Lieber Michast
Nun, hast Du mich schon ein zweites Mal nicht verstanden.
Das war ein selten dummes Statement und setzt Dein Posting auf dasselbe Niveau der Postings, über die Du Dich ärgerst.
Das war einfach Polemik. Polemik entsteht durch Verärgerung.
Ausserdem verstehe ich nicht, wieso ein Thread in dem es darum geht, Flagge gegen rechts zu zeigen, plötzlich in eine Diskussion ausarten kann, welche Bundesländer mehr rechtsradikal sind und welche weniger, welche die größeren Demokraten hervorruft oder gar, in welchen Bundesländern die Zivilcourage höher ist.
Aber
dieser Ball wurde uns Ostdeutschen doch durch die Medien und einige Statements im Forum hier zugespielt!! Wieder nix verstanden??

Hier werden zwei Dinge miteinander vermengt, die nichts miteinander zu tun haben.
Übrigens "Flagge zeigen" klingt sehr nach LTI (frei nach V. Klemperer)
Ich habe heute über die Nachrichten die letzten Ergbnisse der polizeilichen Ermittlungen gehört: "Es gibt bis jetzt keine Indizien für eine geplante und organisierte rechtsradikale Aktion gegen Ausländer" Punkt!! Trotzdem haben sich die Medien sofort nach dem Vorfall auf das Thema "Ausländerfeindlichkeit im Osten" eingeschossen. Im Heute-Journal kam gleich zwei Tage nach dem Vorfall zuerst eine Reportage über Mügeln, wo man zwei Hartz 4-Empfänger vors Mikrofon gezerrt hat mit der Bemerkung: "Na ja, hier gibt es ja keine Jobs. Weiss doch Jeder, was hier los ist", obwohl die gar nicht dabei waren! Danach lief eine Reportage über einen indischen Bauingenieur als Kontrast-Programm, der sich in Weinstadt (Rheinland/Pfalz) pudelwohl fühlt, weil die Leute dort so tolerant sind. Punkt!! Dann der süffisante Kommentar des Nachrichtensprechers, dass man doch bitte die Statements der Inder in unterschiedlichen Regionen Deutschlands beachten soll.
Hier im Forum wurde jetzt noch eins draufgesetzt: Man diskutiert darüber, ob linke oder rechte Gewalt schlimmer sei. Ja, nachdem die Schubladen sofort nach den Geschehnissen (ohne Kenntnis der Sachlage) aufgeschoben worden waren, geht es gleich an die Grundsatzdiskussionen. Und Du wirfst mir vor, ich unterlaufe die gemeinsamen Bemühungen gegen Rechts.
Was ist denn nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen tatsächlich passiert?
Es gab ein Dorffest, bei dem sehr viel getrunken wurde. Eine (offensichtlich sehr betrunkene) junge deutsche Frau kam aus dem Bierzelt. Zu welchem Zweck auch immer. Sie wurde von den Indern, die vor dem Zelt standen, angesprochen. Aus Sicht einiger dort anwesender Jugendlicher auch "angebaggert". Dann kam es zu einer Schlägerei mit 14 Verletzten (8 Indern und 6 Deutschen). Die Inder flüchteten sich wegen der zahlenmäßigen Überlegenheit der deutschen Schläger in eine 30 Meter entfernte Pizzeria, die auch Indern (oder einem der Inder) gehörte. Der Mob (angetrunken!!) wurde immer größer und begann rechtsradikale Parolen zu skandieren.
Das ist schlimm genug. Aber doch bitte kein Indiz für die Ausländerfeindlichkeit des Ortes Mügeln oder des Freistaates Sachsen. Es ist ein Vorfall, der unter Alkoholeinfluss gepaart mit einer unseeligen Dorf-Bierfest-Mentalität zustande kam und bei dem die Inder auch nicht einfach nur die unschuldigen Opfer waren. Wenn es Berliner gewesen wären, dann hätten die "Preußen raus" gerufen.
Ich will das Ding nicht runterspielen. Aber bevor man über Rechtsradikalismus und darüber, ob rechte oder linke Gewalt schlimmer ist, philosophiert, redet, sollte man sich erst einmal darüber klar werden, worüber man redet. Man kann auch so schlimme Dinge wie "Rechtsradikalismus" verharmlosen, indem man den Begriff einfach inflationär gebraucht.
Bei den Montags-Demos, die ich in meinem Posting angesprochen hatte, bin ich auch einmal in der Nähe des Blocks "rote MB (Moritzbastei)" mitgelaufen. Plötzlich öffnete sich eine Gasse und ich durfte dem braunen Mob einmal ins Auge schauen. So etwas vergisst man nicht so leicht.
Also bitte: Es redet sich so leicht über Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit und Jeder will sich gern als Musterbürger zur Schau stellen und mitreden. Aber nicht jede Dorfschlägerei eignet sich dazu, sich auf Kosten der Leute im Osten (wofür in diesem Fall wirklich die Medien verantwortlich waren) daran abzuarbeiten.
Lieber Michast,
ich denke wir liegen gar nicht so weit auseinander. Aber die Sache mit dem Systemwechsel und der "Unschuld verlieren" bleibt von meiner Seite aus bestehen, weil das wirklich ein Punkt ist, den aus meiner Erfahrung heraus leider bisher kaum Jemand aus den alten Bundesländern verstanden hat. Wer will sich schon gern ständig als Demokratie-Lehrling vorführen lassen.
Daher auch immer wieder die "selten dummen Statements" und die Missverständnisse. Und deshalb verstehst Du auch nicht die Probleme mit Trabbis und Verhören im Auto. Aber wenn es weiter nichts ist:-D
Ciao
Tul