Meine persönliche Meinung zu den Äußerungen von TC: Ziemlich fadenscheiniges Lamentieren und Beschwichtigen, damit die eigene Truppe nicht nervös wird (und vielleicht kritischer das Handeln des eigenen Unternehmens hinterfragt).
Statt Abzuwiegeln täte man gut daran einzuräumen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt und statt dessen auf die Vorwürfe einzugehen und konkrete Maßnahmen zur Besserung in Aussicht zu stellen. Wenn Apple so weitermacht wie bisher, hat das Unternehmen in wenigen Jahren ein mieseres Image, als Microsoft in deren schlechtesten Zeiten. Cook und Co. täten gut daran, zügig gegenzusteuern und das Hauptaugenmerk nicht ausschließlich auf den hohen Stückdeckungsbeitrag (eine für den Technologiesektor unglaubliche 45% Nettorendite je Einheit) zu legen. Das würde meiner bescheidenen Meinung nach den Erfolg und das Image des Unternehmens langfristig stabilisieren, da mehr und mehr Konsumenten neben den Produkteigenschaften und dem Produktimage eben auch Wert auf ein unter arbeitsethisch akzeptablen Bedingungen hergestelltes Produkt legen. Außerdem: Wenn jemand die Mittel und Möglichkeiten hat, substantielle Änderungen im Hinblick auf arbeitsethische Standards durchzusetzen, dann Apple.
Konsumverzicht ist ein schwieriges Thema, da gebe ich anderen hier durchaus Recht. Gerade bei Apple-Hardware ist man mehr oder minder im Apple-Universum gefangen, wenn man ein paar Jahre auf der Plattform aufgesetzt hat (insbesondere bei Macs im beruflich genutzten Umfeld). Mir persönlich würde es außerordentlich schwer fallen, mal eben auf Windows umzusatteln (unter der Annahme, ich fände einen Hardware-Hersteller, der seine Geräte ethisch korrekt herstellt). Neben der Investition in die Hardware müsste ich gleich nochmal mehrere tausend Euro in Software investieren.
Außerdem mag ich Apple Produkte, da mache ich gar keinen Hehl draus. Aber mir persönlich gehen die Herstellungsbedingungen in den chinesischen Werken seit langer Zeit gehörig gegen den Strich.
Allerdings macht mich der Hype um das jeweils neueste iPhone, iPad, usw. schon seit geraumer Zeit auch einigermaßen sprachlos. Die Nutzungsdauer der Konsumenten entspricht nicht selten dem Produktionszyklus des Herstellers, sprich: alle 9-12 Monate wird das neueste Gerät gekauft bzw. werden die von der Telekom et al mit hohen Nutzungstarifen quersubventionierten Geräte geordert, anstatt die Hardware einfach mal entspannt 3-4 Jahre zu nutzen. Wie gut Apples Keynote-Gedöns und die Marketing-Maschinerie funktioniert ist schlicht atemberaubend.
Und dass sich die Presse auf Apple einschießt ist ja nun alles andere als verwunderlich. An der Spitze weht nun mal der schärfste Wind. Und wer sich den
Artikel in der NYT mal in Ruhe zu Gemüte führt, dem werden die Augen geöffnet. Ich persönlich finde es richtig und wichtig, dass die Missstände publik gemacht werden, um öffentlichen Druck zu generieren. Übrigens, all denjenigen, die hier Pressebashing betreiben, die NYT ist für ausgesprochen gründliche Recherche bekannt. Was die publizieren, hat in der Regel Substanz. Immerhin wurden für den Artikel mehr als drei Dutzend gegenwärtige und frühere Apple-Angestellte (teilweise höhere Management-Ebene) und Lieferanten befragt (Zitat NYT:
The reporting is based on interviews with more than three dozen current or former employees and contractors, including a half-dozen current or former executives with firsthand knowledge of Apple’s supplier responsibility group, as well as others within the technology industry).
Können Nutzer und Konsumenten von Apple Produkten etwas ändern? Ich denke schon. Die schärfste Waffe des Konsumenten ist Konsumverzicht. Wenn die Arbeitsbedingungen bei Lidl (um ein Beispiel zu nennen) meinen ethischen Standards zuwiderlaufen, dann mache ich eben so lange einen Bogen um Lidl, bis sich das nachweislich gebessert hat. Verhungern werde ich deswegen nicht.
Aber bei Computer- und mobiler Hardware ist das eben nicht so einfach. Wir alle sind mehr oder weniger auf Computer und Smartphones angewiesen. Außerdem wollen wir Spaß mit den Geräten haben. Dagegen ist auch absolut nichts einzuwenden. Einen unter ethischen Gesichtspunkten einwandfreien Hardware-Hersteller zu finden, dürfte auch ungleich schwerer fallen, als mal eben den Supermarkt zu wechseln (von den sonstigen Problemen beim Umstieg auf ein anderes OS mal ganz zu schweigen).
Aber man kann seine Bedenken und seinen Unmut gegenüber dem Unternehmen zum Ausdruck bringen. Wer hindert uns daran, in den Dialog mit Apple zu treten und Stellung zu beziehen?
Ich hab heute mal ne Email an Tim Cook gesendet. Den Inhalt findet Ihr unter dem u.a. Link (Screenshot). Und ja, ich weiß, die Email landet nicht in Cooks Inbox. Aber die Inhalte werden dem Top-Management in kondensierter Form aufbereitet. Ich bin ziemlich sicher, dass eine Menge Apple-Nutzer nach dem sehr anschaulichen Artikel in der NYT an Apple herantreten und ihre Meinung kundtun
My 2 Cents...
Screenshot Email an Apple ([email protected])