Dieser Thread spiegelt wunderbar die verschiedenen Meinungen in unserer Bevölkerung wieder. Da gibt es die, die zuviel BILD-Hetze gelesen haben und meinen, jeder zweite Hartz-IV-Empfänger würde in einer Villa mit Swimmingpool wohnen, Sportwagen sammeln, und sich über die fleißigen, rechtschaffenden Bürger in den Fabriken kaputtlachen. Dann gibt es die, die das Ganze zu gelassen sehen und die meinen, man solle doch einfach normal weiterleben und sich auch ruhig einen Mac kaufen, wenn man mit einen monatlichen Einkommen leben muss, welches mehrere hundert Euro unter der Armutsgrenze liegt. Und es gibt solche, die mal selber betroffen waren oder es sind, oder jemanden kennen, der betroffen ist - und denen stoßen Aussagen wie diese besonders sauer auf:
Das Sozialsystem ist in D nunmal so, das ein Teil sich mit Hartz4 einen neuen (BMW) Mini und regelmäßig neue Computer und Handys leisten kann
Das ist deshalb falsch, weil das nur kann, wer dieses Sozialsystem beschummelt - und hier liegt der eigentliche Knackpunkt (von Hartz IV, nicht von diesem Thread). Wenn nämlich irgendetwas im wahrsten Wortsinn
asozial ist, dann Hartz-IV. Der Regelsatz, der da ausgerechnet wurde, reicht in vielen Fällen nicht zum Leben, da das System keine Rücksicht auf Sonderfälle nimmt. Die Betroffenen sind dann häufig regelrecht dazu gezwungen, das Arbeitsamt zu betrügen. Jeder, dem der Vermieter schon mal mit dem Rauswurf gedroht hat oder dem die Stadtwerke den Strom angedreht haben, weiß, wovon ich rede: Existenzangst! Und zwar nicht von der Sorte, wie sie der Milliardär Merckle hatte, der sich wegen des drohenden Zwangsverkaufs seines Imperiums das Leben nahm. Nein, ich rede von der Angst, durch die Maschen des sozialen Netzes hindurch zu fallen und vom Hartz-IV-Empfänger zum Obdachlosen zu werden. Das Risiko ist keineswegs fiktiv, denn die besagten Maschen sind in den vergangenen Jahren deutlich größer geworden.
Deshalb hier nochmal eine Richtigstellung:
Niemand, der regulär Hartz IV bezieht und sein Vermögen und seine Nebeneinkommen brav an das Arbeitsamt meldet, kann einen Mini (oder einen anderen Neuwagen) kaufen oder sich regelmäßig neue Computer oder Mobiltelefone leisten. Wer ALG-II erhalten will, muss zuvor alle Spareinlagen, Lebensversicherungen, Aktien oder Fonds aufbrauchen, sowie etwaigen Grund- oder Immobilienbesitz verkaufen und die Kaufsumme aufbrauchen. Erst dann erhält er (oder sie) einen Regelsatz von 345 Euro.
Wer sich nun einen Mini kaufen wollte, würde (a) in der Regel gar keine Finanzierung bekommen; hätte (b) wegen seiner aufgebrauchten Sparguthaben kein Geld für eine Anzahlung und müsste (c) deshalb mit monatlichen Raten von mindestens 200 Euro rechnen, die er von 345 Euro nur schwerlich bezahlen könnte. Vor allem, weil die verbleibenden 145 Euro nicht für die anfallenden Steuern, Versicherung und Sprit reichen würden.