Maksi, dein Handybeispiel kann ich nicht ganz nachvollziehen. Mailbox kann man deaktivieren, auf SMS reagiere ich aus Prinzip erst wenn ich darauf Lust habe (kann sich schon mal ein paar Tage ziehen) und wenn ich nicht erreichbar sein möchte, mache ich das Handy lautlos oder aus. Damit "fahre" ich ganz gut und habe weder Kommunikationsschwierigkeiten noch dadurch verursachten Stress. Du solltest das Handy als Mobiltelefon nutzen, nicht als Pager.
Wie und ob man dies nun mit E-Mail und deren Verschlüsselung vergleichen kann, weiss ich nicht, denn beim Telefon wähle ich eine bestimmte Nummer, erreiche die Zielperson und wenn nicht, dann erkenne ich es zumindest meist an der Stimme. Und genau hier setzt die Verschlüsselung an. Ich möchte, dass meine E-Mail nur von einer bestimmten Zielperson gelesen wird und da kann ich mir ohne den Einsatz einer entsprechenden Technik überhaupt nicht sicher sein. Das gilt natürlich auch für E-Mail-Signatur auf dem anderen Weg.
Aber nun zurück zum Thema E-mailverschlüsselung. Ein ganz ganz wichtiger Aspekt, der bei diesem Thema immer wieder vernachlässigt oder vergessen wird, ist folgender: Signatur.
Mittlerweile finde ich die E-Mail-Signatur viel wichtiger als die Verschlüsselung. Die Identität des Absenders ist damit bestätigt. Man kann sich relativ sicher sein, dass die vorliegende E-Mail wirklich von dieser einen Person stammt. Natürlich kann diese Person den Schlüssel sowie Passwort gestohlen bekommen, aber dies ist unter Betrachtung aller Umstände schwieriger als einen beliebigen Absender und deren Inhalt zu fälschen (siehe z.B. die Phishing-Aktionen). Um jemanden hinsichtlich einer E-Mail sowie des Absenders zu täuschen, braucht man in der Regel auch keine großartigen Computerkenntnisse.
Und das Argument, dass z.B. S/MIME zu schwierig sei, dies zu integrieren, zählt schon lange nicht mehr. Einen entsprechenden persönlichen Key sowie das zugehörige öffentliche Zertifikat ist bei bekannten Anbieter mit oder auch ohne Hilfe diverser Schritt-für-Schritt-Anleitungen innerhalb weniger Minuten erstellt und eingebunden. Bei beispielsweise Mail.app muss man dann nur noch einen Mausklick ausführen und schon werden alle E-Mails signiert und, bei vorhandenem public key der Gegenstelle, auch verschlüsselt, soweit gewünscht. Wie man sehen kann, ist dies die schnellste und einfachste Art unter Mac OS X in Verbindung mit Mail.app. Für Thunderbird und andere Clients dürfte das selbe gelten. Selbst Web.de bietet dies in seinem Webmailer seit längerer Zeit an.
GnuPG/PGP funktioniert auf eine andere, aber ähnliche Art und Weise. Dies lasse ich hier mal aus.
Ich sehe das Hauptproblem immer noch darin, dass die Leute einfach davor zurück schrecken, weil sie sich einfach nicht mit Sicherheitsfragen befassen wollen oder es ihnen nicht wichtig erscheint. Ich kenne Leute, die kaufen sich zum Surfen einen zusätzlichen Computer, weil sie nicht wissen, worauf man achten muss oder wodurch man eventuell beim täglichen Umgang mit dem Internet gefährdet werden könnte. Sicherlich muss man ein wenig Zeit aufbringen, bis man man sich ein wenig auskennt und weiss, worauf man zu achten hat, aber man spart letztendlich Nerven, Neuinstallation, Geld, Zeit ... zumindest spiegelt dies meine persönliche Erfahrung mit genannten Benutzern.
Dieses Thema sollte man vielleicht nochmal unterteilen in Privatnutzung und geschäftliche Nutzung. Im geschäftlichen Bereich ist die Anwendung entsprechender Techniken für E-Mail Verschlüsselung oder einer Signatur sicherlich nicht strittig, oft sogar unumgänglich oder auch gesetzlich vorgeschrieben.
Zurückhaltung kann man deswegen eigentlich nur bei Privatleuten erkennen.
Freut mich, dass dieses Thema nie ausstirbt.
Schönen Feierabend,
iZap