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Entschuldigung für den Titel, aber den wollte ich schon immer mal wählen. Letztlich bin ich nicht wirklich der Meinung, dass eines der drei großen Betriebssysteme - Windows, Mac OS und Linux dem anderen in Punkto Benutzerfreundlichkeit noch wesentlich überlegen ist. Was mich zu der Überschrift bewegte, war Folgendes:
Als eine Freundin meiner Freundin sich vor einiger Zeit ihren ersten eigenen Computer zulegen wollte, stellte ich ihr mehrere Alternativen dar, legte ihr allerdings den Kauf eines iMac nahe, falls sie bereit wäre, so viel Geld auszugeben. Warum? Weil ich wusste, dass ich im Falle von Windows einen Tag mit dem Betriebssystem und seiner Konfiguration und den nächsten Tag mit der Installation eines Dutzends Programme beschäftigt wäre + fernmündlicher Nutzerbetreuung auf absehbare Zeit ("das Antivirusprogramm warnt mich, dass es etwas Verdächtiges gefunden hat - soll ich die Datei löschen?"); bei Linux wäre die Einrichtung des Arbeitsplatzes innerhalb von 1-2 Stunden vonstatten gegangen und die Betreuung hätte sich wohl mehr oder weniger auf die Antwort "nein, das Spiel läuft nicht unter Linux, starte mal das virtuelle Windows" erstreckt. Den Ausschlag für die Empfehlung von Mac OS X gab meinerseits die bekanntermaßen ausgezeichnete Hilfefunktion in Mac OS, die Ausrichtung des Betriebssystems auf Computer-Einsteiger sowie der telefonische Support der Firma Apple.
Den Ausschlag zum Kauf gab aber letztlich, wie ich schon vermutet hatte, das Design der iMacs.
Die Erwartungen der Käuferin und meine eigenen, ganz anderen, wurden erfüllt. Sie kommt prima zurecht und ruft mich selten wegen Hilfe an. Ähnlich wie bei Linux lautet die Antwort dann meist: "nein, das Spiel läuft nicht auf Mac OS X, hol' dir Parallels, dann geht es". Aber da sie ihren Mac so schick findet, nimmt sie kleinere Entbehrungen tapfer hin.
Was habe ich nun zu meckern?
Nun, dazu muss ich ein wenig über meine eigene Computersozialisation erzählen. Mein letzter Kontakt mit Apple war vor dieser Geschichte ein Performa mit System 7.5. Aus Kostengründen folgte der Umstieg auf einen wesentlich schnelleren 486er mit Win95, welches ebenso gut/schlecht bzw. stabil/instabil lief wie System 7.5. Nachdem Windows sich immer mehr zu einem einzigen Werbeflächenträger entwickelte, bin ich entnervt auf das kostenneutrale Linux umgestiegen. Einen ersten Versuch mit SUSE 9.1 legte ich ad acta und kehrte zu Windows zurück. Ich habe nämlich nie die Sehnsucht verspürt, mich in Anleitungen zu vertiefen. SUSE 9.3 schließlich war mir dann trotz kleinerer Nervigkeiten lieber als Windows. Zum Stand der obigen Geschichte benutzte ich openSUSE 10.2 und manchmal Ubuntu.
So. Nun setzte ich mich also an den neuen iMac, um ein paar Programme zu installieren und der Frau die grundlegende Benutzung zu erklären. Und dann merkte ich, dass entweder Linux in der Zwischenzeit ganz gewaltig in der Benutzerfreundlichkeit zugelegt hatte oder Mac OS X doch nicht das Ei des Kolumbus war.
Nummer 1, Programminstallation: Nach dem Einlegen einer CD (sofern ich nicht DMGs aus dem Netz heruntergeladen habe) erscheint sie auf dem Desktop. So weit so gut. Möchte ich die darauf vorhandenen Programme installieren, muss ich nochmal auf die .dmg-Dateien klicken, was bewirkt, dass jetzt auch diese als (virtuelle) Medien auf dem Desktop erscheinen. Aha. Und wozu bitte, soll das gut sein? Warum werden DMGs nicht wie einfache (komprimierte) Verzeichnisse behandelt? Um die Installation abzuschließen, muss ich dann den Inhalt des DMG entweder auf einen Ort auf dem Mac ziehen oder auf ein Alias/Verknüpfung innerhalb des DMG. Das ist nicht einheitlich gelöst. Wozu diese vier Schritte? CD öffnen, DMG laden, DMG öffnen, Programmsymbol irgendwo hin ziehen - benutzerfreundlich wäre es, wenn das DMG wie gesagt als Ordner auf der CD dargestellt würde und danach ein Doppelklick auf das Programmsymbol das Programm auf den Mac kopieren würde.
