Aber das ist ja genau der Kritikpunkt: das man trotz der Erkenntnisse aus dem ersten Jahr der Pandemie an den massiven Maßnahmen für Kinder und Jugendliche festgehalten hat.
Ich vermute, dass es in dieser Situation rein objektiv gar nicht möglich war aus dem ersten Jahr bereits handfeste Fakten abzuleiten. Letztendlich müssen das aber Fachleute beurteilen, was man aus zwei Jahren Corona lernen kann und ob bzw wann Entscheidungen wider besseren Wissens getroffen wurden.
Ich bin der Meinung, dass Kinder und Jugendliche die schwächste Lobby und das dies dazu führte, dass die Personengruppe mit dem geringsten Risiko die größten Einschränkungen hatten. Aber ja, es ist eben Aufgabe von Politikern die Interessen aller abzuwägen und zu entscheiden. Und sie tragen für diese Entscheidung auch die Verantwortung.
Klar haben Kinder die schwächste Lobby. Wir leben in einer Rentokratie. Und jene, die eigentlich Partei für die Kinder hätten ergreifen müssen, haben auch wiederum nur an sich gedacht. Also bsp. Lehrer.
Bei den Schulschließungen wurde übrigens genau so argumentiert: "denkt doch an die Kinder! ihr wollt die Schulen doch nur wieder aufmachen, weil die Eltern arbeiten gehen sollen!"
Ab welchen Zeitpunkt standen denn belastbare Studien zur Verfügung? Ich kann mich erinnern dass 2021 und bis nach 2022 hinein immer noch davon ausgegangen wurde, dass Corona auch bei Kindern zu schweren Schäden führen kann.
Nebenbei bin ich weiterhin der Ansicht, dass es Kinder nicht so heftig erwischt hätte, wenn wir uns in Deutschland nicht gar so heftig gegen absolut alles wehren würden. In anderen Ländern, die ähnliche Maßnahmen gefahren haben sind die Auswirkungen auf Schüler wohl nicht gar so dramatisch. Vermutlich weil sie nicht erstmal 18 Monate über die richtige Auswahl an Software stritten, jeder Schüler dort einen Computer oder ein Tablet hat, sich dort die Lehrer nicht mit Händen und Füßen gegen Videokonferenzen wehrten oder man Schülern erlaubte "aus Datenschutzgründen" die Kamera auszuschalten.
Aber mei... auch ein Punkt wo man aus zwei Jahren absolut nichts gelernt hat. Digitalisierung in der Schule.
Der zweite Kritikpunkt: die viel zu langsame Rücknahme von 2G Maßnahmen. Ja, ich bin immer noch der Meinung, dass wir ohne die faktenresistente Impfgegner um ein vielfaches besser durch den Winter 21/22 gekommen wären, aber das rechtfertigt nicht das Beibehalten der Maßnahmen, als ersichtlich wurde, das keine Überlastung des Gesundheitssystems mehr droht.
Da bin ich zwiegespalten. Da ich direkten Kontakt ins Gesundheitssystem habe, direkt in der Familie und auch über den Freundeskreis, zeichnet sich da durchaus ein differenziertes Bild. Irgendwo in Wald&Wiesen "Kliniken" war fast nichts los, in den Zentren jedoch war sehr lange noch "Party" angesagt. Etliche Krankenhäuser kämpfen bis heute mit Überlastung - weiterhin auch durch Corona.
Für mich bleibt es dabei, es war immer ein Eiertanz. "ok, eigentlich wissen wir noch nichts aber es könnte sein dass.... wenn wir jetzt was tun könnte es zu viel sein, tun wir nichts könnte es zu einer Katastrophe kommen". Ob du wirklich richtig stehst, siehst du wenn das Licht angeht.
Was jetzt nicht bedeutet, dass mir Kalle in den letzten 12 Monaten nicht auch ziemlich auf die Nerven ging. Der gute Herr Minister hat auch den Schuss nicht gehört.