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James Grieve
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- 16.07.20
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Ich vermute, dass letztere Gruppe deutlich größer ist - selbst im konservativen Lager hat man für dieses Irrenhaus wenig Sympathien. Dennoch wurde der Irre mit deutlicher Mehrheit gewählt. Und das ist nicht einmal eine Überraschung. Ich habe mich letztes Jahr oft mit meinem amerikanischen Kollegen darüber unterhalten, der mir schon Anfang des Jahres sagte, dass Biden oder wer auch immer keine Chance haben werde.In der Bevölkerung der USA wird man hauptsächlich zwei Gruppen finden - diejenigen die das Vorgehen Trumps gut, diejenigen, die das Vorgehen Trumps schlecht finden.
Der Grund hat zwei Aspekte.
(1) Das Parteiensystem, in dem nur zwei Parteien vorkommen. Wer bei beiden Parteien nicht einverstanden ist, kann sich dennoch nur zwischen den beiden entscheiden.
(2) Das Problem, dass die demokratische Partei große Teile ihrer traditionellen Stammwähler verloren haben: die Arbeiterklasse und größere Gruppen von Migranten. Und das ist nicht neu. Letztlich ist schon Hillary daran gescheitert. Bei den genannten Gruppen haben die Demokraten den Ruf, zu einer Partei intellektueller liberaler Eliten geworden zu sein, die sich zu wenig mit dem beschäftigt, was die Lebensrealität der Leute berührt.
Und wenn (1) und (2) zusammenfallen, dann wählt auf einmal ein guter Teil der Arbeiterklasse und der Migranten rechts. Gruselig, aber es ist passiert. Haben die die Partei der Demokraten richtig "analysiert"? Eher nicht. Aber es ist halt gelungen, sie davon zu überzeugen, dass es so ist, wie ich unter (2) beschrieben habe.
Und das ist nichts neues. Slavoj Zizek hat schon vor Jahren geätzt, dass die Demokratische Partei vergessen hat, wie man wahrhaft linke Politik macht. Er meinte, die sollten z.B. einen Bernie Sanders nominieren. Ob der nun - allein altersbedingt - die ideale Lösung ist, ist diskutabel. Aber die Partei muss nun einmal den Spagat hinkriegen, die Wählergruppen, die bei uns grün und (früher) Sozialdemokraten wählt, unter einem Dach zu vereinen. Und das gelingt aktuell ziemlich schlecht.
Wenn die nicht die Kurve kriegen, wird auch in 4 Jahren wieder ein Trump (darf der nach einer Medvedev-Pause jetzt eigentlich noch mal kandidieren?) oder ein ähnlich irrer ins Weiße Haus einziehen.
Die Geschichte hat uns hier das auch schon gelehrt. Wenn die Arbeiterklasse rechts wählt, dann ist schon fast fünf nach zwölf.