Zwischendurch mag es vielleicht auch mal ganz hilfreich sein, sich in die Lage der Schule oder der Lehrpersonen zu versetzen.
Man stelle sich einmal die Situation vor, eine Schule würde die Regel:“Im Schulhaus ist das Hören von lauter Musik untersagt“ oder „Im Schulhaus ist das Hören von Musik verboten, deren Lautstärke andere Menschen stört“ erlassen. Wer entscheidet dann, was unter „lauter Musik“ zu verstehen ist? Hier wäre der Willkür Tür und Tor geöffnet und die Folge wären wohl öfters schier endlose Diskussionen, Unsicherheit und vielleicht ein wenig das „Chaos“, welches Gokoana oben geschildert hat. Sowohl für die Schüler wie auch für die Lehrpersonen, welche die Regel durchzusetzen haben. Das Musikhören im Schulhaus generell zu verbieten macht somit Sinn, einfach, weil damit ein viel objektiveres Kriterium eingeführt wird, auch wenn diese Regel schliesslich nicht von allen Lehrpersonen konsequent umgesetzt wird oder von den Schülerinnen und Schülern als sinnlose Reglementierung empfunden wird.
Schule gilt neben der Familie als „pädagogischer Ort“, an dem Erziehung stattfindet. Die Schule hat also nicht nur einen Wissensvermittlungsauftrag, sondern auch einen Erziehungsauftrag. Dazu gehört, dass sie sich auf bestimmte Werte beruft, welche in den Schulhausregeln und im Verhalten der Lehrpersonen zum Ausdruck kommen sollen (Ausnahmen davon sind nicht zu vermeiden). Genauso wie in Familien unterschiedliches Verhalten toleriert oder nicht toleriert wird, wird es auch Unterschiede in den Regeln und Verhalten in verschiedenen Schulen geben, auch wenn diese Regeln nicht direkt mit dem Lernerfolg zu tun haben (Bei uns an der Schule ist es zum Beispiel untersagt, Kopfbedeckungen während des Unterrichtes zu tragen oder im Schulhaus Kaugummi zu kauen). Natürlich lässt es sich juristisch allenfalls gegen einzelne Regeln vorgehen, die Frage ist einfach, wie sinnvoll dies ist. Oder würde es jemandem einfallen, die eigenen Eltern zu verklagen, weil sie für eine bestimmte Zeit Spielsachen im Schrank einschliessen oder am Mittagstisch Musikhören verbieten?
Ich glaube, es gibt auch im „normalen“ Leben viele Regeln und Vorschriften, deren Sinnhaftigkeit (mindestens in bestimmten Situationen) sich vielleicht nicht gerade erschliessen. Trotzdem tut man wohl gut daran, sich an diese Regeln zu halten, oder man ist bereit, eine entsprechende Strafe bei Übertritt in Kauf zu nehmen. So gesehen ist es auch eine Vorbereitung fürs Leben, Schulregeln zu anerkennen und respektieren. Jede gute Schule wird jedoch zumindest ihre Regeln überdenken, wenn eine Änderung auf demokratischem Wege gefordert wird. Dies ist auch die Chance für alle Schülerinnen und Schüler, die sich ungerecht behandelt fühlten und die Situation nicht akzeptieren wollen.
Allerdings muss ich dem Threadersteller beipflichten, dass ich zwei Wochen Entzug des Ipods für das geschilderte Vergehen als unangemessen und übertrieben betrachte, falls er sich bisher keine anderen Regelverstösse zu Schulden lassen kommen liess. Ein ruhiges und sachliches Gespräch mit dem Lehrer, einer Vertrauenslehrperson oder der Schulleitung wäre hier aus meiner Sicht das beste Vorgehen.