Von Bandbackups halte ich persönlich heutzutage sehr wenig. Ausschlaggebend für diese Meinung sind folgende Kriterien:
- Es ist menschliche Interaktion notwendig (Wer wechselt das Band? Meist, ein anderer, glauben alle)
- Bänder müssen korrekt gelagert werden um eine halbwegs zuverlässige Speicherung der Daten zu gewährleisten. (Das wissen nur wenige und tun noch wenigererererere.)
- Die heutigen Datenmengen sind vergleichsweise groß, Bänder vergleichsweise langsam. (Das Backup dauert sehr lange, kann damit nicht so oft laufen.)
- Bänder und Laufwerke sind sehr teuer.
- Niemand legt sich ein 2. Bandlaufwerk als "Hardware Backup" zu, falls das erste Laufwerk mal eingehen sollte.
- Bänder die mit einem Laufwerk beschrieben wurden, sind oft in anderen Laufwerken schlecht bis garnicht lesbar. (Gefahr des Einwegbackups, ohne Wiederherstellungmöglichkeit.)
Ich denke eher, die Entwicklung der Bandsicherung ist in eine völlig andere Richtung gelaufen. War es vor noch gar nicht so langer Zeit so, dass Bandlaufwerke auch in kleinen Infrastrukturen eingesetzt wurden, da Plattenplatz rar und teuer war, so ist es heute eher so, dass der niedrige Festplattenpreis in kleinen bis mittelständischen Bereichen so ziemlich alle anderen Sicherungsmedien zu verdrängen beginnt.
Dennoch werden in größeren Infrastrukturen noch immer Bandsicherungen eingesetzt und das auch nicht grundlos.
Natürlich will ein Band fachgerecht gelagert werden, allerdings stellt das für größere Firmen kein ernstes Problem dar. Entsprechende Räume werden für Offsite-Sicherungen auch von Banken vorgehalten.
Auch das Vorurteil, ein Bandlaufwerk muss langsam sein, stimmt nicht wirklich. Ein LTO4-Laufwerk kann Transferraten bis zu 120 MB/s erreichen. Damit komme ich zwar immer noch nicht an die Leistungsfähigkeit aktueller Storage-Systeme heran, aber die kann ich auch nicht zur Not mit mir herumtragen. Der Preis eines Bandes mit einer Kapazität von 800 GB liegt bei mittlerweile unter 80 Euro. Diesen Preis kann ich auch mit einer Festplatte nicht unterbieten, gerade wenn man bedenkt, was die Platten für Enterprise-Storagesysteme kosten.
Entsprechende Backup-Software und automatische Tape-Libraries vorausgesetzt, brauche ich mich auch nicht mehr um das Wechseln der Bänder kümmern. Es reicht vollkommen, die Bänder zur Auslagerung entgegen zu nehmen und nach Verfall der Daten wieder einzulegen.
Solche Libraries werden dann auch mit mehreren Laufwerken, häufig sogar mit einem Standy-Laufwerk, versehen.
Mir ist es ehrlich gesagt noch nie untergekommen, dass eines dieser Laufwerke die Daten, die von einem anderen Laufwerk geschrieben wurden, nicht mehr lesen konnte. Da kenne ich eher von früher, dass manchmal Uneinigkeit darüber herrschte, mit welcher Blockgröße denn nun auf das Band geschrieben werden soll. Aber das ist eher ein Konfiguations- denn ein physikalisches Problem.
Natürlich ist mir klar, dass solche Sicherungssysteme für kleinere Betriebe schon alleine aufrund ihres Anschaffungspreises nicht in Frage kommen und dass diese in jedem Fall mit einem gut durchdachen Backup auf Festplatten besser bedient sind, dennoch sollte man den Bandsicherungen nicht ihre Existensberechtigung absprechen.
Ab einer hinreichend großen Infraktstruktur mit entsprechendem Datenaufkommen geht manchmal kein Weg daran vorbei, insbesondere dann, wenn man den Datenbestand für Offsite-Sicherungen oder Backup-Rechenzentren mobil halten muss.
Wie hier bereits mehrfach erwähnt wurde, zählt gar nicht so sehr die Frage, wie bzw. worauf ein Backup angelegt wird, sondern eher die Tatsache dass es richtig gemacht und vor allem durchdacht werden muss.
Überall, wo ich mit Sicherungssystem zu tun hatte, war das Problem nie, dass die Sicherungen nicht erledigt oder vernachlässigt wurden, sondern dass sich unzureichend darüber Gedanken gemacht wurde, was gesichert werden muss oder noch wichtiger, gegen welche Fehlerszenarien man sich absichern muss.
Gruß,
Daniel