Peter Maurer
Pommerscher Krummstiel
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Freiburger Aerzte sind, wie alle anderen Aerzte auch, der Genfer Deklaration verpflichtet.Da muss ich doch zurückfragen - hast Du genaue Informationen darüber, wieviele Freiburger den hippokratischen Eid geleistet haben???
Ich kenn' die Sportmediziner hier leider nicht gut genug, als dass sie mir verraten wuerden, ob die ganze Abteilung davon gewusst hat. Die Vermutung sei jedem selbst ueberlassen; aber mich hatte vor allem die Tatsache aufhorchen lassen, dass Deine Aussage die Verallgemeinerung auf alle (Freiburger) Aerzte zuliess. Und in diese Richtung geht ja auch das, was Du ueber Dein Weltbild sagst:So wie es aussieht, betrifft es die sportmedizinische Fakultät der Freiburger Uniklinik.
Die Gesellschaft tendiert woanders hin -- so steht z.B. auch die Freiburger Universitaetsklinik vor der Privatisierung. Und glaub' mir, der durchschnittliche dort angestellte Arzt kann daran wenig aendern. Deshalb find' ich die Vermischung dieser allgemeinen Frage mit den vorliegenden Verfehlungen der Telekom-Teamaerzte ungerecht -- es sei denn, Du bist generell der Meinung, dass Aerzte kein Geld verdienen sollen, und wirfst ihnen das Streben nach Lebensunterhalt vor.Gesundsein/Kranksein/Ethik/Geldverdienen passt nirgends zusammen, weder in Freiburg noch sonstwo.
Gewinnmaximierung allerdings, da wuerde ich Dir recht geben, beisst sich mit dem Auftrag des Arztes. Aber siehe oben, das entscheiden andere. Da hat ein Arzt auch nicht mehr Einfluss als alle anderen Waehler.
Sportler = Opfer, Aerzte = Taeter? Schwer zu sagen, ob die Aerzte den Sportlern das EPO aufgezwungen haben; die aktuelle Nachrichtenlage laesst jedenfalls etwas anderes vermuten.Die Fahrer/Sportler halten Gesundheit, Kopf, Ansehen und Existenz hin.
Das aendert natuerlich nichts daran, dass man als Arzt auch dem Draengen eines Sportlers nicht nachgeben duerfte -- aber es koennte zumindest komplizierter werden, wenn man vor einem Sportler steht, von dem man annehmen muss, dass er sowieso dopen wuerde, und die einzige Alternative ist, ob man darueber die Kontrolle behaelt oder selbige irgendeinem externen Fuentes ueberlaesst.
Als Aussenstehender stell' ich mir diesen Doping-Sumpf wie Treibsand vor: Es braucht einen starken Menschen, egal ob Sportler oder Betreuer, um dessen Sog zu entgehen, und ich frage mich, ob all die, die jetzt grosse Moralpredigten halten, stark genug gewesen waeren. Von mir selber kann ich's auch nicht mit Sicherheit sagen.
Anders ausgedrueckt: Das Problem ist groesser als die Freiburger Sportmedizin; und es widerstrebt mir, wenn versucht wird, Doping hauptsaechlich als Verfehlung der betreuenden Aerzte zu interpretieren. Aber als Kind der Freiburger medizinischen Fakultaet bin ich sicher parteiisch, das geb' ich gerne zu. Wie sagt man doch so schoen ueber Aerzte? Eine Kraehe hackt der anderen kein Auge aus.

Zum Schluss sind wir uns doch einig. Mein ohnehin schon grosser Respekt vor beiden ist am heutigen Tag auch eher gestiegen als gesunken. Und wenn ich das naechste mal den "Hoellentour"-Film anschaue, dann wird der mein Herz genauso erwaermen wie bisher.Respekt vor Zabel und Alag.
