Wichtig war mir vor allem auch die Möglichkeit, DVD-RAMs zu beschreiben.
Tja, viel Freude daran. Manche mögen Sorgenkinder.
Entschuldigung, aber ich muss hier mal ein paar Missverständnisse entsorgen...
1) UDF ist
NICHT das tollste Filesystem für DVD-RAM. Es ist nur das kompatibelste, das durchgängig plattformübergreifend gelesen werden kann, und
kein einziges sonstiges Argument spricht für seine Anwendung.
UDF ist gut für DVD, DVD-R, DVD+R, DVD-RW und DVD+RW. Denn es sprengt dort die bei ISO-Dateisystemen vorhandene Begrenzung auf 2 GB grosse Dateien, und NTFS (Bei den geltenden Anforderungen ist das die einzige denkbare Alternative in der Windows-Welt) funktioniert auf optischen Medien grundsätzlich nicht. Also ist UDF dort "gut" - nur darum ist es überhaupt ersonnen worden.
Aber dieses "gut" gilt nicht für die DVD-RAM mit ihrem anderen Aufbau und anderen Zielsetzungen.
Denn UDF ist ganz klar konzipiert als ein "read-only" Filesystem, das nachträgliche Änderungen zwar prinzipiell
erlaubt, aber nicht sonderlich effizient handhabt. Das war gar nicht angedacht beim Beginn der Entwicklung, jedenfalls bei weitem nicht in diesem Umfang, wie man ihn bei Festplatten als selbstverständlich voraussetzt.
UDF-formatierte Medien, auf denen häufig und viel geändert wird, werden ab einer gewissen Komplexität der Dateistruktur plötzlich (regelrecht schlagartig) derart langsam, das man sie als praktisch unbenutzbar einstufen und neu formatieren muss. Funktionierende Diagnose-, Optimierungs- und Reparaturprogramme sucht man in solchen problematischen Situationen vergebens.
(Trotz dieser Misere gibt es noch einige unbelehrbare Nasen, die unablässig nach "Packet Writing"-Software schreien. Ein Medikament für diese penetrante Störung des gesunden Menschenverstandes scheint leider nicht in Sicht. Als ob Rohlinge heute immer noch 30 Euro das Stück kosten würden. Und von Festplatten, bei denen das GB mittlerweile im Cent-Bereich kostet und mengenmässig zum Schweinefüttern verfügbar ist, haben diese Jauchengrubentaucher wohl auch noch nie gehört. Da sucht man dann lieber nach dem grösstmöglichen Ärger, den man sich nur antun kann... ...muss so eine merkwürdige Art von "GAU-Sehnsucht" oder "Katastrophen-Nostalgie" sein....unverständlich.)
2) Das "optimale" FS für diese Medien gibt es nicht, HFS+ ist jedoch sehr gut geeignet. Jedenfalls dann, wenn man sich entscheiden kann: Entweder aufs Journaling verzichten und Leistung gewinnen, oder auf Datensicherheit setzen und diese enorme Bremse in Kauf nehmen.
Bei optischen Medien knallt das nämlich von der Performance her kräftig rein.
Und zwar genau dann, wenn das Journaling beginnt überhaupt erst seinen richtigen Sinn zu machen: Wenn die Gesamtzahl der Dateien und Ordner auf dem Volume deutlich im 5- oder gar 6-stelligen Bereich liegt. Erst dann wird nämlich das Journal-File auf der Disk so richtig aktiv.
Bei nur ein- oder zweitausend Dateien oder noch weniger (wie sie zB für eine DVD mit einer mp3-Sammlung absolut typisch sind)... ziemlich sinnfrei. Solange die Verzeichnis-, Attribut- und Extent-B-Bäume nicht wirklich exzessiven Neustrukturierungen zu unterwerfen sind, herrscht dort zu 99,9% sowieso nur eine gähnende Leere.
Auch fortgeschrittenere Features wie Diskquota oder ACLs sollte man sich auf einem solchen Schnarchzapfen wie einer DVD-RAM tunlichst verkneifen (gibts offiziell eh nur in OS X Server).
Und dass sich sowas für Leopards "TimeMachine" anbietet wie eine zu lange gekochte Spaghetti zum Nägel in Beton einschlagen, sollte auch keiner Rede bedürfen.
3) Ein übler Fallstrick bei DVD-RAM unter Tiger (vermutlich auch in Leopard):
DVD-RAM wird zwar vom OS in ziemlich jeder Hinsicht wie eine Festplatte betrachtet, verträgt sich aber nicht mit Spotlight!!!
Da Apple solche Hardware nicht selbst anbietet, hat man es wohl nicht für nötig erachtet, das entsprechend einzurichten. Das muss man unbedingt von Hand nachholen und die Content-Indizierung auf diesen Volumes sperren. Sonst droht nicht nur ein sich den Wolf rödelndes Laufwerk den Hitzetod zu sterben, sondern auch übler Datenverlust!!
Die Medien und die optischen Laufwerke mit ihrer behäbigen Lesekopfmechanik sind für so was einfach
viel zu langsam. (Apples Treiber-Schreiber offensichtlich ebenfalls.)