Bei openSUSE öffne ich das Hauptmenü mit meinen favorisierten Programmen und wähle den Eintrag 'Software installieren'. Das öffnet die Softwareverwaltung, wo ich nach existierenden Programmen per Schlagwort oder Name oder Kategorie suchen kann und sie von der linken Seite des Fensters (verfügbare Programme) auf die rechte Seite (installierte Programme) befördern kann. Nach OK-Klick werden die Programme dann aus dem Internet heruntergeladen und installiert. Ein zugegebenermaßen ganz anderer Ansatz, aber etwas intuitiver finde ich ihn schon.
Alternativ kann ich nach Programmen auf http://software.opensuse.org/search suchen und sie dort durch Anklicken des freundlichen Symbols '1-klick install' installieren. Es erscheint ein Wizard, der mich nach ein paar mal 'OK-Klicken' zur Eingabe des Root-Passworts auffordert und die Software installiert (und ggf. die Repositories registriert).
Nummer 2, Programme starten: Wenn man nun das frisch installierte Programm sucht, schaut man in einem Ordner nach, der Symbole der Programme genau wie beliebige Dateien darstellt. Schön und gut. Aber leider nicht gerade übersichtlich. Wenn man kein Suchwort eingibt (vielleicht weil man den Namen des Programms nicht mehr weiß), scrollt man einfach durch einen thematisch nicht geordneten Haufen von Symbolen. Schlecht gelöst. Möchte man einen schnellen Programmzugriff, so muss man das Symbol des Programms in das Dock ziehen. Gut. Das funktioniert genau wie bei der Windows-Schnellstartleiste. Aber wo ist das einfacher als die Lösung hierarchischer Startmenüs unter Windows oder den meisten Linux-Distributionen?
Schön, Windows ordnet die Programmeinträge auch nicht thematisch, sondern nach Herstellern oder sonstigen sinnlosen Kategorien, wenn überhaupt. In hierarchischen Linux-Menüs findet man jedoch diese thematische Ordnung; unter KDE ist es sogar sinnvollerweise so, dass wenn es nur ein Programm auf dem Rechner gibt, das eine Aufgabe erfüllt, so wird nicht der Name des Programms angezeigt, sondern seine Funktion. Ist etwa nur OpenOffice installiert, so wird seine Komponente 'Writer' als 'Textverarbeitung' im Menü angezeigt. Einfach, aber genial.
Unter meinem openSUSE-GNOME-Desktop läuft es etwas anders: Favorisierte Programme sitzen in einem flachen (nicht hierarchischen) Startmenü; ein Klick auf 'mehr Anwendungen' öffnet einen Programm-Browser, der nach Themen geordnet alle Programme anzeigt; mit großen Icons und kleinen Beschreibungstexten unter den Icons. Neu installierte Programme erscheinen außerdem noch ganz oben im Programm-Browser. Von hier aus kann ich ein Programm auch auf das Startmenü ziehen, um es zu den Favoriten hinzuzufügen (das geht übrigens auch mit Dokumenten) oder dasselbe alternativ mit Rechts-Klick und Kontextmenü machen. (Deinstallieren geht auch per Rechts-Klick.) Ein Suchwort kann man auch eingeben - und hier findet übrigens auch die Suche nach 'Textverarbeitung' OpenOffice Writer und AbiWord.
Wo ist da noch die Überlegenheit der Benutzerführung von Mac OS X? Ich war jedenfalls sehr überrascht, dass ich nicht die geringste Eifersucht auf das schöne, neue OS X verspürte. Dieses Betriebssystem, so spürte ich bei der Benutzung, wollte ich nicht haben.
Hat Linux nun solche Fortschritte gemacht oder ist bei Mac OS X die Lernkurve zu Anfang auch nicht flacher als bei openSUSE, und die Nutzer machen sich nur im Nachhinein vor, ihr Betriebssystem sei ja so viel einfacher als alle anderen?
Eure ehrliche Meinung ist gefragt.
