Google ist nicht die Ursache, Google ist ein Symptom.
Google ist eine Aktiengesellschaft, die Leute die damit reich geworden sind haben das Geld nicht bar auf der Bank liegen sondern als Aktienwerte. Sollte sich Google morgen selbst "enthaupten" und seine Suchmaschine der Menschheit in Treuhandverwaltung übergeben, würden die Googleaktie so rasant in den Keller rauschen, dass einige sog. "Milliardäre" kurz darauf mal wieder Bewerbungen schreiben könnten. Ganz davon abgesehen, dass man selbst bei einem Haufen Gutmenschen im Aufsichtsrat so eine Entscheidung niemals gegen die Aktionäre durchbringen könnte. Das ist als würde Porsche morgen sagen, dass sie alle Werke kommunalisieren und zum Wohle der Menschheit auf die Treckerproduktion umstellen wollten. Aber gut dass wir mal drüber geredet haben.
Da wir nicht in einer perfekten Welt Leben und die uns beherrschenden Systeme zwischen "sozialer" Marktwirtschaft und Manchester-artigem-Kapitalismus schwanken sind auch die großen Konzerne nur Folgen dieser Entwicklung. Der Stern-Artikel über Google ist erstaunlich engstirnig, ein monothematisches Googlebashing. Im Endeffekt fordert der Autor einen Mikrokommunismus, der sich auf Google beschränkt. Dabei leben wir in einem System, in dem Konzerne Geld mit Gesundheit (und folgerichtig auch Krankheit) verdienen, mit der Erzeugung von Lebensmitteln (und allem was da auch in Bezug auf die aktuellen Debatten mit dranhängt), mit Infrastruktur (Gas, Wasser, Energie, Transport etc.) usw.
Wenn man den Gedankengang des Autors fortsetzt, müssten wir diese Betriebe eigentlich alle zum Wohl der Menschheit kommunalisieren, was eine schöne Utopie wäre. Warum sollte man ausgerechnet bei Google anfangen und warum dann da stehenbleiben? Lasst uns doch mal über die wahren Ursachen von sozialen Ungleichgewichten, Ausbeutung und Bevormundung diskutieren anstatt hier Mikrochirurgie am Beispiel Google zu betreiben.
Ich halte den Stern-Artikel für ein sehr schlechtes Gedankenspiel, für eine unausgegorene Träumerei, für eine nicht konsequent zuende gedachte Idee. Man soll von besseren Verhältnissen träumen und an einen möglichen Wandel glauben dürfen, aber dann doch nicht so schmalspurig. Wenn wir schonmal utopisch denken und das Wesen des Menschen völlig aussen vor lassen (wie das der Stern-Artikel konsequent macht) dann lasst uns doch mal darüber diskutieren was wäre, wenn ZUM BEISPIEL Werbung morgen global verboten werden würde, sämtliche Werbeetats einem wohltätigen Treuhandverband zugute kommen würden und die Menschen sich nur noch über unabhängige Verbraucherportale oder halbstaatliche Organisationen über Produkte informieren könnten.
Es würde wirklich überhaupt GAR keine Werbung mehr geben dürfen, alle Werbeetats würden in einer Nacht- und Nebel-Aktion prozentual am jeweiligen Konzernvolumen eingefroren werden bzw. würden nur unter staatlicher Aufsicht nachreguliert werden dürfen. Das gesparte Geld fliesst zu einem kleinen Anteil an die verschiedenen unabhängigen Testinstitute und Verbraucherportale und der Großteil kommt Projekten zugute, die die Menschheit wirklich voranbringen. Ich denke mit dem gesparten Geld könnte man sehr gut die Folgen des Klimawandels reduzieren und gleichzeitig in 5 Jahren einen Menschen auf den Mars bringen, nur um mal die von mir gedachten Größenordnungen zu demonstrieren. Ich denke man könnte mittel- bis langfristig alle Favelas und Slums der Welt in Neubaugebiete mit Infrastruktur- und Sanitäranlagen nach westlichen Standards umwandeln, Korruption bekämpfen und, sagen wir mal, die weltweite Energieversorgung durch erneuerbare Energien oder Kernfusion vorantreiben.
Es wird eine unvorstellbare Menge Geld dafür ausgegeben, Menschen dazu zu bringen, Dinge zu kaufen die sie nicht unbedingt haben wollen. Natürlich würde erstmal eine epochale Konsumstagnation einsetzen, die Leute würden vorerst viel weniger konsumieren, bis sie sich daran gewöhnt haben. Das schliesst freilich große soziale Umwälzungen mit ein, die Wirtschaft würde insgesamt schrumpfen, Arbeitsplätze gingen verloren. Das könnte man im Nebeneffekt dazu nutzen, global die Arbeitszeiten zu verkürzen und die Reallöhne anzuheben. Die Leute würden arbeiten um Bedürfnisse zu befriedigen, die auch real bestehen und nicht von Werbung angeheizt werden. Sie würden keine Produkte herstellen, die den Menschen von der Werbewirtschaft aufgeschwatzt werden und dann auf dem Müll oder in einer Schrankecke landen. Jeder könnte und müsste sich darüber bei einer gewissen Bandbreite an unabhängigen Instituten aktiv informieren, was er als Kunde braucht und welche Waren die besten Testergebnisse erhalten haben. Das könnte man schon als Konsum- oder Medienkompetenzfach an den Schulen einführen. Dinge wie virales Marketing o.Ä. würden nicht verboten werden, clevere Firmen könnten sich sehr wohl gut auf dem Markt positionieren, aber wie gesagt: Die ehemaligen Werbeetats sind eingefroren und müssen abgeführt werden. Inwiefern das die Wirtschaft lähmt wird sich dann zeigen
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bin ja auch kein Wirtschaftsweiser.