"Eigene" Cloud / Europäische Cloud - Daten außerhalb von US-Firmen

[sandema]

Hallo!

Eigentlich bin ich ja nicht paranoid (aber nur weil man paranoid ist, heißt es ja nicht, dass sie nicht hinter Dir her sind!). Aber anlässlich dieser neuen Studie (http://www.spiegel.de/netzwelt/netz...-vor-ueberwachung-durch-die-usa-a-876789.html) wollte ich mir jetzt doch mal einen Ruck geben. Ich habe schon ein paar interessante Threads hier im Forum gelesen, aber bisher noch keine Lösung gefunden, die konsequent in den USA gelagerte Daten vermeidet oder meine Problemstellung trifft.

Ich würde gerne meine inzwischen lieb gewonnenen Cloudfunktionen möglichst außerhalb der USA realisieren, sprich ohne Google, Apple, Dropbox und co. Ich wäre auch bereit dafür ein paar Euros regelmäßig zu zahlen. Allerdings weiß ich auch, dass sicherlich nicht die exakt gleiche Funktionalität bei der gleichen Nutzerfreundlichkeit zu erwarten ist.

Eigebunden werden sollen folgende Geräte: Mehrere iDevices, aktuelle Macs + Fritzbox zuhause, Windows PC auf der Arbeit.

Als erstes habe ich mir letztens günstig ein Pogoplug (classic) gekauft. Damit kann ich (insb. durch die PogoApp) Daten, die bei mir zuhause auf der Festplatte liegen, relativ einfach von überall abrufen. Schwieriger erscheint mir eine geeignete E-Mail Alternative zu finden. Besonders charmant fände ich einen eigenen E-Mail-Server (vielleicht sogar mit Raspberry Pi?). Aber über DynDNS und dergleichen ist mir das dann doch zu kompliziert. Da wäre ich für eine geeignete Alternative dankbar. Was haltet Ihr von Macbay?

Am schwierigsten erscheint mir eine Alternative für Google Calendar zu finden. Meine Frau und ich verwalten unsere privaten wie dienstlichen Termine über Google und geben sie gegenseitig frei, um einigermaßen den Überblick zu behalten. Da ich auf der Arbeit einen absolut abgeschottenen PC benutze, kann ich vor dort nur über html auf das Internet zugreifen. Bei Google Calender kann ich so leicht Termine eingeben und sehen. Aber wenn ich daran denke wie schwierig es war, bis ich das alles zum Laufen bekam, ..?! Was gibt es da für Alternativen?

Also, ich würde mich über folgende Vorschläge/Anregungen freuen:

1. Was für Möglichkeiten gibt es für eine "Heim-Cloud" für die Funktionen Daten, Mail, Kalender (Kontakte sind nachrangig)?

2. Soweit nicht praktisch realisierbar, was für gute deutsche/europäische Alternativen gibt es? Weiter als aus Europa möchte ich mit meinen Daten nicht raus. China und Nordkorea scheiden daher auch aus

Vielen Dank für Eure Ratschläge!

sandema

 

[highlite86]

Hallo sandema,

ich finde gut das du dir über so etwas Gedanken machst, meiner Meinung nach machen das leider viel zu wenige...Die Frage ist, willst du eine fertige Lösung benutzen oder bist du bereit selbst etwas zu installieren und zu administrieren?
Zu ersteren fällt mir eigentlich kein deutscher oder europäischer Anbieter ein, aber soweit ich weis bietet jeder Provider mittlerweile eine eigene "Cloud" an, hier bist du aber wieder auf andere angewiesen. Ich selbst bevorzuge den 2ten Weg, allerdings komme ich auch aus der IT-Ecke und weiß was ich tue...
Willst du dir selbst eine Cloud basteln, schau dir mal ownCloud an: http://owncloud.org/
Das bietet dir Kalender,Kontakte, Bilder, Musik, Bookmarks und einen generellen Online Speicher auf dem du deine Daten schieben kannst. Das einzige auf was du verzichten musst ist die Email funktionalität...
Das installieren ist eigentlich keine Zauberei, du brauchst entweder einen Webserver oder ein Hosting-Paket bei einem Provider oder wenn du im Besitz eines NAS oder Heimservers bist, kannst du auch diesen verwenden. Es gibt Anleitungen auf welchen NAS eine ownCloud Installtion klappt! Das wird benötigt:
- Server (wie beschrieben, zB ein Webserver, Hosting-Webspace, NAS, Homeserver)
- Eine Webserver Software (zB Apache, ISS)
- Eine Datenbank Software (zB MySQL)
- Das ownCloud Paket
- SSL Zertifikat (gekauft oder ein selbst erstelltes) somit sind die Übertragungen vor Schnüfflern sicher

