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Hallo liebe Leser,
Wir setzen unseren Siegeszug fort, weiter in die undurchsichtige Welt der Tontechnik. Nachdem ich letztens bereits versucht habe, die Zusammenhänge zwischen dem psychoakustischem Phänomen der Lautheit und der Kompression darzulegen, möchte ich heute wiederum auf der Grundlage der Psychoakustischen Frequenzwahrnehmung die Wichtigkeit des EQ'ings erläutern.
DER EQUALIZER ist ein tontechnisches Gerät, mit welchem man ein Signal frequenzabhängig Lautstärke zugeben oder wegnehmen kann.

Entnommen der Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Equalizer, 22.05.2007
Dieses Ding kennt man vielleicht von den Heimstereoanlagen. Vielleicht etwas unüppiger ausgestattet. Auch kennt man vielleicht diesen kleinen Freund hier:

iTunes EQ
Was verbirgt sich nun hinter diesem Gerät?
Um das zu ergründen, zerlegen wir diesen EQ in seine Bestandteile, bis nur noch eines der "Bänder" vorhanden ist. In der Grundform nämlich besteht ein EQ aus 3 Knöpfchen.

Parametrischer EQ aus Logic Pro
Das Bild zeigt einen sogenannten "parametrischen Equalizer" (farbig hinterlegt).
- Frequenz: Die Frequenz, ab der der Equalizer greift. Auf technische Details möchte ich selbst verzichten, aber vielleicht fühlt sich ja der ein oder andere Leser angespornt hier etwas loszuwerden. (Ich sag nur -3dB
)
- Gain/Slope: Wird in Dezibel angegeben hat also was mit der Lautstärke zu tun. Dieser Wert gibt an, um wie viel der bei Frequenz eingestellte Wert lauter oder leiser gemacht wird.
- Q: Q ist sozusagen das um den Frequenzpunkt herum befindliche Material. Was genau Q ist möchte ich auch wieder nicht erläutern. Der fleißige sieht hier nach.

Die Spitze des Berges sind also ungefähr 840Hz (siehe erstes Bild), Voller Boost = +24dB in dem Fall und Q = 1.00.
EQ-Bauarten:
- Parametrischer EQ:
Diese Bauart haben wir gerade besprochen. Er ist üppig ausgestattet und erlaubt Eingriff auf Frequenz, Boost/Cut und auch die Güte. - Shelving EQ:
Der Shelving EQ ist da etwas abgespeckter. Er greift immer AB einer gewissen Frequenz. Eine Grafik soll das kurz verdeutlichen.
Man kann sehen, dass sowohl ab 80Hz und ab 10.000Hz angehoben wird. - Filter: Sind eine schöne Sache. Die meiste Zeit benutzt man sie, um irgendwelche Störgeräusche auszublenden. Stichwort ist hier der so genannte Trittschallfilter. Eigentlich funktioniert ein Filter ganz einfach und man kann sagen, dass alle Equalizer Filter sind. Ein Filter greift ab einer gewissen Frequenz, und verringert dann kontinuierlich die Lautstärke, bis nichts mehr durch kommt - ein Filter eben. Der Trittschall tritt zum Beispiel auf, wenn während der Aufnahme eines Songs der beispielsweise Sänger immer schön mit dem Fuss mit tappt, weil er das Lied so geil findet. Der Trittschall kann dabei aber so laut werden, dass er über den Boden zum Mikrofon gelangt, und störend auffällt. Ein einfacher Filter, meinetwegen 80Hz (also seeehr tief), und schon ist Ruhe im Karton.
- grafischer EQ: Der grafische Equalizer ist wohl jedem von uns bekannt. Ich erinnere nochmal an den oben abgebildeten iTunes EQ, auch von den meisten Heim-Stereoanlagen sind diese Dinger bekannt. Hier gibt man einem einzigen Filter- bzw. Equalizerelement nur noch die Möglichkeit anzuheben oder abzusenken. Die Breite, also der Q, ist bei jedem "Band" gleich.
Wozu benutzt man diese? Nun, kurz gesagt, immer dann, wenn es etwas auszugleichen gibt. Ihr kennt das viellleicht von zuhause vielleicht. Die Stereoanlage steht im Wohnzimmer und wummert locker vor sich hin, aber man hat das Gefühl, sie hat zu viel Bass. Auch die Mitten scheinen ein bisschen scharf zu sein. Also hingehen, Bass-Band nehmen, runterziehen und gleichzeitig Mitten wegnehmen.
Dieselbe Anlage soll nun ein Gartenfest beschallen. Das Ding wird also in den Garten gepackt. Was ist jetzt los? Kein Bass mehr...
Das liegt alles an den räumlichen Gegebenheiten in denen sich die Anlage befindet. Von sämtlichen Reflektions-, Streuungs- und Schallschluckenden-Elementen, die sich auf dem Weg zwischen Lautsprecher, bis hin zu unserem Ohr befinden.
Wann werden Equalizer noch eingesetzt?
Hier folgt wieder eine lange Liste, die euch, den Lesern, einen Überblick geben soll.
Und gleichzeitig ein bisschen mehr Bewusstsein dafür schaffen soll, was dort draussen in der Welt so passiert.
- Der eben schon genannte Trittschall wäre da eine Möglichkeit. Allerdings auch sämtlichen anderen tiefschwingenden Geräuschen. Manchmal hilft es sogar, radikal die Höhen zu filtern, beispielsweise wenn man eine verrauschte Aufnahme hat. Das Rauschen hat einen grossen Höhenanteil. Durch geschicktes einstellen eine Equalizers kann hier das Signal deutlich verbessert werden. Dolby lässt grüssen.
- Bei einer Aufnahme von echten Instrumenten wird ein Equalizer benutzt, um "unschöne Geräusche" heraus zu EQ-en, beispielsweise das Nachschwingen einer Tom. Oder irgendwelche "topfig" klingende Sounds einer Hihat.
Im Mixdown, also dem Zusammenführen aller aus der Aufnahme entstandenen Spuren zu einer Stereospur, wird der EQ benutzt, um einem Instrument Gehör zu verschaffen. Es also verständlich zu machen. Hört euch mal eure Lieblingssongs an. Ein oft angewandtes Prinzip ist hier der so genannte "Jalousien-Aufbau". Wie bei einer Jalousie werden die einzelnen Instrumente frequenzmässig aufeinander gestapelt. Dadurch stören sie sich nicht mehr gegenseitig, der Song gewinnt an Transparenz. - und und und... Es gibt noch viel mehr Anwendungen für den Equalizer in der Praxis. Aber hier seid wieder ihr gefragt, die Leser dieses Artikels, meldet doch mal eure Erfahrungen. Ob jetzt analog oder digital spielt dabei ja keine Rolle. Und eigentlich auch nicht ob phasenlinear oder nicht...oder doch?
Das wars auch schon wieder aus der Welt der Tontechnik, ich hoffe es hat euch gefallen.
Viel Spass auch weiterhin hier auf Apfeltalk.
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