Zuerst einmal ein Pardon für meine Verspätung. Ich wurde erst jetzt auf dieses Forum und auf das Thema aufmerksam und möchte mich dazu noch äußern. Jetzt kommt ein ziemlich langer Text - ich hoffe, ich verärgere niemanden!
Zuerst einmal zum Kommentar von Proteus:
Ganz generell bezweifle ich, dass es bei einer stärkeren Globalisierung keine Chancen mehr für kleinere Staaten oder auch Staatenverbünde geben soll. Der Beweis steht ja auch tatsächlich aus, zumal es bereits jetzt zahlreiche Länder gibt, die sehr erfolgreich beweisen, dass Ihre These von der unbedingten Notwendigkeit starker Verbünde nicht richtig ist.
Des Weiteren aber möchte ich bezweifeln, ob dieser Verbund der Länder, den Sie für die Zukunft unterstellen, nun so erstrebenswert ist. Für die BRIC-Staaten etc. kann ich nicht sprechen, denn ich kenne die Mentalität der Menschen dort noch weniger, als ich die der Europäer kenne. Aber für uns Europäer kann ich behaupten, dass wir alle an unserer Demokratie hängen und sie gern ausweiten würden, anstatt auf sie zu verzichten.
Auf einen Verzicht läuft es aber hinaus. Denn bereits jetzt übertragen wir immer mehr Befugnisse, die eigentlich nur unser von uns gewähltes Parlament ausüben darf, auf Gremien, die wir gar nicht gewählt haben und die wir auch nie wählen dürfen. Dort sitzen dann Leute mit Interessen, die wir nicht kontrollieren können und sie können tun und lassen, was sie wollen. Ein ganz extremes Beispiel hierfür ist der ESM, der innerhalb der gesamten EU NICHT rechenschaftspflichtig ist, aber einen großen Teil unserer Steuergelder beanspruchen kann. Dadurch reduziert er auch die Möglichkeiten unserer Abgeordneten, einen vernünftigen Haushalt zu verabschieden, ganz erheblich. Denn wenn weniger Geld da ist, kann auch nichts mehr verplant werden.
ICH möchte deshalb NICHT diese Art von EU. Ich bestehe sogar darauf, dass mir meine im GG verbrieften Rechte wieder zurückgegeben werden. Ich möchte, dass die Leute, die ICH oder die anderen Bürger gewählt haben, unsere Interessen vertreten. Ich möchte auch, dass unser Parlament wieder die Regierung kontrolliert, so wie es im GG vorgegeben ist.
Das alles gibt es z.Zt. nicht mehr – wir haben inzwischen eine einzige Blockpartei CDUCSUPDFDPGrüne, die dem Ziel, den Euro zu erhalten, alles opfert, was für uns Bürger wichtig ist.
Was glauben Sie denn, warum Sie nicht gefragt wurden, als der Euro eingeführt wurde und warum Sie ebenfalls nicht gefragt wurden, als die Hilfsgelder nach Griechenland geschickt wurden? Dafür gibt es doch einen Grund!
Oder sitzen Sie etwa auch dem Märchen auf, wir dummes Volk seien nicht in der Lage, solche komplexen und vielschichtigen Themen zu begreifen und deshalb müssten unsere Abgeordneten – quasi als unsere Vormünder – in unserem Namen sprechen? Das ist Quatsch. Sie können sich in jedem halbwegs anspruchsvollem Forum davon überzeugen, wie überaus gut informiert sehr viel Deutsche – um nicht zu sagen: die Mehrheit – sind. Allemal sind wir nicht dümmer als unsere Abgeordneten, die sich meist aus Grundschullehrern, Taxifahrern, abgebrochenen Schauspielschülern, verhinderten Religionslehrern usw. usw. zusammensetzen.
Sie haben Recht: Deutschland ist nicht der Nabel der Welt.
Ich möchte auch nicht, dass es dazu wird. Die EU, die da gerade über unseren Köpfen zusammen gebastelt wird, sieht mir aber ganz nach ziemlich viel imperialem Machtstreben aus – mit Deutschland an der Spitze. So etwas ist noch nie in der Geschichte gut gegangen und allein DAS ist für mich schon Grund genug, gegen diese Form der EU zu sein und am 22.09. die Alternative für Deutschland zu wählen.
