Die ganze Diskussion um ein Tempolimit verliert spätestens da den Sinn, wenn begonnen wird über Umweltschutz durch Importverbot von spanischen Paprika zu diskutieren.
TOM
Irrtum, was den Part Umweltschutz - und nur diesen - innerhalb dieser Diskussion betrifft beginnt sie genau dort erst Sinn zu machen. Dazu ist es allerdings erst mal notwendig, die Scheuklappen abzunehmen, so man denn dazu bereit ist.
Das Beispiel mit dem Import von Paprika aus Spanien war selbstverständlich als pars pro toto für eine generelle Problematik zu verstehen, die wohl jedem bekannt ist der sich einmal etwas ausführlicher mit dem Thema Umweltverschmutzung durch Transportlogistik beschäftigt hat. Wenn man sich natürlich dieser ebenso logischen wie bekannten Schlussfolgerung (mutwillig) entzieht, ist es natürlich, haha, wahnsinnig komisch (oder "sinnlos"...)
Entscheidend ist aber, dass wir uns bei der anonymisierten Art der Umweltverschmutzung in der Masse verstecken können, auf den bösen Acht-Zylinder Fahrer dürfen wir aber mit dem moralischen Finger zeigen!?
Wer sich z.B. einmal darüber Gedanken gemacht hat, mit was für einem unglaublichen Aufwand an verrußten LKW-Kilometern Lebensmittel für unseren bundesdeutschen Konsum aller Art täglich kreuz und quer sinnlos durch Europa gefahren wird (von solchen Perversionen wie "Flugmangos oder -Ananas"(!) gar nicht zu reden), braucht nur einmal kurz den Rechenstift zu spitzen um herauszufinden dass wir hier von ganz anderen Dimensionen an unnötiger Umweltverschmutzung sprechen.
Aber daran wollen wir natürlich nicht rühren, weil seltsamerweise auch der ökologische bewusste Radfahrer (und vielleicht Autohasser) meist bedenkenlos die spanischen Trauben mit den israelischen Erdbeeren zusammen in seinen Einkaufskorb legt, um dann noch italienischen Käse zu kaufen, der vorher als deutsche Milch über die Grenze gekarrt wurde um als "original" italienisches Produkt zurück zu uns über die Autobahn donnert. Warum stellen wir das in dem Moment nicht auch umweltpolitisch in Frage? Weil wir das Produkt haben wollen, und weil es anonym ist -- nach dem Motto: Ich war's ja nicht, und was kann denn die Erdbeere dafür, die liegt jetzt ohnehin schon hier...
Genau darauf will ich hinaus:
Selbstverständlich ist es berechtigt eine Sinndiskussion über die Notwendigkeit von PS-Boliden in der heutigen Zeit zu führen - aber so zu tun, als ob hier eine der Hauptwurzeln allen Übels in Thema Umweltschutz liegt, geht einfach an der Realität vorbei. Den meisten Umweltdreck produziert jeder von uns versteckt, aber wissentlich und duldend.
Bei so manchem, der als edler Ritter gegen jeden BMW (oder was auch immer) die Lanze schwingt, würde ich gerne mal kurz in den Kleiderschrank blicken. Sagen wir 20 T-Shirts, davon 18 "Made in China". Dass dort unter katastrophalen Arbeits- und Umweltschutzbedingungen produziert wird, weiss jeder von uns. Gekauft wird trotzdem - ist ja schliesslich weit weg, das Produkt ist billig und Geiz bekanntlich geil.
Moral von der Geschichte: Wenn ich bei jemandem die Integrität in Sachen Umweltbewusstsein in Frage stelle, weil er ein Auto mit grossem Hubraum fährt -- bin ich dann bei mir selbst im Alltag ebenso konsequent in jeglicher Vermeidung unnötiger Umweltbelastung - und zwar auch bei der indirekten? Denn Dreck bleibt nämlich immer Dreck, ob ich ihn direkt mittels Gaspedal erzeuge oder die Entstehung durch den Kauf von entsprechenden Produkten fleissig mitfinanziere...