Ich werf meine 5 Euro-Cent hier auch mal mit in die Runde und quatsche wieder ein bisschen aus dem Nähästchen
Erleben wir nicht gerade eine Entwicklung, in der Musik schlicht und ergreifend für die "breite Masse" nichts mehr wert ist? Wird deshalb nicht einfach nur billigst-ersetzbar-Schrott produziert?
Kleines Beispiel:
Als ich Jugendlicher war, kosteten günstige CDs 17-21 Mark, teure CDs kosteten 32 Mark. Also haben wir Geld gespart, sind zur "Plattenkiste" gefahren (mittem Bus) haben uns ein oder zwei CDs gekauft und diese dann so lange gehört, bis das Geld wieder für eine neue CD gereicht hat, oder bis der Laser Rillen in die CD gebrannt hatte
Mit nem bisschen Glück blieb noch genügend Kohle für einen halben Hahn und Pommes rotweiß im Kochlöffel neben der Plattenkiste über - bis der nächste Bus zurück nach Hause fuhr...
Wenn wir Musik kopieren wollten musste das auf Tape in Echtzeit oder, wer Glück hatte, mit Double-Speed geschehen. An Musik zu kommen war "harte Arbeit" und wir haben für Parties unsere CDs zusammengeworfen (natürlich jede schön mit Namenskürzel versehen, damit wir die nachher wider auseinander dividieren konnten). Musik war was wert - weil wir dafür sparen mussten, weil nicht jeder alles hatte und weil wir unsere CDs "in Ehren" gehalten haben.
Und was erlebe ich heute in der Schule?
Die Kids besitzen kaum zwei oder drei CDs. Sondern nur gebrannte Klamotten. Alles, was sie irgendwo hören, laden sie sich augenblicklich selbst aus den Sharing-Börsen runter oder bekommen es morgen vom Kumpel auf CD gebrannt. Und weil's gerade im Download-Angebot war, gleich die komplette Diskographie des Künstlers dabei. 20 CDs auf einem MP3-Datenträger. Schwupps. Mehr Musik, als man vertragen kann, "kostenlos" und jederzeit verfügbar.
Als ich mit diesen Kids über "Copyright" usw. gesprochen hab, haben die mich recht verständnislos angeguckt - "machen doch alle, unsere Eltern auch".
Und nun versetze man sich mal in die Situation eines "Plattenbosses":
Macht es angesichts dieser Massenkonsumhaltung noch Sinn, Künstler nachhaltig zu fördern, aufzubauen und über Jahre hinweg zu begleiten? Oder ist es, im Sinne der Marktwirtschaft, nicht viel besser/lukrativer noch ein paar Retortenbabes aus dem Studio rauszuquetschen, mit Auftritten bei RTL/Pro7 und den anderen Verdummungssendern ein paar Millionen zu kassieren und morgen schon wieder den nächsten Alexander/Großer Bruder/Küblböck auf den Markt zu werfen?
Natürlich haben wir hier auch eine Henne/Ei-Konstallation, denn was war zuerst da? Die massenkompatible Labormusik? Oder die "ist-mir-doch-egal-lad-eh-alles-runter"-Haltung der Konsumenten?
Wer gute Musik live gespielt hören will, kommt auch nächstes Jahr wieder zu
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