Trotz direkter Demokratie und Volksentscheiden geht es uns Schweizern immer noch ziemlich gut. Und es gab noch weit bedeutendere Abstimmungen als die vom letzten Wochenende (z.B. EU-Beitritt). Wie kommst du denn darauf, dass Volksentscheide nicht funktionieren?
Klar. Und die Politiker handeln natürlich auch immer objektiv, streng rational und sind niemals Interessenvertreter/-innen von irgendwelchen Grosskonzernen oder Verbänden
![Wink ;) ;)](/community/styles/apfeltalk/smilies/Wink.png)
. Die machen dann halt nicht was das Volk will sondern....
Natürlich handeln Politiker nicht immer streng Objektiv. Das sollen sie ja auch gar nicht. Ein FDP Politiker soll die Entscheidungen treffen die für seine Wähler, in dem Fall eher Unternehmer, günstig sind. Das Gemäßigte entsteht dadurch, dass es auch das andere Extrem gibt. Das wäre im Falle der FDP z.B. die Linkspartei, die alles aus einer Arbeiter oder auch Bildungsferneren Sicht betrachtet. Am Ende steht ein Kompromiss, mit dem alle leben können. Würde man linksgerichtete Parteien wie die Linke und auch die Grünen abschaffen, würde die Politik unweigerlich einen Drall nach rechts bekommen. Es ist in Deutschland sogar eher so, dass die Parteien sich fast zu einig sind. Der Deutsche ansich und der gebildete Politiker als solches, tendiert von Haus aus schon zu einer gemäßigten Meinung. Schlägereien im Bundestag oder wirklich radikale Meinungen werden nicht geduldet vom Volk.
Objektivität ist also gar nicht notwendig. Wichtig ist, dass die Politiker wissen von wem sie gewählt werden. Vergessen sie dies, bekommen sie idr. bei der nächsten Wahl die sofortige Quittung. Das System funktioniert besser als man denkt. Z.B. hat Fukushima dafür gesorgt, dass alle Parteien zu sofortigen Atomkraftgegnern wurden. Das lag nicht daran dass sie es selbst eingesehen haben sondern nur daran, dass das Bekenntnis zur Atomkraft ein politischer Selbstmord gewesen wäre. Der Wille des Volkes hat direkten Einfluss auf die Demokratie. Nur die einzelne Stimme ist halt nur sehr wenig wert, was bei einer Direktwahl aber auch der Fall ist. Das einzige wofür eine direkte Demokratie gut ist, ist die Dokumentation des Umstandes, dass die breite Masse, die keine Ahnung von einem Thema hat, entschieden hat.
Der Schweiz geht es gut, weil der überwiegende Teil der Volksentscheide totaler Unsinn sind. Kampfjetlärm über Tourismusgebieten, steuerlich begünstigtes Bausparen oder so Blüten wie "Pädophile sollten nicht mehr mit Kindern arbeiten dürfen"(am 18.5 das Abstimmen nicht vergessen). Der überwiegende Großteil der politischen Angelegenheiten wird auch in der Schweiz von Politikern erledigt und das machen sie nicht schlecht.
Was du aber als Schweizer sehen solltest ist, dass die Volksentscheide von der rechten Gruppe missbraucht werden um ein rechtspopulistisches Bild in der Schweiz zu manifestieren. Themen wie Kriminelle abschieben, Minaretten verbieten, Massenzuwanderung stoppen und ähnliches Gedankengut kann man halt leicht ins Volk streuen weil sie extrem polarisieren.
Euch wird es weiterhin gut gehen, aber nicht wegen der direkten Demokratie sondern weil die Politiker jetzt die Kohlen aus dem Feuer holen für die scheiße die das Volk verbockt hat. Letztlich wird die EU aber gemäßigt reagieren. Letztlich auch weil die schweizer Politiker alles tun werden um den Entscheid in der mildesten Form überhaupt umzusetzen. Vermutlich wird einfach die Quote auf 50 oder 80k gesetzt um dem Fachkräftemangel Herr zu werden. Dann hat das Volk zwar abgestimmt, geändert hat sich aber nicht. Und das ist eigentlich viel schlimmer als wenn es keine direkte Abstimmung gegeben hätte. Wurde dem Volk doch suggeriert, dass die Schweiz wieder den Schweizern gehören soll. Jede Quote über 10 oder 20k ist ein Schlag ins Gesicht, weil die Politik den Willen des Volkes einfach ausgehebelt hat.
Ein Flugverbot über europäischen Boden für Flüge in und aus der Schweiz, würde ich allerdings auch als Recht amüsant empfinden.