@Michast,
was willst Du mir eigentlich damit sagen?
Oder wolltest Du zum Ausdruck bringen, weil das jetzt in der FAZ gestanden hat, sei es richtig?
Wie meinen??
Es geht doch hier um Folgendes (schade, dass Du es bis jetzt noch nicht verstanden hast):
1. Es gibt einen Vorfall in einem sächsischen Dorf. Und sofort sind alle da - ohne genaue Kenntnis der Dinge, die da vorgefallen sind - und sich einig, dass es sich wieder einmal um eine konzertierte Aktion von allein gelassenen und frustierten jungen Männern aus dem Osten handelt (weil die Frauen ja schon abgewandert sind

).
2. Weisst Du, was ich so richtig Scheiße an der ganzen Debatte finde? Täterprofil: Alleingelassene Jugendliche ohne Perspektive mit rechtsradikalem Hintergrund. Wow. Und schon kann Jeder, der keinen Job findet, in seinem Frust Inder attackieren. Andererseits lässt sich mit so einem Befund leicht ein Täterprofil erstellen: Wer ist hier bitte schön ohne Job und perspektivlos? Ach ja, der Osten!
3. H. Grönemeyer fiel sogar auf diese blöde Argumentationsschiene herein und finanzierte einen Jugendclub in Leipzig. Fazit: Wenn Ihr keine Kohle rüberschiebt für Sozialarbeit für Jugendliche, ja, dann machen wir eben die Hatz auf Ausländer.
4. Keinem ist dabei aufgefallen, dass es sich um einen zivilrechtlichen Vorgang handelt. Wer andere Menschen angreift und verletzt aus niederen Gründen, der gehört vor ein ordentliches Gericht: sei er nun ohne Arbeit oder stolzer Besitzer eines Eigenheims, ohne oder mit Ehefrau (die nicht nach dem Westen abghauen ist), sei er nun Sachse oder Bayer oder aus NW.
5. Was bleibt, ist ein faales Gefühl der Ohnmacht: Wann immer etwas im Osten geschieht, was den großen Gazetten berichtenswert erscheint, wird es gleich groß aufgemacht: Unsere unliebsamen undemokratischen Nachbarn im Osten. Und wieder werde ich, so ich denn einmal in den alten Ländern bin und ganz entspannt in einem Café einen Kaffe trinken und eine Zigarette rauchen will, meine "Cabinet rot" verstecken. Man will ja schließlich nicht als Rechtsradikaler geoutet werden.
6. Was weiter bleibt, ist Bitterkeit, wenn von dem wirklich grandiosen "Wir sind das Volk" jetzt nur der wirklich dumme Spruch bleibt: "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein". Stolz kann man über etwas sein, was man selbst erreicht hat: Ich bin stolz auf meine Kinder, weil ich sie richtig erzogen habe. Ich bin (von mir aus) stolz auf meinen Lebensstandard, weil ich mir den erarbeitet habe. Ich bin stolz auf die alte Karre, die ich wieder repariert habe. Aber stolz auf etwas, für das ich nichts getan habe? Genauso gut hätte ich ja auch als Kaninchen oder Strohhalm geboren worden sein. Welcher Stolz also??
Ich denke, so weit sind wir nicht voneinander entfernt (gedanklich, meine ich). Falls ich mal bei einem ATUT aufkreuzen sollte, lässt sich das leicht bei einem gepflegten Bier klären.
Ciao
Tul