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Celler Dickstiel
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- 03.01.13
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Moin!
Der Vergleich mit Automobilen taugt auf vielerlei Gründen nicht. Warum z.B. kein Vergleich mit der Kleidungsindustrie. Wenn dir Hugo Boss beispielsweise einen Anzug in der Türkei zusammenklöppeln lässt, kommt ebenfalls eine Marge im drei- bis vierstelligen Prozentbereich raus. Was wiegt nun mehr?
Nichts - weil der Vergleich unsinnig ist. Wenn man überhaupt vergleichen *will*, dann kann das überhaupt nur mit vergleichbaren Herstellern und Produkten sinnvoll sein. Aber auch hier, ist es schwierig, da die Kosten- und Ertragssituation eine gänzlich andere ist.
Apple hat seit Jahren Milliarden in Fertigungskapazitäten etc. investiert, sich bei Zulieferern beteiligt etc. Das sichert ihnen nicht nur Kapazitäten, sondern natürlich auch preisliche Vorteile. Vorteile, die viele Mitbewerber so nicht haben. Im Ergebnis ergibt sicht eine vollkommen andere Kostenstruktur - und das nicht nur in der Fertigung an sich, sondern natürlich auch im Personalbereich, für Materialien und Rohstoffe und sonstige Aufwendungen.
Zugleich ergibt sich der "Verdienst" an einer verkauften Einheit natürlich aus der Differenz zwischen Herstellungskosten und Verkaufspreis. Hier ist Apple in der Lage, am Markt einen hohen VK aufrufen zu können. Glaubt ernsthaft jemand, dass VW, wenn sie es könnten, für einen Golf (Passat, Arteon, ...) nicht auch liebend gerne 10 k€ mehr nehmen würde? Das Problem ist, dass dieser Preis nicht mehr von den Kunden gezahlt würde. Das ist aber weder ein Problem von Apple, noch kann man das jemandem negativ anlasten. Insofern auch aus dieser Sicht: Ein unsinniger Vergleich.
Tatsächlich ist es gut, wenn Unternehmen Gewinne machen und ordentliche Margen erwirtschaften. Nur das ermöglicht es ihnen künftig noch Arbeitsplätze bereit zu stellen, zu investieren, bei Zulieferern zu kaufen (und dort Arbeitsplätze zu sichern), dir Produkte anzubieten etc. pp. Kann ein Unternehmen das nicht - nun, siehe Air Berlin.
Wenn man sich als Kunde "über den Tisch gezogen fühlt", weil für einen die Relation zwischen (vermuteten) Herstellungskosten und Marktpreis nicht (mehr) passt, gibt es eine einfache Lösung: Man kauft das Produkt nicht. Der Markt, d.h. der Anbieter, wird - wenn das genügend Leute machen - reagieren (müssen).
Gibt es hingegen genügend andere Konsumenten, die das Produkt dennoch kaufen, muss man einfach damit leben, dass man mit einem Produkt konfroniert ist, das man sich eventuell einfach nicht mehr leisten kann oder will. Ist nicht schlimm - es kann sich nun mal auch nicht jeder eine schöne Uhr, einen Sportwagen oder einen guten Wein leisten. Oder man will es nicht, weil einem die Swatch, der Polo oder der Aldi-Wein reicht. Aber nur weil man sich etwas nicht mehr leisten kann/will, sollte man eben nicht blödsinnige Argumente in den Raum werfen, wie dass die Weintrauben in der 10 k€ Weinfalsche ja auch nur Cents gekostet haben und daher der Preis überzogen ist - mag sein, aber der Markt gibt den Preis her. Insofern ist wenn überhaupt nicht der Anbieter zu kritisieren, sondern die Konsumentenschaar.
Es hat ziemlich lange gedauert, dass solch Beitrag hier erscheint. Die teilweise völlig unsinnigen Beiträge zum Thema Preis grenzten schon an ein Niveau von RTL2 Nachmittags Zuschauern.
Ich hatte mittlerweile diesen Thread abgeschaltet, nun durch Zufall diesen Beitrag gelesen. Es gibt also doch noch Hoffnung

Danke für diesen Beitrag