Sehe im Falle von Eventim etwas anders.
Das ist ja auch vollkommen ok und ich schätze ja auch den Meinungsaustausch, auch wenn wir da einen Dissens haben
Das Unternehmen hat fast ein Monopol. Ja klar, ich MUSS nicht auf Konzerte gehen. Das ist aber für mich kein Argument. Ich muss vieles nicht. Wenn ich aber MÖCHTE, dann habe ich (fast) keine Wahl.
Klar macht Eventim was sie wollen, aber eben auch weil sie es können. Zu glauben, ja die Kunden werden schon "mit den Füssen" abstimmen, ist aus meiner Sicht viel zu kurz gedacht. Was haben die Kunden denn für eine Wahl. Ja, nicht zum Konzert gehen. Klingt nicht nach einer Lösung.
Doch, das ist eine Lösung. Aber halt keine die bequem ist. Und da sind wir, meiner Meinung nach, beim eigentlichen Thema: Die Leute wollen, wollen, wollen zwar, sind aber zugleich immer weniger bereit, auch mal auf Dinge zu verzichten, wenn es auch nur „ein wenig „Leid“ bedeutet.
Das haben wir letztes Jahr schon gesehen, als es darum ging, ob es zumutbar wäre, sich im Winter ggf. mal einen zweiten Pulli anzuziehen und auch hier zeigt sich jenes Wohlstandsproblem mal wieder. Und das ist ein Verhalten, dass wir quasi überall sehen: Solange der Bogen von den Anbietern nicht vollständig überspannt wird und solange es größere Mühen bzw. Verzicht bedeutet, auf ein solches Anbieterverhalten zu reagieren.
Verzicht ist aber heute etwas, was den Leuten offensichtlich vollständig abgeht. Vollkommen gleichgültig, welche Auswirkungen das eigene Konsumverhalten hat - solange eine Anpassung für einen selbst auch nur ein Jota Unbequemlichkeit bedeuten würde, werden die absurdesten Ausreden gesucht, Fingerpointing betrieben und Whataboutsim groß geschrieben. Und das zieht sich durch Anpassungen im Kleinen wie im Großen. Ändern wird sich das erst, wenn es einen absoluten Grund dazu gibt. Weil es keine Handlungsalternative mehr gibt.
Aber dennoch bin ich ehrlicherweise das Gejammer leid, dass alles so schrecklich pöhse ist, die Anbieter sich sonst was erlauben und die eigene Reaktion darauf ist: „Egal! Hier, nimm mein Geld!“
In vielen anderen Bereichen würde sofort nach Regulierung" gerufen. In der Konzertbranche lässt man einen so groß werden, dass andere (von kleinen lokalen Unternehmen mal abgesehen) keine Chance mehr haben. Konzerte sind für manche (auch für mich) Kultur. Die würde ich gerne wahrnehmen. Klar kann ich das, aber die Bedingungen sind unter aller S.... (also die mit den Eintrittskarten meine ich). Auch als Künstler hat man fast keine Wahl wen man nehmen kann, die Karten zu verkaufen.
Nein, das ist kein Thema “dieses Bereichs“ - das lassen wir gerne, solange es bequem für uns ist, in allen Bereichen passieren. Aus diesem Grund ist Amazon in der Position, wo es heute ist („Ich halt so schön bequem“, „Liefern so schön schnell“, „Bei Reklamationen keine Probleme“ - egal, ob andere Händler dabei ausgenommen werden), aus diesem Grund ist einem Datenschutz letztlich egal, solange Whatsapp so schön bequem ist, solange… Such dir deinen Player aus - das Ergebnis ist dort überall das gleiche.
Und gab es überall, von Anfang an, warnende Stimmen? Ja.
Wurde auf sie gehört? Nein.
Aber jetzt soll es doch bitte wer lösen: Jemand anders.
Warum nicht man selbst? Weil, ist unbequem und die Lösung sollte bitte auch nur den Anbieter treffen, aber auf gar keinen Fall für mich eine Veränderung bedeuten.
Ich habe 10 Jahre in der Ticket-Branche gearbeitet. (Ticket-Service-Center Bremen und Oldenburg) Ich kenne die Kartenhändler noch als sie ganz klein waren. Eventim (damals KPS) war schon immer sehr anstrengend.
Personalisierung von Tickets hat nur sehr marginal mit Schwarzmarkt-Verhinderung zu tun. In erster Linie will man Geld damit machen. Was geht es Eventim an, auf welchem Konzert ich bin. Richtig: nichts. Sicherheitsgründe sind es nicht. Was spielt der Name auf dem Ticket für eine Rolle bei der Sicherheit? Es geht ausschließlich um den zweit und Drittmarkt. Hier kann man durch die eigene Plattform noch mal Geld verdienen.
Man mag es kaum glauben: es gab im Bremer Weserstadion Konzerte der ganz Großen (Springsteen, Metallica, Bee Gees, Michael Jackson und viele weitere) und die Tickets waren nicht personalisiert. Und es ist nichts passiert und ja es gab einen "Schwarzmarkt" so what. Ja, ich weiß früher war alles besser.
Natürlich sind all diese Gründe (von Sicherheit bis Schutz vor Diebstahl) vorgeschoben. Aber selbst wenn die einfach direkt sagen würden, dass die das machen, weil es sie einfach noch mehr Geld scheffeln lässt… Meinst du, dass das irgendwas ändern würde? Außer der Rhetorik, natürlich…