Entschuldigung für den Titel, aber den wollte ich schon immer mal wählen. Letztlich bin ich nicht wirklich der Meinung, dass eines der drei großen Betriebssysteme - Windows, Mac OS und Linux dem anderen in Punkto Benutzerfreundlichkeit noch wesentlich überlegen ist. Was mich zu der Überschrift bewegte, war Folgendes:
Als eine Freundin meiner Freundin sich vor einiger Zeit ihren ersten eigenen Computer zulegen wollte, stellte ich ihr mehrere Alternativen dar, legte ihr allerdings den Kauf eines iMac nahe, falls sie bereit wäre, so viel Geld auszugeben. Warum? Weil ich wusste, dass ich im Falle von Windows einen Tag mit dem Betriebssystem und seiner Konfiguration und den nächsten Tag mit der Installation eines Dutzends Programme beschäftigt wäre + fernmündlicher Nutzerbetreuung auf absehbare Zeit ("das Antivirusprogramm warnt mich, dass es etwas Verdächtiges gefunden hat - soll ich die Datei löschen?"); bei Linux wäre die Einrichtung des Arbeitsplatzes innerhalb von 1-2 Stunden vonstatten gegangen und die Betreuung hätte sich wohl mehr oder weniger auf die Antwort "nein, das Spiel läuft nicht unter Linux, starte mal das virtuelle Windows" erstreckt. Den Ausschlag für die Empfehlung von Mac OS X gab meinerseits die bekanntermaßen ausgezeichnete Hilfefunktion in Mac OS, die Ausrichtung des Betriebssystems auf Computer-Einsteiger sowie der telefonische Support der Firma Apple.
Den Ausschlag zum Kauf gab aber letztlich, wie ich schon vermutet hatte, das Design der iMacs.
Die Erwartungen der Käuferin und meine eigenen, ganz anderen, wurden erfüllt. Sie kommt prima zurecht und ruft mich selten wegen Hilfe an. Ähnlich wie bei Linux lautet die Antwort dann meist: "nein, das Spiel läuft nicht auf Mac OS X, hol' dir Parallels, dann geht es". Aber da sie ihren Mac so schick findet, nimmt sie kleinere Entbehrungen tapfer hin.
Was habe ich nun zu meckern?
Nun, dazu muss ich ein wenig über meine eigene Computersozialisation erzählen. Mein letzter Kontakt mit Apple war vor dieser Geschichte ein Performa mit System 7.5. Aus Kostengründen folgte der Umstieg auf einen wesentlich schnelleren 486er mit Win95, welches ebenso gut/schlecht bzw. stabil/instabil lief wie System 7.5. Nachdem Windows sich immer mehr zu einem einzigen Werbeflächenträger entwickelte, bin ich entnervt auf das kostenneutrale Linux umgestiegen. Einen ersten Versuch mit SUSE 9.1 legte ich ad acta und kehrte zu Windows zurück. Ich habe nämlich nie die Sehnsucht verspürt, mich in Anleitungen zu vertiefen. SUSE 9.3 schließlich war mir dann trotz kleinerer Nervigkeiten lieber als Windows. Zum Stand der obigen Geschichte benutzte ich openSUSE 10.2 und manchmal Ubuntu.
So. Nun setzte ich mich also an den neuen iMac, um ein paar Programme zu installieren und der Frau die grundlegende Benutzung zu erklären. Und dann merkte ich, dass entweder Linux in der Zwischenzeit ganz gewaltig in der Benutzerfreundlichkeit zugelegt hatte oder Mac OS X doch nicht das Ei des Kolumbus war.
Nummer 1, Programminstallation: Nach dem Einlegen einer CD (sofern ich nicht DMGs aus dem Netz heruntergeladen habe) erscheint sie auf dem Desktop. So weit so gut. Möchte ich die darauf vorhandenen Programme installieren, muss ich nochmal auf die .dmg-Dateien klicken, was bewirkt, dass jetzt auch diese als (virtuelle) Medien auf dem Desktop erscheinen. Aha. Und wozu bitte, soll das gut sein? Warum werden DMGs nicht wie einfache (komprimierte) Verzeichnisse behandelt? Um die Installation abzuschließen, muss ich dann den Inhalt des DMG entweder auf einen Ort auf dem Mac ziehen oder auf ein Alias/Verknüpfung innerhalb des DMG. Das ist nicht einheitlich gelöst. Wozu diese vier Schritte? CD öffnen, DMG laden, DMG öffnen, Programmsymbol irgendwo hin ziehen - benutzerfreundlich wäre es, wenn das DMG wie gesagt als Ordner auf der CD dargestellt würde und danach ein Doppelklick auf das Programmsymbol das Programm auf den Mac kopieren würde.
