Wenn man das nicht will, kauft man von der Stange. Und da muss man eben zwangsläufig evaluieren, ob das Produkt zu einem passt, denn Änderungen sind bei Standardsoftware praktisch nicht möglich.
Patrock hat das Programm gekauft auf Basis der Erfahrung mit Apple in der Vergangenheit. Und er hat es praktisch evaluiert (was nicht länger dauern muss als es theoretisch auf Herz und Nieren zu testen; so wie du es vermutlich machst; nur kostet "Anfassen" eben 300 Euro mehr, die ihn aber auch nicht in den Ruin treiben werden).
Das ist aber - ich wiederhole - nicht unprofessionell. Unprofessionell ist es, am treuen Kunden vorbeizuproduzieren. Das mag kurzfristig Geld in die Taschen spülen, weil man neue Kunden gewinnt. Die alten sind in der Regel weg. Laut deinem "Nachhaltigkeitsgebot" ein großer Fehler.
Und jetzt eine Bitte um Nachdenken an dich:
1. Wenn niemand testet, wird es keine Ergebnisse geben. Auch für dich als Sparfuchs nicht. Insofern solltest du Patrock dankbar sein, dass er sich so überaus "unprofessionell" verhält und deine Investitionspläne bereits nach einer Woche (statt erst nach einem halben Jahr) zu korrigieren vermag.
Wenn also "Professionalität" vor allem darin besteht abzuwarten, ob und dass andere ScheiBe bauen, dann gute Nacht auf dem Markt.
2. Wenn niemand FCPX testen würde, aus Angst, eine Fehlinvestion zu tätigen, läge das Programm eine ganze Weile lang im Regal rum; der Hersteller bekommt seine "Unprofessionalität" durch die Verweigerung des unnötig verunsicherten Kunden demonstriert.
Ergo kann es nicht stimmen, dass Patrock sich "unprofessionell" verhält und Apples Vorgehen gleichzeitig als "eigentlich ganz gut" zu beurteilen ist. Es ist vielleicht nicht wünschenswert für Apple, dass sich Leute wie Patrock negativ äußern (obwohl sie dieses Recht für 300 Euro erworben haben!). Rein wirtschaftlich mag Apple also kurzfristig auch gut fahren, verantwortlich (insbesondere in einem nicht-wirtschaftlichen Sinn) ist das jedoch nicht. Auch nicht deswegen, weil sie "größer und reicher" sind als Patrock. Stichwort "Lautstärke" und "Recht".
Wer das Gegenteil behauptet, ist zu bedauern, weil er zu denjenigen gehört, die Krisen auslösen, die sie selber finanziell und lebenspraktisch nicht ausbaden müssen, obwohl sie es könnten und müssten.
Er ist ferner deshalb zu bedauern, weil er nicht glaubt, dass er selbst jemals unter erheblichen Einbußen vom nächst "Größeren einfach geschluckt" werden wird. Vielleicht macht es so jemandem den Abschied aber leichter, wenn sein Sarg mit Geldnoten weich ausgepolstert ist. Geld war schon immer ein Segen für emotionale Krüppel (Ich habe übrigens nichts gegen Geld, solange es nicht zum Lebenselixier wird.).
Das mag dir als zu großes Wort erscheinen - ok, vielleicht habe ich mich zu arg in die Diskussion hineingesteigert, wenn man bedenkt, dass es sich um ein kleines Videoschnitt-Progrämmchen handelt - , aber vielleicht ist so manche (noch!) wohl funktionierende Wirtschaftsideologie teuflischer als der Satanismus selbst.
Beispiel gefällig?
Du würdest es vermutlich (und hoffentlich) als pervers bezeichnen, wenn man Steve Jobs' Krankheit als Wirtschaftsfaktor einrechnet, denn so gesehen ergibt sich großer Absatz (vorausgesetzt die Produkte haben schon einen entsprechenden Ruf) genau dann, wenn er krank bleibt, jedoch nicht verstirbt, sodass alle aus Angst noch schnell einen geilen Apple kaufen, bevor die Coolness aus den Produkten entweicht wie das Leben aus Steve. Diese Haltung unterstelle ich dir ganz sicher nicht(!), aber es passt in deine Everything-is-a-Feature-Mentalität, denn wirtschaftlich wäre diese gewinnorientierte Rechnung trotz einer gewissen Widerwärtigkeit sicher von Vorteil für Apple.
Und das ist der Grundsatz, in dem wir uns unterscheiden; erhaben über jedes noch so kleine Stück Wirtschaftsware.
Oder kürzer: Ich bin Idealist und du Materialist. Da helfen auch
sics und
id ests nicht.
Also mal sehen, wer Recht behält...
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Nachtrag wegen ungenauer Lektüre (ein Problem, das wir an anderer Stelle schon mal feststellen mussten):
Sorry, aber ich kann guten Gewissens mir erlauben, eine "Auf blauen Dunst"-Beschaffung als objektiv unprofessionell zu bezeichnen - das lässt sich in Theorie und Praxis auch belegen.
Was du von Patrocks Verhalten hältst, ist in dieser Frage völlig unerheblich. Es geht darum, dass Apple nicht aufgrund von Adobes Missständen automatisch im Recht ist, insbesondere dann nicht, wenn sie sich eigene Fehler und Missstände erlauben oder meinen, dies zu können. Das eigene Verhalten wird nunmal nicht dadurch besser, dass man es bei anderen ebenso feststellt und/oder moniert. Würdest du etwa Mord etwa dadurch als lobenswertes Verhalten rechtfertigen, dass andere ihn in der Vergangenheit mit großem "Erfolg" auch schon praktiziert haben? Kann ich lügen zu einem rechtmäßigen Verhalten erklären, weil du mich belügst? Wo führte das hin?
Diese Einschätzung von Apples "Fehlverhalten" sagt im Übrigen rein gar nichts über die Professionalität des Einschätzers aus; bestenfalls über einen Irrtum in der Wahrnehmung (wobei dann immerhin auch kein Fehlschluss deinerseits vorläge!). Den hast du ja auch gerade aus meiner Sicht, deswegen bezeichnet dich aber niemand als "unprofessionell".
Versteh mich nicht falsch Bieger, die Wahrheit mag sein wie sie will; und vielleicht bist du im Recht mit deiner Einschätzung. Aber im Hinblick auf Patrock kannst du das nicht wissen, und deshalb erscheint mir deine Formulierung ("höchst unprofessionell") als voreilig, unbegründet und materialistisch-verblendet, weil bei dir nur derjenige professionell handeln kann, der nach deinem wirtschaftlich orientierten Weltsystem konform handelt. Aber was sagt das über das System selbst schon aus? Nicht im Geringsten, ob dieses System wirklich das beste ist, auch wenn es von innerhalb noch so sehr danach aussehen mag.