So, mit einiger Verspätung mische ich mich auch noch in die Diskussion ein:
- Speed: Die 4-5x faster entstammen aus SPEC-Tests. SPEC-Tests sind gut, und nur beschränkt marketing-tauglich, frühere Apple-Manipulationen bezogen sich auf unterschiedliche Compiler-Einstellungen, da man nun aber mit derselben Platform auch denselben Compiler wie alle Welt verwendet, ist dies draussen. Das heisst man kann davon ausgehen, dass die SPEC-Tests wirklich stimmen, und zwar auch in diesem Ausmasse. Aber: SPEC-Tests messen die Rechengeschwindigkeit der CPU, nicht die Performance des Systems. Wie His Steveness in der Keynote gesagt hat: Die Festplatte wird nun aber nicht mit 4-5x schneller laufen, sondern genau gleich schnell. Frontside-Bus und RAM ist in iMac und macBook schneller als in der Vorgängerversionen, aber auch hier nicht 4-5x. Grafikkarten, die in letzter Zeit immer mehr der schwerwiegenden Operationen übernehmen wurden auch besser, aber auch da nicht 4-5x.
Ergo: Der neue Mac wird schneller sein als die bisherigen, aber nicht 4-5x. Das bedeutet aber nicht, dass Apple hier mit falschen Zahlen spielt, Jobs hat selber gesagt, dass sich diese Veränderung auf die CPU und nicht auf das System bezieht.
Rosetta, Universal, Native:
- Wenn eine App native läuft, heisst das nichts anderes, als dass sie auf dem System läuft, für welches sie geschrieben wurde. Es hat sich eingebürgert, native dort zu gebrauchen, wo keine Übersetzungssoftware benötigt wird, um aus dem Programmcode Maschinentaugliche Befehle zu machen. Diese Art der Beschreibung ist allerdings etwas heikler, weil nicht klar ist, wo die Grenzen einer Übersetzungssoftware beginnen und wo sie aufhören. Der Gegensatz zu nativer Software ist übersetzte (der Maschinencode muss übersetzt werden) oder gar emulierte (der Maschinencode läuft in einer virtuellen Umgebung, die dann die eigentlich Übersetzung übernimmt, der Classic-Modus war ein Beispiel dafür, aber auch VirtualPC).
Natives laufen ist immer auf eine bestimmte Umgebung bezogen, zB das Betriebssystem, das Applikations-Framework oder eben den Prozessor. So hat NeXTStep und damit auch OS X von Beginn an die Möglichkeit offeriert, dass Programme für mehrere Betriebssysteme nativ laufen könnten (innerhalb jedes Programms gibts den Ordner Content und darunter verschiedene unterordner, insb. auch für verschiedene Betriebssysteme. OS X-Programme sind immer unter Content/MacOS/ abgelegt), allerdings ist nie ein anderes Betriebssystem auf diesen Mechanismus aufgesprungen (er hätte auch einige Probleme mit sich gebracht).
- Universal Binarys sind nun Programmdateien, die mehr als einen Maschinencode haben, also auf mehreren Prozessor-Platformen nativ laufen (ein Mechanismus, welcher im NeXTStep-Bundle-Konzept nicht vorgesehen war). Das bedeutet nichts anderes, als dass diese Programme auf dem IntelMac genauso laufen wie auf dem Powermac und keine Übersetzungsdienste benötigen. Wie geläufig dieser Ausdruck werden wird, wird man sehen, ich weiss noch nicht, wieviele Marketing-Abteilungen den Ausdruck "MS Office is now universal binary" als speziell gelungen ansehen, oder ob sie nicht lieber sagen werden "MS Office now runs under old PowerPC- and new Intel-Macs". Vielleicht wird Redmond ja auch sagen "We Welcome Apple on the Intel-Platform"
- Rosetta ist nun für all jene Programme gedacht, die es noch nicht als Universal Binary gibt. Nach ursprünglichen Versprechungen wird unter Rosetta eigentlich fast alles laufen ausser Systemnaher und Classic-Software (Yes, Classic is dead !), und zwar ohne dass der User oder das Programm etwas davon bemerkt ausser der schlechteren Performance.
Dies geschieht dadurch, dass sich Rosetta vor ein Programm stellt und so tut, als wäre es die CPU. Es nimmt anstelle der PowerPC-CPU Befehle entgegen, übersetzt sie in Intel-CPU-Befehle, gibt sie an die CPU weiter, erhält die Antwort vom Intel, übersetzt diese, als wäre es eine Antwort eines PowerPC und gibt sie an das Programm weiter (sehr stark vereinfacht).
Nun gibt es Programme, die direkt mit der CPU sprechen müssen, und auf ganz spezielle Antworten der CPU warten, die Rosetta nicht einfach so übersetzen kann. Dies betrifft vor allem Treiber und massiv Systemnahe Tools wie zB ein VPN-Client von Cisco.
Seit gestern abend gibt es da aber etwas Verwirrung, weil Apple sagt
Pro applications from Apple — including Final Cut Pro, Motion, Soundtrack Pro, DVD Studio Pro, Aperture, Logic Pro, Logic Express, and Final Cut Express — are not supported by Rosetta.
, und MS kündigt ein Update an, um Office für Rosetta fit zu machen. Wie ist das mit dem Anspruch von Rosetta zu vereinbaren, wonach
Most existing applications will continue to run, thanks to Rosetta.
, wenn dies nicht mal auf derart weit verbreitete und elementare Software zutreffen sollte. Denn als speziell Systemnah gilt diese Software ja eigentlich nicht...
Ich vermute mal, dass diese Programme durchaus auch mit Rosetta laufen würden, aber einfach soooo grottenlangsam, dass Apple lieber gleich sagt, dass es gar nicht laufen würde, und sich so erst mal aus dem Schussfeld zieht.
Ich bin mit der MWSF im grossen und ganzen zufrieden, auch wenn ich Steves ejaculato praecox nicht ganz nachvollziehen kann. aber die Show war fantastisch, iLife06 ist auf der Einkaufsliste, und ich freu mich sehr auf die MacOnIntel-Zeit. Nicht auf die nächsten 9 Monate, aber wenn es sich erst mal eingespielt hat, dürfte es ganz geil werden... Die FW800-Absage ist bedauerlich, war aber absehbar, und lieber früh als spät (ich sitze heute noch auf einem cinema display mit einem technisch überlegenen video-adapter, aber leider kann ich es nur an meinen g5 anschliessen).