Du übersiehst z.B., dass einer deiner möglichen zukünftigen Arbeitgeber diese von mir soeben zitierten Aussagen von Dir irgendwann in fünf Jahren findet, und dies mit deiner (noch nicht existierenden) Bewerbung in Verbindung bringt. Weil das Netz es möglich macht. Gleichzeitig sucht dieser Arbeitgeber einfach mal die Ansichten deiner früheren Wohnungen heraus. Weil das Netz es möglich macht. Und schon stellt er dich nicht ein, weil irgendetwas an den verdreckten Umgebungen deiner Studentenbuden ihm nicht zusagt. <-- (Diesen Satz bitte nicht wörtlich nehmen, er ist nur Teil des fiktiven Szenarios, aber definitiv keine Wertung)
Es ist blauäugig, unsere Welt einfach mal so - schnipps - mit deren Abbildung gleichzusetzen. Das tust du. Du argumentierst mit "Öffentlichkeit", die erlaubt, alles abzubilden. Das Wort "virtuell" kannst du in diesem Zusammenhang übrigens weglassen, alle Abbildungen in StreetView sind real, nicht virtuell.
Aber da gibt es doch einen wichtigen Unterschied: Niemand kann einfach so mal von Memmingen nach Mumbai fliegen, nur um mal nachzuschauen, in welcher Umgebung der neue Kollege aus Indien früher lebte. Mit Streetview kann man abends beim Bierchen solche Kleinigkeiten nebenbei ergoogeln, und rülpsend behaupten, Privatsphäre sei egal.
Alternativ dazu wäre eine kurze Erörterung angebracht, warum es gut sei, dass man alle Wohnungen und Häuser dieser Welt anschauen darf. Kann ja sein, dass es einen ganz wichtigen Grund dafür gibt, der dann dazu führen könnte, dass sich die Menschheit oder deren soziales Gefüge ändert.
Aber einfach nur "so", aus irgendeiner diffusen Technikgeilheit heraus, gibt es wohl kaum einen Grund, in Jedermanns Hof blicken zu dürfen. Es sollte weiterhin mit einem gewissen Aufwand verbunden sein, Grundstücke und Häuser anderer Menschen anzuschauen. So sehe ich das.
Es gibt kaum eine Gemeinschaft auf der Welt, die Schnüffler und Fotografen in der Nachbarschaft einfach so gewähren lässt. Google StreetView macht das aber möglich.