in der Theorie alles ganz richtig. Und was tut sich tatsächlich? Ich meine, es ist ja nicht so, als wäre das gerade erst gestern aufgefallen, als das Obergenie Wissing mit seinen Mitarbeitern zusammen saß und dann einer ganz aufgeregt reingerannt gekommen ist und in die Runde rief: "Krass, ich habe gerade entdeckt, was Kreuzfahrten so ausmachen! Da müssten wir mal was unternehmen!"
Nö, das Thema ist seit Jahrzehnten bekannt.
Mit Vernunft und Argumenten braucht man der Menschheit ja nicht kommen.
Das ist - leider - vollkommen richtig. Es ist, wie ich oben schrieb: Ohne direkte Auswirkung auf einen selbst, gibt es keine Notwendigkeit zur Anpassung. Je größer der "Schmerz", desto eher ist man bereit etwas zu ändern. Und je größer die persönliche Einschränkung, desto größer muss der Schmerz sein.