Naja - die Situation für Apple war damals äusserst schwierig. Sie waren vor allem ein Computer-Hersteller (iPod und iPhone gabs noch nicht) und die Macs hatten damals insb. bzgl der Modernität des Betriebssystems große Probleme. Die Firma machte im Jahr 1996 ca. 800 Mio Verlust - im Jahr 1997 war es insgesamt sogar eine Milliarde, wobei der Hauptteil davon im ersten Halbjahr "erwirtschaftet" wurde - das zweite Halbjahr, als Jobs antrat, sich also bereits langsam entspannte.
Hier dazu zwei schnell ergoogelte Nachrichten der damaligen Computerwoche:
http://www.computerwoche.de/heftarchiv/1997/17/1098435/
http://www.computerwoche.de/heftarchiv/1997/43/1102246/
Dieser Trend war äusserst konträr zum großen Teil der restlichen Industrie (man befand sich ja gerade auf dem Weg zur großen Jahr2000-Blase - IT war DAS magische Wort um Bankern und Investoren Kohle aus der Nase zu ziehen).
Apple hatte also einerseits die Schwierigkeit quasi 2 Mrd in 2 Jahren in den Sand gesetzt zu haben - also in gewisser Weise abhängig von der Laune von Banken und Investoren zu sein. Andererseits befand man sich in der Branche, in der die Kohle nur so sprudelte - allerdings brauchte man dafür "Fantasie". Und Fantasie ist ja genau das, was Steve Jobs zur genüge hat und anderen sogar einreden kann
Was war also ganz wichtig für einen der ältesten PC-Hersteller bzw Miterfinder des PC? Er brauchte Zeit und eine Strategie. Die Strategie war ganz klar ein vernünftiges OS auf vernünftigen Maschinen zu bauen - basierend auf das eingekaufte NextStep, welches aber noch diverse Jahre der Entwicklung brauchte (und woraus dann letztlich OS X wurde). Bis dahin musste man über die Runden kommen, und durfte die Investoren und Banken nicht verprellen. Was ist für irgendwelche Nadelstreifen-BWL-Junkies also eine gute Pille? Wenn man denen verkaufen kann, daß der Branchen-Primus schlechthin, nämlich Microsoft, an diese Firma glaubt, in sie investiert und zudem zusagt ein sehr wichtiges Software-Paket für die Macs rauszubringen.
Die 150 Mio Dollar Investition waren sicher monetär nur ein Tropfen auf den heissen Stein und hätten Apple allein nicht "retten" können - da mussten ganz andere Gelder/Kredite fliessen. Aber DAMIT die wirklich flossen und nicht einfach Apple zerlegt und verkauft wurde, war es nötig, daß ein solches Signal gesetzt wurde.
Microsoft selber hatte damals übrigens bereits große Klagen am Hals - ganz zurecht. Es stand damals ja sogar zumindest in den Gazetten der Gedanke im Raum, die Firma zu zerschlagen - in eine OS- und eine Applikations-Sparte. Einen der letzten Konkurrenten mit eigenem OS zu unterstützen war sicher auch dem Gedanken geschuldet, daß man "nur" als Marktdominator, nicht als alternativloses Quasi-Monopol dastehen wollte. Wobei letztlich... weiss der Geier, was Gates dazu bewogen hat, Apple zu unterstützen. Vielleicht hat Jobs auch so lange bei Gates gejammert, bis der halt mitgespielt hat. Wer weiss
Oder Gates hatte doch ein schlechtes Gewissen? Ach neeeeee... so unsinnig sollten die Vergangenheits-Spekulationen dann doch nicht sein
gruß
Booth