Die Administration ist leider nicht ganz Trivial, da du dich in diesem Fall selbst um alles kümmern musst, du musst schauen ob die Berechtigungen passen, das System stehts aktuell ist (patchen) etc...Das ist eigentlich das Wichtgste da du ja sensible Daten auf deiner Cloud ablegst und bestimmt nicht willst das sich irgend jemand da hinein hackt...Allerdings muss auch gesagt werden das es eine 100% Sicherheit nirgends gibt auch nicht bei den großen Anbietern...
Das dürfte vorerst mal genügen, ich hoffe das hilft dir schon einmal!

- daniel

 

[technikelse]

Am schwierigsten erscheint mir eine Alternative für Google Calendar zu finden. Meine Frau und ich verwalten unsere privaten wie dienstlichen Termine über Google und geben sie gegenseitig frei, um einigermaßen den Überblick zu behalten. Da ich auf der Arbeit einen absolut abgeschottenen PC benutze, kann ich vor dort nur über html auf das Internet zugreifen. Bei Google Calender kann ich so leicht Termine eingeben und sehen. Aber wenn ich daran denke wie schwierig es war, bis ich das alles zum Laufen bekam, ..?! Was gibt es da für Alternativen?

Das ist doch eine der leichteren Übungen. Es gibt eine Vielzahl von Exchange Hosting Lösungen, die in Deutschland gehosted werden. Die kosten nicht viel und können eine Menge.
Edit: Ein Outlook Web-Zuggang ist natürlich auch dabei.

 

[markthenerd]

Aber über DynDNS und dergleichen ist mir das dann doch zu kompliziert.

Wenn ich deinen Post durchlese denke ich mir, dass sich die Zuhilfenahme eines Fachmannes (oder -frau) lohnen könnte. Für eine allfällige Ersteinrichtung. Mir half damals ein "IT-Kumpel", seither kann ich "es" auch.

 

[troehl]

Daten, Mail, Kalender und Adressen habe ich mit einem Server zuhause im Keller realisiert.
Bei mit ist es ein Linux, es geht aber auch mit einem NAS, z.B. Synology.

Als Mailserver läuft Zarafa mit Z-push für unsere iPhones (Frau und ich).
Auf die Postfächer kann man mit Apple Mail (imap) oder Exchange (3 Konten kostenlos) zugreifen.
Auf die Kalender auch mit Exchange bzw. iCal.
Auch ein Zugriff mit Webapp ist möglich und gut gelöst, gibt 2 Versionen eine mit Ajax.
Meine Domain und ein Basis Mailpaket habe ich bei einem Provider in München. Dort kann ich die DNS Einträge selbst erstellen und den MX Eintrag meines Servers z.B. auf DynDNS setzen. Der Provider bietet auch den Backup MX und hält die eingehenden Mails bis zu 3 Tage vor, falls mein Server hüstelt.

Auf die Daten greife ich mit Goodreader per sftp mit iPhone oder iPad zu.

Der Server im Keller verbraucht ca. 1,2 KW/h am Tag, also ca. 10,8 € im Monat
Dazu kommen noch 0,55 € für Domain und 0,55 € für das Mailpaket, was auch den Smarthost für ausgehende Mails darstellt.

Also kostet mich das ca. 12,- € im Monat.
Eine Exchange Hostinglösung mit activesync für Mobilgeräte kostet pro Postfach auch ca. 12,- € im Monat, ist also bei 2 Usern doppelt so teuer.
Miete für die Datenspeicherung kommt noch dazu.

Ich will nicht verschweigen, dass diese Lösung etwas Arbeitsaufwand für Backup und Spam Bekämpfung (Spamassassin) bedeutet.

 

[technikelse]

Eine Exchange Hostinglösung mit activesync für Mobilgeräte kostet pro Postfach auch ca. 12,- € im Monat, ist also bei 2 Usern doppelt so teuer.