Zum Kommentar von kuzorra:
„Hätten die meisten Länder nicht große Banken retten müssen, hätten sie keine Probleme.“
Das ist natürlich so nicht richtig. Es war andersherum: der Euro kam und mit ihm die Möglichkeit, billig an Geld zu kommen. Das tat man reichlich, leider ohne gleichzeitig das Land zu reformieren. Da die EU auch nie den verbleib des Geldes kontrollierte, floss es überwiegend in den Konsum. In GR kann man das bestens beobachten. Da wurden aus kleinen Fischerdörfern quasi über Nacht luxuriöse Feriendörfer mit riesigen Geländewagen in der Kiesauffahrt vor den schicken Villen. Die Gehälter stiegen innerhalb kürzester Zeit um ein Mehrfaches an. In GR wurde die Wählerklientel regelrecht eingekauft. Es gab einen sehr gut bezahlten Job beim Staat gegen die Garantie, bei der Wahl die Stimmen der ganzen Familie zu bekommen.
Dann versiegte der immerwährende Geld- und Subventionsstrom aus Brüssel und die griechischen Banken stellten fest, dass sie – ebenso wie ein Jahr zuvor die amerikanische Lehman-Bank – zwar jede Menge Geld verliehen hatten, sich aber nicht genügend Sicherheiten hatten geben lassen. Die Kredite waren praktisch ungedeckt. Die griechische Regierung stellte fest, dass sie ihre 1,3 Millionen Staatsbedienstete von dem bisschen Geld, dass GR selbst erwirtschaftet, gar nicht bezahlen kann und das Land rutschte in die Krise. Die Leute zogen aus Angst ihr Geld ab und das war für die Banken mindestens genauso schlimm wie die mangelnden Sicherheiten. Kurz danach fehlte den Banken dann soviel Geld, dass sie „gerettet“ werden mussten. Das Geld für Banken kommt übrigens meist aus einem anderen Topf. Es ist ein Topf, den wir dummen Wähler gar nicht zu sehen bekommen (sollen). Er nennt sich ELA und ist so eine Art Erlaubnis für ein Land, erteilt durch die EZB, sich selbst Geld zu drucken. Das ist jetzt etwas verkürzt, aber in der Sache letztlich richtig. Die Erlaubnis bezieht sich immer auf einen bestimmten Betrag und auch auf einen bestimmten Zweck – z.B. die Bankenrettung. Was dann die Regierung des betreffenden Landes TATSÄCHLICH mit diesem ELA-Geld macht, kann man schlecht kontrollieren… man müsste ja die Polizei hinschicken…
Und weiter: „Diese Partei spielt doch nur auf gewisse Instinkte des Menschen an: Nationalismus, Chauvinismus und stellt uns als Volk heraus, das am besten alleine klar kommen würde, anstatt Gemeinschaft und Europäische Integration zu fördern.“
Wie kommen Sie denn darauf? Offenbar haben Sie das Programm der AfD gar nicht gelesen, denn da geht es gar nicht darum „alleine klarzukommen“. Die AfD ist aber GEGEN diese Form des Euro, NICHT gegen die EU. Sie begründet dies auch sehr genau UND sie zeigt eine Alternative auf. Also – entweder Sie haben das nicht gelesen, dann sollten Sie sich auch nicht dazu äußern, oder Sie haben es gelesen, aber nicht verstanden – auch dann sollten Sie sich nicht dazu äußern. ODER aber Sie haben es verstanden, wollen aber aus bestimmten Gründen den Lesern hier weismachen, es sei alles ganz anders. In diesem Fall muss ich Ihnen unlautere Absichten unterstellen. Ich muss Ihnen dann unterstellen, dass Sie die AfD absichtlich in einem falschen Licht darstellen.
In diesem Fall würde ich Sie fragen: von wem werden sie bezahlt?
Aber die Argumente der Alternative für Deutschland dann auch noch als „platt“ darzustellen, entlarvt Sie dann doch als Nichtwisser. Denn diesen „platten“ Argumenten folgen immerhin mindesten 300 der namhaftesten, unabhängigen Volkswirte Deutschlands und auch international so bekannte Größen wie z.B. Herr Prof. Sinn.
