Deiner Ansicht nach ist Gott als auch das Teuflische, das Böse? Eigentlich ist das im christlichen Glauben ja die Abwesenheit von Gott, also Liebe. Dein angesprochenes 'Liebesgeschwafel von Erleuchteten' passt sicher auch auf viele Esoteriker, jedoch insbesondere auf Jesus.
Nein, Gott ist nicht auch das Böse, aber er lügt dich notfalls nach Strich und Faden an, führt dich absichtlich auf Irrwege und bricht seine Vereinbarungen. Schließlich war "alles zu deinem Besten" wird er dir nachher erzählen, wobei er das natürlich anders sehen wird, a la: "Programm (also Schöpfung) und Realisierung in der täglichen Wirklichkeit sind nicht das gleiche. Daher kann man auch nicht von Lüge sprechen, wenn das Programm nicht programmgemäß gerät". Gott ist halt auch nicht perfekt.
Und das Liebesgeschwafel paßt keineswegs auf Jesus. Seine Lehre ist wahrhaft "göttlich", eine intergalaktisch-universelle Regel des Ausgleichs:
Was du nicht willst, daß man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.
Umgekehrt heißt das:
Was du mir angetan, wirst du büßen müssen, alles wird auf dich zurückfallen.
Auch wenn er diese Regel, die es in vielen Kulturen gibt, nicht wörtlich so formuliert hat, der Inhalt aller seiner Reden ist davon geprägt. Er hat überhaupt eine neue Art zu denken, ein nachahmenswertes, göttliches, völlig neues Denkschema: "meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege - Spruch des Herrn" (Jesaia 55,8). Der Gipfel dieses neuen Denkens ist das Gebot der Feindesliebe: "Ihr habt gehört, daß gesagt worden ist, du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: "liebt eure Feinde, tut Gutes denen die euch hassen uns segnet, die euch verfluchen - bittet für die, die euch beleidigen ... wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, was habt ihr davon?..." (Lukas 6,27-35)
Liebe also deine Feinde, denn was wäre ohne sie aus dir geworden? Ein unbedeutendes Nichts, denn nie wärst du gefordert worden, dein Bestes zu geben. Das nenne ich Karma in Reinkultur. Dabei ist Jesus keiner, der sich alles gefallen läßt, er haut aber nich gleich zurück, sondern läßt den Angreifer eher blöd dastehen. Ein Beispiel: "Wenn dir einer (mit der rechten Hand) auf die rechte Backe schlägt, halte ihm auch die andere hin." (Matthäus 5,39). Die sogenannte "Verkehrte", also mit dem Handrücken der rechten Hand auf die rechte Backe, war für einen Juden eine gewaltige Demütigung, meist in der Öffentlichkeit, sonst ist ja die Wirkung dahin. Hält man dem Schläger nun die andere hin, stutzt der und traut sich nicht mehr oder er haut mit der Linken daneben.
Ein elementarer Bestandteil der Liebe ist das Verzeihen. Der Weg Gottes ist der Weg der Liebe und (das Wort) Gott ist (steht für) die vollkommene Liebe. Wenn du von redest, und dass Gott nicht immer super-mega-plus ist, gehst du schon wieder in Richtung Personifizierung. Die Anwesenheit von 'Bösem' oder Unvollkommenheit ist ja nicht gleich die Abwesenheit der Liebe, sondern beides existiert parallel. Der wahrhaftig Liebende wird deine angesprochene 'Wahrheit' nicht verleugnen, sondern sie ist Bestandteil seines Lebens.
Ich habs hier schon mal geschrieben: Gott ist ein äußerst praktisches Wesen, sehr wandlungsfähig und leicht modellierbar, jederzeit gebrauchsfähig je nach Bedarf, still und ergeben in seiner Wirkung. Ohne zu widersprechen oder zu meckern, verschwindet er wieder in der Versenkung, wenn er nicht benötigt wird. Man kan ihn also ruhig nach Gebrauch in eine Ecke stellen oder in eine Schublade geben und bei Bedarf wieder hervorholen. Jeder meint, es sei sein Gott. Wie oft sagen die Leute achselzuckend "mein Gott - was kann ich dafür" (kann!). Die Theologen glauben überhaupt, ein Patent auf ihn zu haben, andere wieder meinen, sie hätten ihn gepachtet. Wenn wo was nicht paßt, soll er es gefälligst ebenbaldigst richten, wie es uns gefällt. Sobald wieder ales in Ordnung ist, darf er sich möglichst leise davonschleichen. Wenn die Statistik belegt, daß wieder mehr aus der Intelligenzschicht an ihn glauben, muß er sich wohl freuen. Wenn aber etwas passiert ist, was unbedingt hätte verhindert werden müssen, wird er beschimpft, weil er so etwas Fürchterliches zugelassen hat. In seinem Namen rasen ganze Heere aufeinander und schlachten sich gegenseitig ab. Hinerher wird ebenfalls in seinem Namen der Sieg gebührend gefeiert, die Gegenseite klagt ihm sein Leid mit leisen Vorwürfen, weil er die anderen gewinnen ließ. Die einen rutschen auf den Knien herum um ihn zu ehren, die anderen leugen sogar seine Existenz.
Ein wahrhaft armer Hund, der von den guten Tagen nichts spürt und an schlechten geprügelt wird. Was er nun wirklich ist, können wir wohl nur erahnen und in Bildern ausdrücken, wobei es hilfreich erscheint zu überlegen, was er nicht ist.
"Gott ist - wir sollten ihn so lassen", hat ein Bischof einmal in einem Radiointerview passend bemerkt. Gott ist ein großartiger Logiker, ein exzellenter Mathematiker, ein gewaltiger Physiker, ein sagenhafter Fantast und ein himmlischer Künstler, aber sicher kein Philosoph oder Metaphysiker und vor allem kein Moralist und kein Theologe. Deshalb verstehen die beiden Letztgenannten von ihm am wenigsten, obwohl sie ihn für ihre fragwürden Zwecke völlig vereinnahmt haben.
Drei Eigenschafen hat er aber nicht:
- Er ist nicht, allwissend, denn einiges ist ihm im Verlauf seiner Schöpfung entgangen, wenn auch nur aus Mangel an Interesse oder Schlamperei, gerade was die Schaffung des Menschen betrifft.
- Er ist nicht vollkommen oder fehlerlos. An seiner Fehleinschätzung der Menschen "Marke Abrahahm" krankte die ganze Jesus-Geschichte.
- Er ist nicht allmächtig - gemeint ist sowieso nur innerhalb der Gesetze der Logik
Das Ganze ist eigentlich nur für uns ein Problem, nicht aber für ihn. Denn wir haben ihm - um ihn nach unserer Ansicht richtig zu beschreiben - alle positiven Eigenschaften jeweils in einem unendlichen Maße "hinaufdividiert": noch viel mehr daneben ging es offenbar nicht.
Man kann sich Gott als den unendlich kleinen Angelpunkt einer Waage vorstellen. Solange er nur "ist" und den Waagebalken nicht "betritt", ist alles "eins und vollkommen in der Waage".
Der Glaube an Gott ist eben nicht die Verteufelung und Ablehnung des Bösen. Wer so lebt, hat nicht verstanden, was Jesus uns vorgelebt hat.
Dass Liebe gleichzeitig unendlich groß oder unendlich klein sein kann, lässt ja immer noch zu, dass der böseste Mensch einen Funken Liebe in sich trägt.
Ums noch mal konkret auf deinen einleitenden Satz zu beziehen. Gott is definitiv nicht 'auch Hass', sondern alleine die Akzeptanz von Hass in welcher Form auch immer.
siehe oben
