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Weißer Winterglockenapfel
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Nimm das jetzt nicht persönlich, aber die Weltfremdesten Meinungen in diesem Thread kommen meiner Meinung nach von dir. Im Durchlesen bin ich immer wieder auf deinen Namen gestoßen und hab mir an den Kopf gelangt.
Natürlich nehme ich deinen Beitrag nicht persönlich, sondern fühle mich im Gegenteil etwas geschmeichelt, dass du dir soviel Zeit genommen hast und eine so ausführlichen Beitrag verfasst hast.

Pornos und abartige Sexualpraktiken. Ein Verbot von Killerspielen, denn falsche Erziehung trifft nicht die Eltern und und und. Wie gesagt, nimms nicht persönlich.
Hier möchte ich ein paar Dinge klar stellen, welche ich vielleicht zu wenig klar ausgedrückt habe oder welche dir eventuell in der Hitze der Diskussion entgangen sind.
Ich habe an keiner Stelle ein Verbot von Killerspielen gefordert und unterstütze dieses auch nicht. Jedoch heisst das für mich nicht, dass ich solche Spiele gutheisse. Ich glaube, neben der Befürwortung eines Verbotes und der Meinung, diese Spiele seien völlig unbedenklich gibt es noch eine dritte Haltung, nämlich ein Verbot für falsch zu halten und trotzdem einige Aspekte der „Killerspiele“ für bedenklich zu halten. Diese Haltung habe ich in Post Nr. 105 festgehalten.
Weiter habe ich nirgends geschrieben, dass „falsche“ Erziehung nicht die Eltern trifft (Wäre jedoch eine Diskussion wert

Meine Bemerkung zum Konsum von Pornografie von Jugendlichen und deren Auswirkungen war eine Reaktion auf einen Post vor meinem Beitrag. Ich habe dieses Thema aufgegriffen, da ich gewisse „Parallelen“ sehe, wie sich Medieninhalte auswirken können.
Eine Prävention gegen Amokläufe wäre erstmal zu analysieren, warum diese Menschen durchdrehen. Eins fällt dabei doch ganz klar auf, alle waren Außenseiter an den Schulen und wurden von Mitschülern gehänselt. Jetzt kommt sicherlich auch der letzte Dr. Med. Irgendwas doch drauf, das an den Schulen mehr passieren muss, nicht im privaten Umfeld. Kinder können sowas von grausam sein, es kann nicht sein das am Arbeitsplatz eine enorme Prävention gegen Mobbing betrieben wird, an unseren Schulen aber nicht.
10 Jahre von Mitschülern gehänselt werden, jeden Tag, da dreht man durch. Fraglich und bereichtigt ist doch auch die Aussage: "Amokläufe passieren zu 100% an Schulen, wenn diese von Jugendlichen ausgeübt werden".
Ich kenne die Situation an den deutschen Schulen nicht. In der Schweiz kann ich dir versichern, dass an den Schulen grosse Anstrengungen unternommen werden, um Mobbing und Gewalt unter Schülerinnen und Schüler zu erkennen und zu bekämpfen. Ich gebe dir gerne per PN bekannt, was alles unternommen wird, falls es dich interessiert. Ich stimme mit dir natürlich absolut überein, dass es Gewaltprävention an den Schulen braucht und dass dies ein „Puzzlestück“ sein könnte, um weitere Amokläufe zu verhindern.
Natürlich ist die Schuld nicht zu 100% bei den Eltern zu suchen, nur fungieren diese laut Gesetz als Vertreter und haben die Sorgfaltspflicht. Sprich, wenn ein 14 jähriger an ein Spiel für 18 kommt, dann sind nicht die mündigen Spieler dieser Welt zu bestrafen, sondern ganz klar die Eltern. Wenn Anzeichen einer Störung vorhanden waren und die Eltern hier nichts unternommen haben, dies noch nicht mal wahrgenommen haben, dann ist das meiner Meinung nach auch ganz klar auf eine vernachlässigte Erziehung zurück zu führen.
Wie schon geschrieben, will ich gar niemanden bestrafen. Weder mündige Bürgerinnen und Bürger mit einem „Killerspielverbot“, noch mit irgendwelchen Strafen, welche überforderte Eltern treffen. Ich stelle mir vor, dass man sehr viele Eltern bestrafen müsste, deren Kinder irgendwann an ein nicht für sie vorgesehenes Spiel oder andere ungeeignete Medieninhalte gelangen. Nicht zuletzt hätten demzufolge auch deine Eltern bestraft werden müssen, wenn du in deiner Jugend „heftige“ Spiele gespielt und Filme mit wenig Textilien geschaut hast. Ich halte mehr davon, Eltern, welche ihre Verantwortung nicht wahrnehmen (können), zu unterstützen, dass sie dies schaffen, als sie zu bestrafen. Mit einer Bestrafung hat sich nämlich gar nichts verändert.
Zu deinen Aussagen. Auch ich bin mit bösen Spielen aufgewachsen, als Atari/Playstation/PC Generation, sogar mit teilweise noch heftigeren Dingen, als es Sie heute auf dem Markt gibt, bzw. die heute Mainstream-gaming bedeuten. Auch wir haben uns in der Jugend abartige Pornos angeschaut, so wie das denke ich jeder getan hat.
Haben wir deshalb ein falsches Weltbild ? Ich denke nicht.
