Viel wichtiger am Konzept als die durchaus ansprechenden Animationen und die vielen Informationen finde ich, was dem zu Grunde zu liegen scheint: Wieder ein Stück weg vom Applikationsorientierten Ansatz, der uns eigentlich seit den 80er Jahren verfolgt - hin zum Workflow-orientierten Ansatz. Und für solch einen Ansatz ist für mich ein intelligenter, sehr schneller und vielseitiger "Datei-Browser" als Schaltzentrale sehr wichtig. Apple ist ja auch bzgl des Finder einen sehr wichtigen Schritt mit 10.5 gegangen - es wurde QuickLook eingeführt - für mich ein wichtiger Fortschritt. Aber eigentlich stehen wir hier immer noch am Anfang, wenn man komplette Workflows betrachtet, die sich durch zuweilen einem Dutzend von Applikationen ziehen. Der Finder ist aus der Sicht ziemlich mau - der WindowsExplorer aber auch nicht besser.
Insgesamt finde ich immer noch, daß das ganze Handling (sowohl in Windows, als auch in OS X und übrigens auch unter Linux( viel zu hölzern ist, wenn man sich den Namen dieser Industrie auf der Zunge zergehen lässt: IT - INFORMATIONS Technologie. Im Zentrum sollten Informationen und die darum sich entstehenden Workflows stehen. Ich will eigentlich, daß wichtige Informationen über Inhalt von Dateien und Ordnern direkt sichtbar sind, und ich nicht extra und umständlich ein Informations-Fenster öffnen muss. Zudem will ich endlich, daß Dokumente unterschiedlichster Applikationen viel stärker miteinander verzahnt werden können, oder gar die Applikations-Grenzen verschwinden. Ich hab ne Keynote, dazu zwei Tabellen sowie ein paar Textdokumente - zudem einige Kalendereinträge dazu, möglicherweise ToDos, Mails, Webseiten... ich will das alles miteinander verknüpft ist, und ich nicht ständig zwischen Applikationen herschalten muss, sondern alles für mich wichtige in einem entsprechenden Workflow-Kontext sofort ersichtlich ist.
Letztlich will ich, daß die Maschinen endlich wieder ein paar Schritte stärker uns Menschen entgegenkommen. Aus meiner Sicht stagniert in dieser Hinsicht die IT-Industrie seit über zwei Jahrzehnten. Bislang habe ich das vor allem der mangelnden Geschwindigkeit und Vernetzung der Geräte zugeschrieben. Aber die Hardware ist für mich in den letzten 5 Jahren dermassen stark geworden, daß ich nun bemerke, wie weit die Software-Industrie dem hinterherhinkt. Ich sehe kaum Konzepte, die das auch nur versuchen umzusetzen, oder dem entgegenzukommen. Projekte, wie das geplante aber wieder abgesetzte Datenbank-Filesystem für Windows lassen mich vermuten, daß es in der Industrie offenbar viel zu viel Motivation gibt, uns Applikationen anzudrehen, statt wirklich intelligente Computer und Software zu entwickeln.
Ich fand das Konzept jedenfalls durchaus interessant... aber einen wirklichen Einblick in die darin angedachte Verzahnung von Informationen und den verbesserten Umgang damit konnte man auch nicht gewinnen. Das Video sollte wohl vor allem Hip aussehen... eh ein Problem der heutigen Zeit. Form follows function... diesen Gedanken lässt selbst Apple viel zu oft aus den Konzepten und Produkten raus.
gruß
Booth