Du wirfst hier ein paar Dinge durcheinander...
Aktien sind nur eine Variante, Kapital zu beschaffen. Wenn eine Firma Geld für Investitionen benötigt, kann sie zur Bank gehen, private Investoren suchen oder eben Aktien verkaufen. Für die Aktien bekommt sie Geld, den Käufer beteiligt sie dafür am Gewinn - das nennt sich Dividende. Das Geld, das für die Aktie bezahlt wurde, wird also Rohstoffe, Produktionsmittel und eben auch Mitarbeiter bezahlen, die hoffentlich damit einen Mehrwert erzeugen.
Was danach kommt, hat jedoch nichts mehr mit Geldbeschaffung zu tun, sondern gleicht eher einer Wette: Wer seine Aktie verkauft, geht davon aus, dass der Verkauf mehr bringt als die Aktie zu behalten. Wer die Aktie kauft, geht davon aus, dass es genau andersrum ist. Käufer und Verkäufer wetten also auf die Entwicklung von Kurs und Dividende - sie spekulieren. Dabei wird sozusagen einer die Wette gewinnen und einer verlieren. Aber nochmals: Hier fließt nur das Geld von einem zum anderen, dabei entsteht kein neues Investitionskapital mehr!
Dennoch verdient Geld Zinsen. Zinsen sind der Preis, den man für Kapital bezahlt. Der Aktienkäufer gibt sein Geld und wird als Gegenleistung über die Dividende am Unternehmenserfolg beteiligt. Das ist nichts anderes als ein Zins. Wenn du jemandem Geld gibst, möchtest du dafür eine Gegenleistung. Kapitalzinsen sind nichts weiter eine abstrakte Form der Gewinnbeteiligung: Genauso wie man Geld benutzt um den Tausch von Waren und Arbeitsleistung zu vereinfachen, benutzt man Zinsen um den Tausch von Kapital gegen Gewinnbeteiligung zu vereinfachen. Deswegen kannst du Geld auf ein Sparkonto einzahlen und dafür Zinsen bekommen, ohne dass du dich selbst darum kümmerst, wo dein Geld investiert wird. Darum kümmert sich die Bank. Weil sie die Arbeit hat und - bei einem Sparbuch - auch das Risiko übernimmt, bekommst nur einen verhältnismäßig geringen Zins. Investierst du selbst, hast du das volle Risiko, kannst aber viel mehr Zins bekommen. Dazwischen gibt es Dutzende von Abstufungen - Aktien, Fonds, Anleihen, Schatzbriefe... Aber immer bekommst du für deine Investitionen einen Zins, und immer wird der umso niedriger sein, je weniger Risiko du eingehen möchtest.
Generell halte ich Aktien für eine gute Idee, denn sie stellen eine sehr demokratische Art der Kapitalanlage dar. Erstens ist in der Regel jeder in relativer Höhe seiner Anteile sowohl am Unternehmenserfolg beteiligt als auch stimmberechtigt. Zweitens, und das finde ich fast noch wichtiger, erlauben sie auch dem einfachen Durchschnittsbürger mit geringem Kapital selbst zu bestimmen, wofür sein Geld investiert wird.