Zum Kommentar von Landplage:
Der Export-Industrie ist es herzlich egal, wer Ihre Waren bezahlt. Hauptsache, das Geld fließt. In diesem Fall bezahlen WIR in Deutschland die Waren, die (z.B.) von GR bei uns bestellt werden. Das geht so: Ein Grieche bestellt sich einen Mercedes für 70.000,-€ in Deutschland. Er bezahlt, indem er einen Kredit bei seiner Bank in Athen aufnimmt. Die Überweisung geht online auf die Reise und trifft – wie alle diese Überweisungen – bei der Bundesbank (Deutschland) ein. Diese Überweisung ist – nur zu Ihrer Erinnerung – ein bloßer ZETTEL, kein echtes Geld. Die Bundesbank trägt nun auf ihrer „Bilanz“ ein: GR schuldet D 70.000,-€ und überweist dem Verkäufer in D die 70.000,-€. Beim Verkäufer kommt also echtes Geld an.
Das passiert viele Male im Jahr, denn in D werden die tollen Maschinen hergestellt und die tollen Autos, die jeder gern haben möchte.
Gleichzeitig kauft in Stuttgart ein deutscher Lebensmittelgroßhändler in GR ein. Er kauft Oliven für 8.000,-€ ein und bezahlt mittels einer Überweisung. Auch diese Überweisung passiert die Deutsche Bundesbank. Sie trägt nun in ihre „Bilanz“ ein: D schuldet GR 8.000,-€ und gibt die Überweisung weiter an die griechische Notenbank, die dem Verkäufer der Oliven die 8.000,-€ auszahlt.
Auf der deutschen Seite sind also 70.000,-€ vorgestreckt worden, auf der griechischen nur 8.000,-€.
Über das ganze Jahr gerechnet ergibt sich so eine unfassbar hohe Summe, die uns nicht nur die Griechen schulden, sondern auch Portugal u.a. Schuldenländer. Man nennt dieses System der „Verrechnung“ Target II. Im Target II-System haben sich hunderte von Milliarden Euro angehäuft, auf denen Deutschland sitzen bleibt, wenn es eines Tages zum Knall kommt. Deshalb möchte die AfD, dass die jetzige politik schnellstens geändert wird. Außerdem möchte sie den „Knall“ lieber jetzt als später – wo er noch viel, viel teurer wird.
Übrigens: der deutsche Auto-Export in die Euroländer ist längst nicht so attraktiv wie Sie offenbar vermuten. Da sind andere Märkte viel interessanter. Und dem Mittelstand, dessen Interesse Sie angeblich schon kennen, ist gar nicht so sehr am Erhalt des Euro gelegen. Er präferiert inzwischen schon zu einem erheblichen Teil (ca. 1/3) bereits eine Verkleinerung des Euroraums – ganz so, wie es die AfD vorschlägt.
Noch einmal zu kuzorra:
„Stell dir einfach mal vor, wie dieses Land hier aussehen würde wenn unsere Nachbarn und andere Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg lange viel Geld und Güter in dieses Land gesteckt hätten. Ob dann Deutschland heute so ein fortschrittliches Land wäre und du in diesem Luxus lebenn könntest. Und jeder gute Grund, der dir dafür einfällt, kann auch eins zu eins auf die heutige Situation angewendet werden.“
Unsere Nachbarn haben weniger investiert als Sie denken, sie hatten selbst genug aufzubauen- Deutschland hatte dort viel zerstört. Wer aber viel investiert hat, war Amerika. Man nennt so etwas in der BWL auch „Absatz-Finanzierung“. Man gibt Geld in eine Sache hinein in der Erwartung, dass durch dieses Geld, diese Investition, in kalkulierbarer Zeit ein entsprechender Gewinn möglich sein wird. Es ist vergleichbar mit einer Brauerei, die dem fast zahlungsunfähigen Gastwirt einen Kredit zur Beschaffung einer neuen Schankanlage gewährt und im Gegenzug dafür ihr Bier immer wieder an diesen Gastwirt verkaufen kann.
Es ist ein GESCHÄFT und nichts weiter. Deuten sie also besser keine Moral hinein…
Zum Kommentar von Martin Wendel:
Der Euro IST ein Teuro. Die Teuerungsrate wird nur nicht „richtig“ gemessen. Man misst so etwas mithilfe eines sog. „volkswirtschaftlichen Warenkorbs“. Das ist ein imaginärer Korb mit all den Dingen drin, die ein normaler Bürger angeblich in jedem Monat verbraucht. Die Preise dieser Dinge, die da in dem Korb liegen, vergleicht man über die Jahre und so erhält man dann die benötigten Angaben.
