Da glaubst du falsch. Es ist kein Problem bei diesen Seiten unterzukommen, auch als kleiner Act nicht.
Das stimmt. Auch ohne ein Label im Rücken ist es möglich auf diesen Seiten unterzukommen. Aber von der Musik leben können die Wenigsten - Label hin oder her.
Vor einigen Jahren hab ich Frank Spilker - ehemals Sänger der Sterne - interviewt. Er hat mittlerweile eine neue Band, die nach eigener Aussage gar nicht so schlecht lief. Aber davon leben? Und womöglich sogar eine Familie unterhalten? Forget it! Er kann sich den "Luxus" einer Band erlauben, weil seine Frau einen recht gut bezahlten Job hat. Seine Bandkollegen haben da weniger Glück. Einer von ihnen arbeitet als Messebauer, wenn er nicht gerade auf Tour ist.
Ähnlich Gisbert zu Knyphausen. Mittlerweile hat er es geschafft, spielt vor ausverkauften Hallen und kann sich "sogar" eine eigene Wohnung leisten. Von "wohlhabend" oder gar "reich" zu sprechen, wäre aber der reinste Euphemismus. Und ohne Eigenkapital hätte er es nie so weit gebracht.
Bei den hamburger Jungs von 1000 Robota sieht's ähnlich duster aus. Ich hab auf der Berlinale eine Doku über sie gesehen, in der sie verraten haben, dass Plattenverkäufe kaum Gewinn einbringen und sie von den Konzerten auch nicht wirklich leben können. Die Gage pro Auftritt beträgt um die 200€. Wenig Kohle für einen verdammt anstrengenden Job!
Daran sind (nicht nur, aber auch) Seiten wie YouTube oder Grooveshark schuld. Von Plattenverkäufen kann kein "normaler" Künstler mehr leben, einzig das Touren spült - mit etwas Glück - Geld in die Kasse. Ist ein Konzert mal schlechter besucht als erwartet, ist das aber auch eine Milchmädchenrechnung.
Wenn ich mir angucke, wie viele Studenten teils kaum noch Musik besitzen, sondern nur noch über YouTube, Grooveshark etc. konsumieren, ist das kein Wunder, dass die Künstler nicht mehr von der Musik leben können. Dass wir uns damit selbst kannibalisieren, sollte klar sein. Je weniger Musik gekauft wird, desto weniger Künstler können davon leben, was wiederum dazu führen muss, dass sie früher oder später Produktion und Vertrieb ihrer Musik einstellen werden.
Ich kaufe den Großteil meiner Musik noch, meist sogar auf physischen Datenträgern. Natürlich lasse ich mir auch mal von nem Freund Musik brennen/per USB-Stick schenken, aber das finde ich ehrlich gesagt nicht verwerflich. Wo soll das denn hinführen, wenn ich meinen Freunden nicht mal Musik geben kann, die ich gekauft habe? Darf ich ihnen dann auch keine neue Musik vorspielen, weil sie (noch?) nicht für die Platte bezahlt haben? Gerade auf diesem Wege (indem ich seine Musik kopiert habe) habe ich z.B. Herrn zu Knyphausen schon mehrere hundert Euro eingebracht, da viele Freunde (gut, meistens Freundinnen
) anschließend seine Konzerte besucht und seine 2. Platte gekauft haben.
Mein Verständnis endet erst, wenn ich mir ein Album auf Vinyl kaufe und für die digitale Version extra zahlen müsste. Dabei ist es so einfach, einen Code beizulegen, unter dem der Vinyl-Liebhaber die Musik legal aus dem Netz ziehen kann.
PS:
Nachher fahr ich zum Blöd-Markt und kaufe das Kraftklub-Album