so, ihr lieben,
leider komme ich viel zu spät in diesen thread ...
ich finde es klasse, wie viel vertrauen ihr in unseren staat und unsere republik habt - behaltet das bei - nur:
das jugendamt ist eine behörde. eine völlig überforderte, schlecht bezahlt nur unzureichend ausgebildete, völlig unterbesetzte und mit tausend papierchen überforderte truppe, deren vorschriften sich genau so gerne änderen wie die der finanzbeamten. unprofessionelle einstellung, abnutzungen, burn-out und abstumpfung tun ein weiteres. ich finde es klasse, zu lesen, wenn man ideen hat wie, "die sollten da mal nachschauen", "kurz reingucken", "verdeckt ermitteln" "beraten"usw.
nur: das funktioniert so überüberhaupt nicht, denn - aus sicht eines lehrers, der mittlerweile seit über 10 jahren im sozialen brennpunkt arbeitet:
das jugendamt funktioniert nicht mehr bzw. hat *so* noch nie funktioniert ... es ist deutsch. es hat paragraphen und die eltern haben derart viel mitspracherecht (vielleicht auch gut so - ist immer zweischneidig), dass es manchmal zum haareraufen ist.
eine überforderte familie, ein alleinerziehender elternteil oder was auch immer *kann* erziehungsbeihilfe nach dem bundesversorgungsgesetz (BVG) beantragen. das ist gut und schön so. dank des kinder- und jugendhilfegesetzes (KJHG; SGB VIII).
die kehrseite sieht aber so aus: eltern können sagen: "nö - ich brauch das nicht - funktioniert doch alles". und da muss das kind erst grün und blau geschlagen sein, regelmäßig in schule oder kindergarten fehlen und *offensichtlich* verwahrlost sein (und da dehnt sich wieder alles ...), da muss das kind quasi erst im brunnen liegen, bevor das amt tätig werden *darf* ...
darüber hinaus sind es oft die mitarbeiter des jugendamtes, welches das KJHG noch nicht mal in ansätzen kennen ...
und die zeiten "da kommt das amt und holt das kind" sind lange schon vorbei - weil einfach kein geld dafür da ist. es ist wesentlich billiger, eine hilfskraft in einer familie unterzubringen, als ein kind "wegzugeben" ... pädagogisch hat man allerdings auch erkannt (glücklicherweise), dass es für ein kind der größte scheiß ist, wenn es von den eltern weggenommen wird - egal wie assozial die sind. kommt komisch, weiß ich ...
und zurück zur ausgangsfrage:
der wesentlich effizientere weg ist der über den kinderschutzbund. hier arbeiten wesentlich besser ausgebildete leute und auch jede menge "ehrenamtlicher", die mal vorbeischauen können. aber auch in diesem fall hängt es von der größe der gemeinde ab und davon, ob es überhaupt einen solchen in der nähe gibt ...
wenn du wirklich zeit hast und deine aufgaben als bundesbürger ernst nehmen möchtest, geh den steinigen, aufwändigen weg (frag vielleicht sogar mal im kindergarten unverblümt nach. achtung: die können und werden dir keine auskunft geben - aber du, du sollst ihnen zeigen, dass du im bilde bist. das macht denen ein wenig kalte füße - eigentlich ist das nämlich deren job - und sie behalten das kind und die umstände im auge ... büsken onkel vito spielen halt ...)
scheu dich nicht!
nochmals - das ist bundesbürgers pflicht und ich danke dir jetzt schon im namen der gut 20 kindern, die ich kennen gelernt habe (mehr sind es glücklicher weise nicht - im "tiefen" brennpunkt funktioniert kindeserziehung und -betreuung immer ein bisschen besser, auch wenn dort merkwürdige worte gewählt werden ...), bei denen die nachbarn wegschauten bzw. dies tun ...
und letzten endes - wenn du willst und kannst - lad das kind ab und an mal zum spielen ein. du hilfst nicht nur dem kind sondern auch den eltern, die ja offensichtlich überfordert sind - vielleicht kommt ihr ja über diesen weg zusammen ...
ich drück euch ganz fest die daumen
allerliebst grüße
thei