Hilarious
Gelbe Schleswiger Reinette
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Noch was zur Gross-/Kleinschreibung, auch wenn das Thema hier schon laengst wieder um's Eck ist. Aber das ist halt ein kleines Steckenpferd von mir...
Ja, das glaub' ich sofort. Der Schriftsetzer muss mehr Buchstaben in seinem Setzkasten haben; und der Schriftsatz-Designer muss sich auch noch ueberlegen, wie die Grossbuchstaben aussehen sollen.
Wenn's aber um die Sicht des Lesers geht, und das find' ich auch nicht ganz unwichtig, dann steht zweifelsfrei fest, dass Gross-/Kleinschreibung das Lesen beschleunigt und mithin vereinfacht. Lies mich und staune:
Als studierter Typografie-Lümmel muss ich noch hinzusetzen, dass Jan Tschichold 1925 in seinem Aufsatz »elementare typographie« zwar auch die universelle Kleinschreibung forderte, und das spätere Bauhaus hat uns ja viele solcher Ansätze gebracht, jedoch bereits 1928 schrieb Tschichold in seinem Buch »Die Neue Typographie« (Verlag des Bildungsverbandes der Deutschen Buchdrucker, 1928) wieder munter mit Groß- und Kleinschreibung, aber immerhin noch unter der totalen Vermeidung der »alten Typographie« (Schriften mit Serifen, oder gar Frakturen). Das Buch ist vollständig in der Akzidenz Grotesk gesetzt, obwohl er ebenso auch den Nutzwert von Antiquaschriften ebenso bejaht wie der Nutzwert von Großbuchstaben (S. 78f.).
1964 bringt Tschichold eine eigene Schrift auf den Markt, nicht etwa eine kleingeschriebene Futura oder Akzidenz Grotesk sondern eine ganz konservative aber sehr gute lesbare Garamond names »Sabon«.
Ich denke, das zeigt, das Dogmen im Bereich der Gestaltung von Kommunikation (a.k.a. Design), in jeder Hinsicht schnell überholt werden, frei nach dem Motto »es gibt keine Regel, es sei denn man bricht sie«.