Hi, bin gerade zufällig hierrauf gestossen auf der Suche nach einem Artikel über die Metallica-Platte. Dabei ist mir folgendes aufgefallen, mit dem ich mal überhaupt nicht konform bin.
Früher war Musik "dynamischer", d.h. der Unterschied von "leisen" Stellen zu lauten war grössern. Heutige CDs werden komprimiert, d.h. extrem laute Peaks werden gedämpft, leise Stellen angehoben. Der Durchschnittspegel steigt dadurch. Das ist gesünder für die Ohren, da aus diesem "Einheitsbrei" kaum noch ein Peak heraussticht. Mit der Lautstärke am Ohrhörer hat dieser Aufnahmepegel aber absolut nichts zu tun! Das erledigt der nachgeschaltete Verstärker.
Eine alte (oder auch neue, unkomprimierte) Aufnahme ist eine weit höhere Anforderung für Ohr und Anlage. Um laut zu hören, muss man der vielen leisen Stellen wegen weiter "aufdrehen". Peaks schlagen dann aber richtig fett durch.
Dies ist nicht ganz richtig - natürlich können auch Peaks das Gehör gefährden, allerdings entstehen die meisten Hörschäden durch dauerhafte Lärmeinwirkung, also Durchschnittspegel. Bei vielen Menschen führt z.B. das ständige Ohr-Volltröten mit mp3-Playern zum Hörschwund - auch ganz ohne Dynamik.
Um mal ein paar Beispiele anzuführen:
- in einem Lärmbelastetem Arbeitsumfeld (z.B. Werkstätten) ist ab einem Durchschnittspegel (ständig laufende Maschinen) ab 85dBA Gehörschutz vorgeschrieben
- bei Veranstaltungen schreibt die Neufassung der DIN15905 Teil 5 vor, dass ab einem Durchschnittspegel von 95dBA Gehörschutz bereitzustellen ist und bei über 99dBA droht u.U. eine Unterbrecheung der Veranstaltung !!! Gemessen wird immer für eine halbe Stunde. Demgegenüber liegt ein maximaler Peak-Wert von 135dBC, was bei Pop-/Rock-üblicher Frequenzaufteilung ca. 120-125dBA entspricht.
Wenn man bedenkt, das eine Anhebung von 6dB bereits eine Verdopplung der Lautstärke darstellt (subjektiv erst bei ca. 10dB, da sich das Gehör anpasst), kann man vllt. erahnen, zu welchen Leistungen das Gehör tatsächlich fähig ist.
Das Problem der Überkompression von Musiktiteln im Veranstaltungsbereich liegt darin, dass für das (auch köperliche) "Erleben Musik" wichtige dynamische Elemente wie Bassdrum, Snare "weggedrückt" werden. Also muss die Wiedergabelautstärke im gesamten angehoben werden, wodurch die Belastung fürs Ohr steigt.
Zusätzlich werden durch Kompression nichtlineare Verzerrungen erzeugt, die, ausser im Sounddesign, keine musikalisch wertvolle Rolle spielen, aber dennoch das Ohr mitbelasten.
Ich selber sitze gerade auf einer alles andere als leisen Veranstaltung, aber wirklich hörmässig anstrengend fand ich nur die erste Bands, deren Schlagzeug sowie diverse Synthesizerklänge aus dem Rechner kam - alles vorkomprimiert bis zum Erbrechen.
Die anderen sind zwar von den Peaks her wesentlich lauter, aber die halte ich lustigerweise ohne Ohrensausen aus.
Ein sehr gutes Beispiel sind übrigens Schlagerpartys, die Playbacks der "Künstler" sind teilweise nur noch totgepresst und klingen auf grossen Anlagen einfach nach Sche....
Ich bin kein Feind der Kompression an sich, ich halte sie sogar für musikalisch sinnvoll und setze sie oft und gezielt ein- aber es gibt Grenzen und die wurden leider schon des öfteren überschritten Auch von mir in meiner Sturm- und Drang-Zeit und selbst heute noch ist die Versuchung oft hoch, im Laufe eines Studiotages mit zunehmender Gehörermüdung den Mix laut und platt zu pressen.