Schön, wenn du das „richtige“ Weltbild hast. Es ist einfach so, dass Medien die Sicht der Jugendliche auf die Welt prägen. Das heisst nicht, dass sie nun komplett eine verkehrte Welt sehen. Es gibt jedoch Dinge, die durch Medienkonsum beeinflusst werden, vorallem in Bereichen, welche sonst in der Gesellschaft eher tabuisiert sind. Dies zeigt sich meiner Meinung nach beispielsweise beim Thema Sexualität deutlich. Ein Bereich, über den in der Gesellschaft wenig gesprochen wird. Jugendliche orientieren sich hier auf der Suche nach einer Identität stark an den Bildern zur Sexualität, welche ihnen von den Medien vermittelt werden, weil es an Alternativen fehlt. Und da sehen sie beispielsweise den stets potenten Mann und die allzeit bereite Frau. Ich glaube jedoch nicht, dass dies dann der Realität entspricht. Nun, du kannst mir hier eine weltfremde Sicht vorwerfen. Ich kann dir dazu nur schreiben, dass dies meiner Erfahrung entspricht, denn ich leite unter anderem Workshops zu Sexualität und Aufklärung für Jugendliche. Ich bin überzeugt, dass gewaltstrotzende Spiele einen Einfluss auf die Psyche haben können. Selbstverständlich sind sie nicht einfach das Übel der Amokläufe. Aber wie bereits geschrieben, halte ich sie auch nicht für unbedenklich. Dagegen braucht es meiner Meinung jedoch kein nutzloses Verbot, sondern dass Jugendliche (vielleicht auch mancher Erwachsene) von seinem Umfeld hört, was von Bildern zu halten ist, auf denen gezeigt wird, wie Menschen gnadenlos umgebracht werden (müssen).
Ganz klar ist doch, das viele der heutigen Eltern es nicht unter Kontrolle haben, Ihre Kinder zu erziehen. Schon diese Körnchenfresser-Einstellung, von wegen "eine Ohrfeige" wäre Kindesmissbrauch, halte ich für extrem fraglich. Uns hat es auch nicht geschadet und es hat uns im Übermut oftmals eine Grenze aufgezeigt.
Ich bin froh, haben wir die Zeiten, wo solche Erziehungspraktiken angewendet wurden, hinter uns gelassen.
Hier wird doch zum x-ten mal alles von einem Haufen Scheisse auf den nächsten freien Platz geschaufelt, die Fehler werden nicht den betreffenden Personen zugeschrieben. Eltern sind sowohl für die Kontrolle, als auch für die Erziehung zuständig. Wenn Jugendliche mit 14 Jahren heute bis ultimo Nachts unterwegs sind, dann ist das härter zu ahnden. Wenn Eltern zulassen, das Ihre Kinder Filme und Spiele über der USK haben, dann ist das härter zu bestrafen. Wenn Lehrer an den Schulen nicht mehr klar kommen, dann muss hier etwas passieren, was schon seit Jahren passieren sollte.
Was müsste denn deiner Meinung nach an den Schulen passieren?
Ich bin kein sonderlicher Kinderfreund, das vorweg, was allerdings ausschließlich an der aktuellen Generation liegt. Wenn man als Erwachsener Mensch "Kinder & Jugendliche" schon als erstes grüßen muss um dann einen fünfzig/fünfzig-Joker zu haben, ob dies erwiedert wird, dann liegt das garantiert nicht an Killerspielen. Die daraus resultierende Einstellung, von wegen "ich bin kein Kind mehr" - sagt Dominik mit 15 Jahren - ist aber sehr wohl ein bedenkliches Anzeichen.
Es hat ja auch niemand behauptet, dass der fehlende Gruss von Jugendlichen einen Zusammenhang hat mit den „Killerspielen“. Auch vieles, was vielleicht auch sonst an Erziehung fehlt, liegt bestimmt nicht an solchen Spielen. Aber wie Kinder und Jugendliche über Gewalt denken, welche Strategien sie anwenden, um Konflikte zu lösen und welchen Stellenwert Gewalt für die Jugendliche bekommt, dies hat meiner Meinung nach sehr wohl etwas mit diesen Spielen zu tun.
Ein riesen Problem ist einfach, das durch das versagen der Erziehung, Kinder heute keine Kindheit mehr haben, dazu trägt der Staat sicherlich auch bei. Nur Effekte und Auswirkungen, von einem wesentlich tiefer sitzendem Problem auf Spiele oder Musik zu schieben, das halte ich für extrem naiv und weltfremd.
Was passiert denn, wenn die Killerspiele verboten werden und der nächste Amoklauf kommt ? Ist es als nächstes die Musik ? Die Zigarettenwerbung ? Die Nachrichten ? Oder vielleicht ein anderes Spiel, das einem eine nicht vorhandene Realität vorgaukelt. Was ist wenn den Politikern und den Eltern die Ausreden ausgehen, was wird dann gemacht ?
Es geht gar nicht darum, Spiele oder Musik als „Sündenböcke“ für Probleme abzustempeln. Wenn ich jedoch höre und sehe, wie in Musik, Filmen und Spielen Gewalt und Erniedrigung verherrlicht werden, dann finde ich, braucht es einen „Stimme“, die klar und deutlich macht, dass diese Inhalte gegen jedes menschliche Empfinden widersprechen.
Verhältnissmässig haben doch Kindern in den USA einen wesentlich größeren Zugang zu Gewaltszenarien, sei es im Alltag, im Fernsehen, bei Computerspielen. Weshalb hat dieses Land mit x-mal soviel jungen Menschen denn im Verhältnis die gleiche Anzahl an Amokläufen ?
Schon mal an einer amerikanischen Schule gewesen ? Wesentlich bessere Integration, mehr Gruppenaktivitäten, Kinder und Jugendliche sind von früh bis Nachmittags eingebunden, etc. etc.
Ja, fände ich ja auch toll, wenn es dies hier mehr geben würde