Bei openSUSE öffne ich das Hauptmenü mit meinen favorisierten Programmen und wähle den Eintrag 'Software installieren'. Das öffnet die Softwareverwaltung, wo ich nach existierenden Programmen per Schlagwort oder Name oder Kategorie suchen kann und sie von der linken Seite des Fensters (verfügbare Programme) auf die rechte Seite (installierte Programme) befördern kann. Nach OK-Klick werden die Programme dann aus dem Internet heruntergeladen und installiert. Ein zugegebenermaßen ganz anderer Ansatz, aber etwas intuitiver finde ich ihn schon.
Alternativ kann ich nach Programmen auf http://software.opensuse.org/search suchen und sie dort durch Anklicken des freundlichen Symbols '1-klick install' installieren. Es erscheint ein Wizard, der mich nach ein paar mal 'OK-Klicken' zur Eingabe des Root-Passworts auffordert und die Software installiert (und ggf. die Repositories registriert).
Nummer 2, Programme starten: Wenn man nun das frisch installierte Programm sucht, schaut man in einem Ordner nach, der Symbole der Programme genau wie beliebige Dateien darstellt. Schön und gut. Aber leider nicht gerade übersichtlich. Wenn man kein Suchwort eingibt (vielleicht weil man den Namen des Programms nicht mehr weiß), scrollt man einfach durch einen thematisch nicht geordneten Haufen von Symbolen. Schlecht gelöst. Möchte man einen schnellen Programmzugriff, so muss man das Symbol des Programms in das Dock ziehen. Gut. Das funktioniert genau wie bei der Windows-Schnellstartleiste. Aber wo ist das einfacher als die Lösung hierarchischer Startmenüs unter Windows oder den meisten Linux-Distributionen?
Schön, Windows ordnet die Programmeinträge auch nicht thematisch, sondern nach Herstellern oder sonstigen sinnlosen Kategorien, wenn überhaupt. In hierarchischen Linux-Menüs findet man jedoch diese thematische Ordnung; unter KDE ist es sogar sinnvollerweise so, dass wenn es nur ein Programm auf dem Rechner gibt, das eine Aufgabe erfüllt, so wird nicht der Name des Programms angezeigt, sondern seine Funktion. Ist etwa nur OpenOffice installiert, so wird seine Komponente 'Writer' als 'Textverarbeitung' im Menü angezeigt. Einfach, aber genial.
Unter meinem openSUSE-GNOME-Desktop läuft es etwas anders: Favorisierte Programme sitzen in einem flachen (nicht hierarchischen) Startmenü; ein Klick auf 'mehr Anwendungen' öffnet einen Programm-Browser, der nach Themen geordnet alle Programme anzeigt; mit großen Icons und kleinen Beschreibungstexten unter den Icons. Neu installierte Programme erscheinen außerdem noch ganz oben im Programm-Browser. Von hier aus kann ich ein Programm auch auf das Startmenü ziehen, um es zu den Favoriten hinzuzufügen (das geht übrigens auch mit Dokumenten) oder dasselbe alternativ mit Rechts-Klick und Kontextmenü machen. (Deinstallieren geht auch per Rechts-Klick.) Ein Suchwort kann man auch eingeben - und hier findet übrigens auch die Suche nach 'Textverarbeitung' OpenOffice Writer und AbiWord.
Wo ist da noch die Überlegenheit der Benutzerführung von Mac OS X? Ich war jedenfalls sehr überrascht, dass ich nicht die geringste Eifersucht auf das schöne, neue OS X verspürte. Dieses Betriebssystem, so spürte ich bei der Benutzung, wollte ich nicht haben.
Hat Linux nun solche Fortschritte gemacht oder ist bei Mac OS X die Lernkurve zu Anfang auch nicht flacher als bei openSUSE, und die Nutzer machen sich nur im Nachhinein vor, ihr Betriebssystem sei ja so viel einfacher als alle anderen?
Eure ehrliche Meinung ist gefragt.
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