Besagte Genre Bevorzugung tritt häufig bei so genannten Senioren auf, damit verbunden entsteht bei vielen jungen Bürgern in Deutschland ein ungutes Gefühl immer wieder die Überalterung von neuem begreifen zu müssen. Somit wird der Schlager ein Symbol der Überalterung und wer will schon das ein Symbol für neue Ideen kreatives und vor allem Lifestyle so etwas anbietet?
Ergo kriege hier viele User das Gefühl das ihre Identität schaden nimmt.
nein ich mag keine Schlager Musik ich hasse sie danke der Nachfrage
Ich wollte nur mal Klugscheißen.
Da hat aber jemand in Musikgeschichte nicht aufgepasst, hm?
Ganz im Gegenteil zu Deinen Ausführungen hier, nach denen Schlager etwas mit Überalterung zu tun haben, sind sie nämlich eher das Gegenteil: quasi identitätsstiftend für die deutsche Musik und auch das "damalige" Zeitgefühl.
Kaum ein Film der 60er kam ohne "Schlagerstar" aus, der parallel zu Elvis, oder Sinatra als singender Schauspieler installiert wurde. Peter Kraus, Peter Alexander, Connie Froboess etc waren die "Antworten" auf das, was zu der Zeit das Moderne, nämlich Amerikanische symbolisierte.
Wer "hip" war, hörte BFBS oder die BBC, und umgab sich mit der Aura der Siegermächte des zweiten Weltkriegs, die über ihre "Botschafter" genannt Soldaten den Drang nach Westen auslösten.
Elvis, Johnny Cash, und auch Bill Ramsey, der im Gegensatz zu den ersten Beiden in Deutschland blieb, nach seiner GI-Zeit waren in Süddeutschland stationiert, und...sangen sogar Lieder auf Deutsch.
Wer zu erst da war, deutschsprachige Schlagersänger, die Amerikanische Songs eindeutschten, wie Rudi Carell es mit "Wann wird's mal wieder richtig Sommer", seiner Version von "City of New Orleans" tat, oder ob es doch eher die Amerikaner wie Chubby Checker mit "Der Twist beginnt", der deutschsprachigen Version seines Schlagers "Let's Twist again" waren, das lässt sich so genau nicht sagen. Fest steht aber dennoch: beides war kein Einzelfall, und sehe wir von den bereits genannten Musikern mal ab, sprangen auch die Supremes mit einer deutschen Version von "Where did our Love go?", Petula Clark mit "Downtown", und Eileen mit ihrer Interpretation "Die Stiefel sind zum wandern da" auf den Zug auf. Dusty Springfield sang "Warten und hoffen", Cliff Richard sang "Wenn Du lachst, lacht das Glück", Cat Stevens "Man soll sich so schnell nicht verlieben", und Bobby Darin "Rote Rosen für Cindy".
Bill Ramsey vertonte Yellow Submarine auf deutsch, irgendwann um die Zeit herum, als Bernd Spier "San Francisco" auf gleiches tat. Boris Brown nahm sich in "Es steht ein Haus im Westen" das alte "House of the rising sun" vor, und Boy Berger machte aus "Wooly Bully" schlicht "Wulle Wulle". Cindy und Bert (einer meiner Favoriten!) machten aus Black Sabbath "Paranoid" den Klassiker "Der Hund von Baskerville" und Karel Gott ging in "Schwarz und Rot" vollends ab (Hörenswert!) als er "Paint it black" coverte. Ein Mann mit dem traumhaften Namen John Dattelbaum übersetzte "Runaway" von Dion and the Belmonts als "Mädchenschreck", und Lisa Fitz (Auch: Klassiker-Alarm!) machte aus dem "Son of a Preacherman" kurzerhand den "Sohn eines Hilfsarbeiters"...
Nee, Schlager ist nicht altmodisch. Im Gegenteil: Schlager sind eigentlich eine unglaublich moderne Sache, da sie wohl die erste "echte" Anfreundung zweier Nationen war, die kurz vorher noch aufeinander geschossen haben. Schlager waren im Gesellschaftlichen Kontext revolutionär, und haben genau das auch ausgesagt.
Schlager sind also genau so altmodisch, wie es Cola ist.
Jetzt musste ich auch mal klugscheißen...
Ps: wen das Thema interessiert, dem kann ich die Sampler-Reihen "1000 Nadelstiche" und "Pop in Germany" ans Herz legen - ein teilweise wirklich unglaubliche Zusammenfassung genau dieses Phänomens...