Wenn man nun aber die Dinge im Korb einfach austauscht, z.B. teure Dinge gegen solche, die ganz preiswert geworden sind in den letzten Jahren, dann bekommt man ein ganz falsches Bild – ganz so, als sei gar nichts teurer geworden. Befindet sich im Korb beispielsweise ein Plasmafernseher, dann reißt das die ganze Statistik nach unten – alles ist plötzlich sogar BILLIGER geworden…
Noch einmal zu kuzorra:
Die Suizidrate in Griechenland war jahrzehntelang die niedrigste im ganzen Europa. Kein Wunder – den Menschen ging es sehr gut. Die Suizidrate in Deutschland war jahrzehntelang deutlich höher, es krähte aber kein Hahn danach. Jetzt steigt die Suizidrate in Griechenland an und das Geschrei ist groß – obwohl noch immer in anderen Ländern sich viel mehr Menschen das Leben nehmen.
Mit Menschlichkeit haben die Euro-Rettungsmaßnahmen nun wirklich nichts zu tun. Hier werden französische und deutsche Banken „gerettet“. Vom Hilfsgeld kommt bei den Menschen in GR fast nichts an – und das ist auch gut so. Denn sie müssen einsehen, dass sie sich mit knappen 10 Millionen Einwohnern (der Rest sind Albaner) keine 1,3 Millionen bestbezahlte Staatsdiener leisten können. Weshalb sollten denn wir europäische Steuerzahler den exklusiven Lebensstandard der Griechen finanzieren, den wir selbst nicht haben? Zumal es ja auch nicht nur die Griechen sind, die besser leben, sondern auch die Franzosen, die Italiener usw. Sie alle haben bessere Arbeitsbedingungen als wir, arbeiten kürzer, erhalten mehr Prozente an Rente und dergl. mehr.
Bei derart vielen Schuldenländern ist doch absehbar, dass Deutschland in die Knie gehen wird.
Niedrige Zinsen sind nicht absolut sinnvoll, wie Sie behaupten. Für Deutschland bedeutet das zwar, dass sich Herr Schäuble freuen darf, weil er für seine Darlehen bei den Banken zur Finanzierung des Staates keine hohen Zinsen bezahlen muss. Aber für uns Bürger ist das schlimm, denn wir verlieren Monat für Monat unser Geld auf den Sparkonten. Die Zinsen sind extrem niedrig und die Preissteigerungen unserer waren sind viel höher… mehr fürs Öl, mehr fürs Benzin, mehr fürs Fahrgeld, mehr für die Miete usw. usw.
Da wird unser Sparguthaben aufgefressen, ohne dass wir etwas davon haben. WIR zahlen, damit unsere Politiker ihre verkehrte Politik fortsetzen können.
In den Schuldenländern helfen die Niedrigzinsen auch nicht, wie man sieht. Die Banken benutzen das billige Geld, um weiter ungeniert an den Finanzmärkten zu zocken. Sie denken nicht im Traum daran, dieses Geld der einheimischen Wirtschaft zur Verfügung zu stellen – es lohnt sich für sie nicht, denn beim Zocken bekommen sie MEHR.
Kommentar von AnGer:
„Fortschritt – und genau das ist die EU – ist immer mit Experimentieren verbunden und Experimentieren beherbergt Risiken. Doch diese Risiken helfen uns immer, die Welt zu etwas Besserem machen zu können...“
Auf einen Fortschritt, dessen Risiko ich bereits kenne und das ich keinesfalls eingehen möchte – auf so einen Fortschritt verzichte ich gern. Wenn der Preis für die EU, die da gerade zusammen gebastelt wird, unsere Demokratie ist, dann will ich DIESES Europa nicht. Denn DIESE EU macht unsere Welt nicht „zu etwas Besserem“, sondern zu einem gefährlichen und diktatorischen Moloch, in dem es nicht mehr lebenswert sein wird. Norwegen wollte erneut nicht Mitglied der EU werden, da es u.a. die diktatorische Entwicklung der EU ablehne.
Das ist nun ein überaus langer Kommentar geworden – DANKE, wenn Sie bis hierher durchgehalten haben!