Joe
Akerö
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Als Kunde hast du übrigens kaum Einwirkungsmöglichkeiten. Die Kunden sind eine wabernde Masse von durch entsprechende Marketing-Massnahmen (begrenzt) steuerbare Masse. Und der Kunde (wer ist "der" Kunde eigentlich?) wird's schon glauben, wenn es soweit ist. Und dann ist er auch bereit, (fast) jeden Betrag zu zahlen, den man verlangt. Man muss halt das Feld nur entsprechend vorbereiten.
Tja, du redest gerade mit einem BWL Studenten Es ist genau umgekehrt: ein Unternehmen hat kaum Einwirkungsmöglichkeiten. Der grundsätzliche Zweck eines Unternehmens ist es, den Fremdbedarf zu decken. Ein Unternehmen produziert das, was Kunden nachfragen werden. Die Kunst liegt darin herauszufinden, was die Menschen zu welchem Preis und zu welcher Menge kaufen werden.
Kunden sind diejenigen, die die Leistungen eines Unternehmens in Anspruch nehmen (Produkt X kaufen) und dafür eine Gegenleistung erbringen (Preis zahlen). Sie sind in keinster Weise bereit, jeden Betrag zu zahlen, der verlangt wird. Ich habe iWork 08 für 79,-€ gekauft, der Preis schien mir angemessen. Läge der Preis bei 199,-€, hätte ich nicht gekauft. Unser Konsumverhalten richtet sich grundsätzlich immer an rationalen Entscheidungen aus. Kunden, die reich sind und sich alles leisten können oder die, die über ihre Verhältnisse werden dabei nicht beachtet, man geht eher von einer durchschnittlichen Kaufkraft aus.
Ein Unternehmen definiert nur eine Preisuntergrenze, um zum Beispiel Kosten zu decken, d.h. dass das der Preis des Produktes auf keinen Fall geringer sein soll. Darauf kommt eine mögliche Gewinnspanne, Steuern etc. und es wird ein Verkaufspreis festgesetzt. Nun schaut man, ob die Kunden zu diesem Preis kaufen und wenn ja welche Menge.
Die Festsetzung eines Verkaufspreises ist meistens ein Preis "auf Probe" um herauszufinden, wie der Markt reagiert.
Das was du als Einfluss durch gutes Marketing nennst, ist bedingt richtig: ein gutes Marketing führt oft zu höherem Umsatz. Aber schau dir Apple an. Sie verkaufen standard Hardware zu überdurchschnittlichen Preisen, das haben sie ihrem allgemeinen "Think different" Image zu verdanken. Aber sie haben auch nur einen geringen Kundenkreis, der bereit ist, diese überdurchschnittlichen Preise zu zahlen. Beispiel iPhone: das erste kostete 399,-€ mit Vertrag, wenige kauften es. Das 3G 16GB kostet 249,-€*mit Vertrag und schon laufen deutlich mehr Menschen auf der Straße damit rum. Nun soll es evtl. ein iPhone Nano zu einem noch günstigeren Preis geben. Es werden mehr Geräte produziert und es wird mehr nachgefragt, aber nur zu einem geringeren Preis.
Damit soll gesagt werden: wenn die Welt keine Webapplikationen will, dann wird es dafür auch erstmal keinen Markt geben und niemanden, der darin investiert.