Also ich zahle pro €5,90 pro Postfach inklusive Domain. Der Hoster hatte innerhalb von 2 Stunden alles bereitgestellt und eingerichtet war bei mir alles innerhalb von 15 Minuten. Um Ausfallsicherheit, Updates und Backup brauche ich mich nicht zu kümmern. Know-How braucht man dafür nicht. Einfacher geht es kaum.

 

[troehl]

wenn da sync (push) für mobile Geräte und Datenvolumen mit drin sind, dann ist das natürlich unschlagbar, da braucht jede Lösung mit eigenem Server mehr an Strom.

 

[sandema]

Tach!

Und erstmal vielen Dank für die vielen Anregungen. Ich habe noch ganz verschwiegen, dass Zeit bei mir auch knapp ist. Heute hatte ich mal zwei Stunden und habe endlich mal den PogoPlug richtig in Betrieb genommen (den gab es letztens mal für 15 (!) Euro). Das ist schon eine ziemlich mac-like Lösung zusammen mit dem entsprechenden Programm. Zwar nicht ganz so komfortabel wie DropBox, aber immerhin ist es ein gutes Gefühl die Daten im eigenen Haus zu wissen. Mit einer zweiten Festplatte spiegelt das Gerät die Daten und man hat gleich eine Sicherung.

Auf die Idee einer Exchange Hosting Lösung war ich noch gar nicht gekommen. In der Tat, ist das ja gar nicht mehr so teuer. Wenn ich jetzt aber einen europäische Mailprovider wählte, wäre das nur für die Kalenderfunktionalität dann aber doch etwas überdimensioniert... Ich bleibe da aber mal dran.

Als "schönste" Lösung erscheint mir da doch immer noch der Linuxheimserver. Ich persönlich bin damit allerdings sowohl fachlich als auch zeitlich etwas überfordert. Der Traum wäre ja, dass jemand postet es gäbe da ein Image-File eines Linuxsystems für den Raspberry Pi, dass das dann alles realisiert (am besten noch mit einen GUI, welches einen durch Einrichtung führt). Aber das wird wohl noch ne Weile auf sich warten lassen. Deshalb habe ich auch schon an die vorgeschlagene Lösung gedacht mal einen Experten einzuladen. Das letzte Mal hatte ich zwei Linux-Experten (!) da. Danach war das Bier alle, die Pizza aufgegessen und der Rechner funktionierte gar nicht mehr. Das war aber auch noch die Zeit, als es in WGs gerade in war einen Linuxserver von einer einzelnen Floppydisk zu betreiben.

Bis dahin arbeite ich jetzt an meiner Amateurlösung weiter: Daten über Pogoplug, Verlagerung des Mailverkehrs auf einen europäischen Anbieter (Macbay?), Google bleibt für SPAM. Bis dahin kann ich es dann auch noch ertragen, dass die NSA meine Termine (Kinder zum Sport bringen, etc.) liest.

Bin aber weiter an allen Lösungen interessiert!

Beste Grüße,

sandema

 

[technikelse]

Mit United Hoster habe ich gute Erfahrungen gemacht. Einfach, schnell und gut.

 

[berliboy]

Synology DiskStation o.a. NAS sind cool, wenn man entsprechende Bandbreite hat, sonst macht das unterwegs keinen Spass. Macbay benutze ich nur noch für Email & Fax, die waren schon mal besser, soll aber nach jahrelangem Stillstand jetzt wieder weiterentwickelt werden. Eine Support-Mitarbeiterin dort meinte, die wollen in den kommenden Wochen ebenfalls ein gehostetes OwnCloud anbieten, was bisher noch kaum ein Provider macht und dort dann auch eine integrierte Email-GUI haben soll.

Ich selber werde aber wohl eher mal nach einem schnellerem DSL suchen und dann eher die NAS für alles (ausser Email) nutzen

 

[kamui]

Kalender und Kontakte lassen sich perfekt per CalDav/CardDav mit Fruux synchronisieren. Ich arbeite mit Fruux seit ein paar Wochen und es läuft perfekt auf allen Geräten. Ein eigener Server oder Zusatzsoftware auf den Geräten sind nicht nötig - und Fruux stammt aus Deutschland.