Es ist eine interessante, letztlich vielleicht sogar eine entscheidende Frage. Zum einem sollte man den Grund des "Switch" in Erfahrung bringen, da diese Antwort zugleich die dauerhafte Marketing-Strategie Apples sein wird. Zudem wird diese Strategie sich unweigerlich auf das Produkt-Portfolio auswirken. Warum noch teuere, Supermaschinen bauen, wenn doch nur das Äußere zu überzeugen braucht? Warum überhaupt das Design verändern, wenn es reißenden Absatz findet? Warum teuere Software entwickeln, wenn diese ohnehin nicht mehr in jenen maßen genutzt wird, wie man womöglich es gerne hätte?
Wenn sich die zukünftigen Switcher wirklich nur den Mac zulegen, weil er "cool" ist, dann sieht es wirklich düster mit der Entwicklung der Profi-Lösungen und Software aus. Ich erinnere mich an meine PML-Stufe (und anderer), in dem jeden Schüler den Mac im grafischen Bereich näher gebracht wurde. Das Ergebnis: Nur ich und ein weiterer Schüler meiner Stufe fanden Mac OS X im Spiel mit Photoshop & Co. vorteilhafter. Der Rest bemängelte -und das tut den Mac-User richtig weh- die Bedienung. Ja jetzt könnte man abwinken und sagen "dann haben sie sich nicht genauer damit auseinandergesetzt", aber 3 Jahre sind eine lange Zeit. Am Ende stellt sich die Frage warum überhaupt sich Mac OS X erzwingen zu mögen, wenn man mit anderen Betriebsystemen gleiche oder bessere Ergebnisse liefern kann. Und leider geht das nicht nur PML so, auch viele (mir bekannte) Mediengestalter haben nur ein geringfügiges Interesse an Macs. Noch sind die Macs in Agenturen vorhanden, aber in Fotolaboren oder Belichtungsdiensten bzw. in essentiellen Bereichen der Farb-, Bilder und Datenverwaltung findet der Mac keinen Anklang mehr. Natürlich ist das nur mein kleiner Eindruck, aber eventuell entfernen sich die Macs tatsächlich von dem Profi-Bereich. Natürlich nicht heute auf morgen, aber tendenziell - so denke ich-wird es einen Rückgang im Bereich Fotografie/ Druck/ Reprotechnik und farbkritischer Aufgaben geben.
Apple selbst versucht das Image als "Super-Consumer-Maschine" aufzubauen. Je mehr die Strategie aufgeht, desto weniger wird wohl der Mac ein Status-Symbol der Kreativen bleiben. Früher war der Mac ungeschlagen im Bereich der Grafik, heute allerdings sieht das komplett anders aus. Teils fehlen sogar wichtige Anwendungen (bei mir z.B. LiveCycle-Designer), obwohl die OS X-Plattform bestens dafür geeignet wäre. Apple steht nach wie vor fest im Profi-Bereich, aber die Argumente warum sie das tun, werden immer kleiner.
Warum wechselt man zum Mac ? Wer sind die Switcher überhaupt? Ich habe drei Leute überzeugen können sich einen Mac zu kaufen. Das sind normale Leute, die ihrer Arbeit bzw. der Schule nachgehen, weder kreative sind oder zu den Besserverdienenden gehören. Normale Leute die sich früher bei ALDI den neusten Medion-PC gekauft haben und teils Schwierigkeiten mit Windows hatten. Zu den Schwierigkeiten gehörten die Unfähigkeit Windows richtig zu pflegen, logische "Ordner-Strukturen" anzulegen, Hardware auf Software abzustimmen oder zu vermeiden bei jedem Gang zum Esel sich einen Virus einzufangen (letzteres habe ich aus urheberrechtlichen, sowie moralischen Gründen abgeraten). Diese Leute schaffen es Windows in einer Woche dank Virus, Share- und Freeware zu einer lahmen Schildkröte zu verwandeln. Ich erzählten ihnen von Ubuntu und OS X. Beides zeigte ich genauestens und letztlich fand OS X immer mehr zustimmend. Der Grund lag an Exposé, Dashboard & Co. (also den Gimmicks) und natürlich an iLife u. iWork. Der Coolness-Faktor war kein Grund... der Grund war Windows. Und da zeigt sich die Wende bei den Mac-Usern: Der heutige Switcher switcht nicht aus Überzeugung von OS X zu Windows, nein vielmehr weil er Windows hasst. Früher war OS X der Grund, doch das ändert sich. Man merkt das in der Mentalität einiger Switcher (man kann selbstverständlich nicht alles über einem Kamm scheren) und der Forderung das OS X in ALLEN Punkten gleichwertig, sogar besser sein muss. Ja, der eingefleischte Mac-User findet sicherlich immer irgendeinen Vorteil, aber z.B. eine 32-jährige Bäckereiverkäuferin nicht. Sie wollte die Probleme mit Windows los werden, aber erhebt zugleich (wie sollte sie anders) den Anspruch auf vollständige Perfektheit des Systems. Das beginnt schon das alles genau so funktionieren soll wie unter Windows. Das Problem hierbei: Mac OS X WILL/MUSS/SOLL/IST anders als Windows. Das wird in Zukunft einige Konflikte noch provozieren.
Des weiteren beobachte ich bei einigen Switcher seltsame Phänomene wie z.B. das "Leopard-wird-das-ultimative-Betriebssystem"-Phänomen. Vielleicht würde ich zu diesen "neuen" Apple-ist-Alles-Anwärter gehören, aber leider kenne ich Apple zu gut. Ich befürchte das viele von Apple enttäuscht werden, weil sie sich eine Firma mit göttlichen Fähigkeiten vorstellen. So wird Leopard für viele keinen Unterschied zu Tiger machen, denn wie viele Mac-User wissen, die Verbesserungen erfolgen immer im Detail. Ich rate vielen die Verbesserung zwischen Panther und Tiger zu recherchieren. In dieser Spanne wird sich auch Tiger zu Leopard verändern. Eine Evolution. Aqua wird weiterentwickelt, aber bestimmt nicht über Board geworfen und einem Aero 2 weichen. Oder besser jene These "Vielleicht kann man die GUI- Themen wechseln". Das "New-World" Apple ist knallhart und fordert die Mac-User ihren Verständnis von Geschmack und Digtal Lifestyle zu folgen. Friss oder Stirb, aber sicherlich keinen Optionen dazwischen. Der Finder wird weiterentwickelt, aber in kleinen Schritt. Wie schon immer. Kleine Schritte zu großen Ergebnissen. Und falls irgendwann das Ende erreicht wird, gibt es den großen Sprung zu neuen Ufern. Viele erwarten zu viel oder stellen sich anderes von Apple vor.
Vielleicht mögen sich einige mit Macs als "cool" identifizieren, aber im Kern ist Politik der Firma anders. Knallhart, kompromisslos, geradlinig und geizig. Werden die Switcher das erkennen oder wird Apple butterweich und versucht alles, wirklich alles jeden Switcher-Wunsch zu erfüllen? Die Frage kann wohl erst in einigen Jahren beantworten werden(nein, Apple hat bestimmt keinen Master-Plan. Eigentlich hat dies keine Firma hat dies, denn niemand kennt die Zukunft. Man hat seine Analysten u.Visionen, die aber jedes Jahr der Realität angepasst werden. Für Apple werden die kritischen Windows-Switcher die neue Realität).
Kurze Fassung meiner Meinung: Windows ist der Grund zum Switchen, entweder mit BootCamp oder dagegen mit Mac OS X...