Schrift und Respekt
Es ist ein Unterschied, ob man sich vertippt oder gelegentlich Fehler macht oder ob man schon per se demonstriert, dass man sich nicht einmal bemühen wird, richtig zu schreiben. Ich kenne solche Leute aus der Firma, die einfach alles klein schreiben. Die sind sooooooo wichtig. In Wahrheit aber sind sie zu faul oder zu dumm richtige Groß- und Kleinschreibung zu praktizieren aber als Abteilungsleiter oder Operationsmanager ist es ihnen peinlich, wenn die "Untergebenen" über sie schmunzeln, weil sie nicht wissen, wie man "zum e/Essen gehen" schreibt. Deswegen erheben sie ihre "Schreibschwäche" zum Stil und zum Paradigma eines effizienten Arbeitsstils. Da möchte ich gerne einen Anglizismus bemühen: Bullshit. Es ist der Versuch, es dem Schreiber auf Kosten des Lesers leichter zu machen. Würden Schweine die Welt beherrschen müssten wir demzufolge alle das Grunze erlernen.
Bitte, damit das nicht missverstanden wird: Ich diktiere niemandem etwas auf. Ich schreibe hier nur, dass ich es für respektlos halte, wenn man schon im Vorfeld ankündigt: "Passt auf - ich will hier rein posten aber ich schere mich einen Dreck darum, ob das lesbar ist was ich verfasse oder richtig geschrieben und wer mich deswegen anmacht ist ein spießiger Spinner den ich mit der Macht der Jugend (und wenn mir jemand verrät was ein Neologismus ist dann auch gerne damit) unterbuttern werde. Denn in einer Welt die wie Krebs nur wachsen und "jung" (=unerfahren und damit bereit, irrwitzige Risiken für minimale Erfolgsaussichten einzugehen) und dynamisch (=nach dem Motto eines Nichtschwimmers im tiefen Wasser: Hauptsache Bewegung) nach vorne will (auch wenn dort der gähnende Abgrund droht) ist alles was konservativ bremst und einen respektvollen und daher vielleicht auch gemächlicheren Umgang miteinander fordert, schlecht und angreifbar."
Früher sagte man "Zuerst denken, dann sprechen". Heute scheint "egal wie langsam du denkst, tipp schneller" das Paradigma der Pseudodynamiker wie z.B. auch die neue Managerriege.
Aber wie gesagt, ich schmunzle während ich das schreibe - anders als in meiner Firma, wo ich nicht aufhöre, Kleinschreiber als Vollidioten zu beschreiben und ihnen konsequent unterstelle, sie könnten es nur einfach nicht und würden ihre Schreibschwäche so kaschieren, empfinde ich es hier nicht als so schlimm denn ich kann ja einen Beitrag, der mir zu respektlos geschrieben scheint einfach ignorieren.
Und ja, ein Streber zu sein erschien mir die ökonomischste Methode durch die Schulzeit zu schlendern. Faulheit und Leistungsverweigerung empfand ich immer als zu anstrengend. Ausserdem wurde ich für meine Schulnoten bezahlt - wenn sich Leistung lohnt, warum also nicht?