4) Über einen zu hohen Verschleiss bestimmter Bereiche des Volumes muss man sich dabei wirklich keinen Kopf machen. Mit der Apple-typischen Partitionierung ausgestattet ist es ein leichtes, das Medium mit leicht verringerter Gesamtkapazität erneut so einzurichten, dass sich die häufig überschriebenen Sektoren geringfügig verschieben und die evtl. durch zu häufiges Überbruzzeln verschlissenen und unbrauchbar gewordenen Bereiche nicht mehr länger genutzt werden. Das ist dann fast so gut wie neu - aber in Anbetracht der hohen Lebensdauer und des geringen Preises der Medien ohnehin nur ein Theoretikum.
(Wiederbeschreibbares UDF hat da übrigens auch einige "Hotspots", die bei jedem einzelnen Schreibzugriff zu aktualisieren sind...bringt in dieser Hinsicht also *keinerlei* Vorteil. Aber einen dicken Nachteil: UDF lässt sich nicht derart verschieben, weil es an bestimmte physische Sektoren und nicht an frei wählbare logische Blöcke gebunden ist. Ist dort ein bestimmter, hochstrapazierter Sektor kaputt, ist die Disk Müll.)
5) Es ist ein naives Ammenmärchen, dass UDF-Dateisysteme mit höherer Versionsnummer irgendwie "besser" oder erstrebenswerter wären. Das genaue Gegenteil ist der Fall: man verwende grundsätzlich die
niedrigste Version, die den geforderten Ansprüchen genüge tut.
Im Fall von selbst beschriebenen Daten-Disks gibt es KEINEN vernünftigen Grund, etwas höheres als UDF 1.50 einzusetzen, und sogar das nur bei mehrfach beschreibbaren Medien. Das unbedingt empfohlene Format für die allgemeine Verwendung ist nach wie vor UDF 1.02 (!!!)
UDF 2 und höher bringt Vorteile nur dort (und wirklich NUR dort), wo sie ein normaler Anwender überhaupt nicht haben will: bei schärferen Kopierschutzmechanismen (DRM), bei proprietären Diskformaten (Stichwort X-Box, HD-DVD und Co) und bei einer Overkill-artigen Metadatenverwaltung, wie sie Microsoft seit über 10 Jahren ankündigt und bisher (gottseidank) nicht mal im geringsten Ansatz umzusetzen begonnen hat (das wird NIE serienreif werden, nicht mal mit Vistas über-über-nächsten Nachfolger.).
UDF 2.x ist ein Schuss ins eigene Knie, wie er im Buche steht. Eigentlich eher sogar eine ganze Salve aus dem Schnellfeuergewehr.
FINGER WEG DAVON!!!
Das ist was für die "Herzchirurgen" im IT-Bereich, aber absolut nichts für "Otto Normalklicker".
Für Leute, die das an Vista schwanzwedelnd bejubeln, gibt es sehr treffende Umschreibungen: "Ahnungsloser Wichtigtuer", "Jubelperser mit Jodeldiplom" oder auch nur schlicht: "BWL-Student mit Parteibuch". Unbestreitbare Tatsache ist, dass die ungefragte (!) UDF-Formatierung unter Vista eine absolute Sauerei und Verbraucherknebelung darstellt.
6) Es ist richtig, dass OS 9 noch UDF formatieren, lesen und mehrfach beschreiben konnte.
Es ist auch richtig, das OS X das nicht mehr tut. Dort kann man nur noch lesen und
einmalig UDF schreiben. (Der Finder tut das beim Brennen einer jeden CD/DVD)
Sprich: Es ist keine Nachbearbeitung der einmal erstellten Medien mehr möglich, es lassen sich nur noch "read-only" Volumes erstellen.
Der Grund dafür dürfte sein, dass in der Praxis immer wieder nach sog. "Bridge-Disks" gefragt wird, die das reine UDF mittlerweile fast vollständig verdrängt haben. Das sind Disks, die nicht nur UDF, sondern gleich mehrere Dateisysteme simultan beherbergen, meist sind das UDF und ISO/Joliet. (Damit auch Besitzer älterer Software was von der DVD haben.)
Dieses Konzept ist schon von der CD als "Hybrid-CD" bekannt und hat es ermöglicht, eine CD sowohl am Mac als auch unter Windows und Linux und Buxtehude-OS lesbar zu machen, ohne dabei aus Kompatibilitätsproblemen heraus auf bestimmte OS-spezifische Features verzichten zu müssen - auch schon vor der Erfindung von UDF.
OS X 10.4 treibt das auf die unerreichte Spitze: Der Finder brennt per Default und ohne weiteres Zutun Scheiben, die sowohl UDF als auch HFS+, ISO 9660 Level 2, Windows Joliet und Unix Rockridge harmonisch vereinen. (Keine andere mir bekannte Brennsoftware kann das. Sogar bootfähige Disks nach El-Torito Standard für "normale" PC-Hardware sind machbar - theoretisch sogar multiplattform-bootfähige, die macht nur niemand.)
Mit "Wiederbeschreibbarkeit" ist da absolut nichts mehr zu machen - beim besten Willen, das könnte nicht mal Houdini hinbekommen. Das Thema fiel dann halt wohl sang- und klanglos unter den Tisch. Unter diesem Aspekt betrachtet wohl zu verschmerzen.