Im neueröffneten Apple Retail Store in München kann man sich auch von einem Business Partner beraten lassen, wenn man sein Unternehmen mit Apple Produkten ausstatten will.
Also Apple hat schon Interesse an einem Verkauf der Produkte an Unternehmen.
Das kann aber nur für kleine Selbständige gedacht sein, oder?
In meinem Arbeits-Umfeld gibt es zwar nur wenige Kleinkunden unter 500 Mitarbeitern (ich arbeite halt im Outsourcing-Bereich eines IT-Konzerns)... aber ein paar haben wir da auch, die ich "etwas" besser kenne (eins mit gut 200 Mitarbeitern - eins mit knapp 100). Die dortigen IT-Leiter würden den Teufel tun, und in einen SHOP reingehen, wenn es um die Suche nach einen IT-Partner geht.
Da erwartet man selbstverständlich, daß sich eine IT-Firma an deren Ausschreibung beteiligt. Firmen, die IT-Lösungen suchen (wovon Hardware nur ein Teil ist, wie von gugucom völlig richtig erwähnt), schreiben aus - selbst wenn es "nur" um ein paar Dutzend Geräte inkl Rollout und evtl der einen oder anderen Dienstleistung drumherum geht.
Aber kein IT-Leiter einer Firma ab einer gewissen Mitarbeiter-Stärke wird zum potentiellen Anbieter rausgehen. Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen - insbesondere wenn ich daran denke, wie übliche Ausschreibungen so über die Bühne gehen. Hier ein kurzer Einblick, für diejenigen, die da keine Vorstellung von haben:
- Firma gibt Ausschreibung raus mit gewünschter Leistung (solche Ausschreibungen können mal nur wenige DinA4-Seiten groß sein, wenns um ganz spezielle Leistungen im engem Rahmen geht - das können aber auch ganze Dokumenten-Sammlungen mit mehreren hundert Seiten sein, wenn es sich um ein umfangreiches Outsourcing handelt - mit Laufzeit über mehrere Jahre und einem Gesamtvolumen von mehreren Mios bis hin zu hunderten Mios oder gar mehr als einer Mrd im Konzern-Bereich)
- Ausschreibung landet im Sales-Bereich diverser Dienstleister und wird dort vorqualifiziert ob und wie es ins Geschäft des Dienstleisters passt - normalerweise fährt spätestens hier der Sales-Mann bereits zum Kunden (oft mehr als einmal) raus - idealerweise gibt es eh einen Kontakt zwischen Sales-Bereich und Kundenmanagement, sodaß bereits vor Ausschreibung bekannt war, daß es Ausschreibung geben wird
- Nach positiver Vorqualifizierung erstellen technisch/kalkulatorisch spezialisierte Leute bei den Dienstleistern ein erstes grobes Angebot
- mehrere Angebote trudeln bei Kundenfirma ein - die wählt 1-6 Firmen aus, in erste Verhandlungen und Angebotsanpassungen zu gehen
- Angebote werden beim Dienstleister nach kurzen Verhandlungen angepasst - die Verhandlungen finden natürlich beim Kunden statt (der Kunde fährt in dieser Phase kaum raus zu den potentiellen Dienstleistern oder Hardware-Lieferanten)
- Kunden-Firma wählt max. 2-3 Dienstleister aus, mit denen intensiv verhandelt wird, und mit denen eine so genannte "Due Diligance" durchgeführt wird, in welcher die potentiellen Dienstleister haufenweise Kundendokus durchackern dürfen und Gespräche in Workshops führen, um dem Kunden "uaf den Zahn zu fühlen" und das Angebot möglichst nah an die Realität anzupassen (wenn Geschäftsumfang groß genug - so ab ca. 500K-1 Mio werden kleine DDs mit 1-2 Tag-Workshops durchaus durchgeführt - bei Geschäftsvolumen ab 5-10 Mio ist das eigentlich normal, und bei Volumen Richtung dreistelligen Mio-Summen dauert die DD üblicherweise 1-3 Wochen und diverse Spezialisten sind da dran beteiligt)
- Nach DueDiligance wird Angebot nochmal angepasst, und ein vor-finalisiertes Angebot abgegeben
- Kundenfirma entscheidet sich für EINEN Dienstleister und es wird ein "LOI" (Letter of Intent = Absichtserklärung zur Vertragsunterschrift) vereinbart und es finden finale Vertragsverhandlungen statt
- Vertrag wird tatsächlich unterschrieben, und 3-9 Monate nach Vertragsunterschrift beginnt die Projektphase, um die Leistung zu erbringen
Diese gesamte "Pre-Sales"-Phase kann viele Monate dauern und je nach Geschäftsumfang enorme Aufwände darstellen. In Geschäften, wo über mehrere Jahre viele Mio an Umsatz erzielt werden, können in Vertrags-Verhandlungen schonmal 10-20 Consultants beim Dienstleister eingesetzt werden, um das Vertragswerk (und die interne Kalkulation) fertigzustellen. Auf Kundenseite können durchaus auch diverse Personen inkl externe Berater an den Verhandlungen teilnehmen.
Wenns wirklich nur um den Kauf von Hardware geht, wird das ganze deutlich schlanker sein - aber selbst das kann ab einer gewissen Grösse sehr umfangreiche und langwierige Verhandlungen bedeuten (habe mal am Rande erlebt, daß Verhandlungen mit einer europäischen Behörde zum Austausch von mehr als 100.000 Geräten über 5-10 Jahre beinahe 2 Jahre gedauert haben)
Der Gedanke, daß in einem Apple-Shop irgendwo ein Typ sitzt, und auf Firmenkunden wartet ist bei DIESER Erfahrung im Industrie-Umfeld gelinde gesagt irritierend - bzw... ich kann nur davon ausgehen, daß damit ausschließlich kleine Selbständige angesprochen werden sollen, die son ja in der Tat ziemlich krassen Aufwand gar nicht benötigen.
gruß
Booth