Dass Triebsublimierung konstitutiv ist würde ich auch sagen, dass sie positiv konnotiert ist, nur bedingt: Wenn dem so ist, dann wohl daher, dass sich der Trieb nicht mehr sexuell äußert (das ist leider nach wie vor geächtet und die gegenwärtige Debatte mit dem Vatikan macht das nicht nur deutlich, sondern auch ein Mal schwieriger, weil man jetzt eingestehen muss, dass dieser Trieb nicht nur sehr schwer zu kontrollieren ist, sondern es obendrein im Falle der Unterdrückung des selben auch zu Fehlkanalisierung kommen kann, aber das ist ein anderes Thema), sondern beispielsweise in der Ausbildung von Kultur niederschlägt, also sogar eine Art Nutzen und Fortschritt darstellt. Für den Einzelnen mag aber etwas Anderes wichtig sein als für die Gesellschaft (d.h. aus deren Sicht) oder Kulturentwicklung. Aus Sicht der Kultur ist Sublimierung etwas Tolles, aus Sicht des Individuums aber eben nicht (zumindest nicht zwangsläufig). Der ganze Triebsublimierungsbetrieb hat nämlich logischerweise dazu geführt, dass wir heute noch immer nicht wieder frei über die eigentliche Stossrichtung unserer Triebe sprechen können, denn diese stehen eben ursprünglich nicht im Dienste der Kulturbeförderung, auch wenn - wie oben schon gesagt - dieser Club das natürlich gern so hätte.
Zurück zum Punkt: Das Wort "Fetisch" ist dehnbar, muss dehnbar sein. Es muss Güter wie Wurstbrote, Geld, Macht, Besitz umfassen, da es dem selben Zweck geschuldet ist, den wir als ursprünglich sexuell betont haben. Daher der Hinweis, Fetisch und Trieb nicht im semantischen Feld der Sexualität zu fixieren.
Die Triebsublimierung ist der Grund für diese Dehnung. Selbst Freud hat darauf schon Bezug genommen, als er die Kunst (sowohl Produktion als auch ihren Konsum) als Form der Triebsublimierung eingestuft hat.
Folglich kann nicht nur ein Paar Brüste ein Fetisch sein, sondern auch das Auto oder eben (wenn auch ungewöhnlich) ein Wurstbrot. Es kommt nicht auf die Form an (bspw. Ähnlichkeit zu einem Phallus), sondern auf den Zweck einer Sache aus Sicht des Individuums. Wenn (und nur wenn!) der Besitz eines Autos oder sein Fahren (hier gibt es dann gar keine Form mehr) zum Fetisch erklärt wird, erfüllt er den Zweck der Befriedigung auf geistiger Ebene, auch ohne (physischen) Orgasmus, denn der physische ist ja untersagt, muss also sublimiert werden. Und irgendwann ist man vom Käfer beim Porsche.
EDIT: Ich finde diesen Thread übrigens recht nett, jetzt schon interessanter als manches Philosophen-Board.