Das Problem war, seit Schröder (den ich wirklich nicht mag, der aber wenigstens versucht hat was zu ändern)
War das so? Ich weiß, das man das gerne rückblickend so (v)erklärt, aber ändern wir das Narrativ doch mal: Schröder *wollte* nichts ändern, gerade er - der "Kanzler der Medien" und guter Freund der BILD damals - war, sowohl in seiner Zeit in Niedersachsen, als auch in der Zeit des Wahlkampfs und der Zeit als Bundeskanzler zunächst nicht weniger Populist als jeder andere Politiker auch.
Einen großen "Versuch was zu verändern", der sich bei ihm in NDS stark von seinen Vorgängern und Nachfolgern unterscheidet, ist da eigentlich zu erkennen.
Wenn wir uns nun also seine Zeit als Bundeskanzler anschauen, war es ja nicht so, dass er die Arbeitsmarktreformen ("Hartz 4") aus diesem unterstellten Veränderungswillen heraus vorgenommen hat, sondern aus einer schlichten NOTWENDIGKEIT dessen, was gerade am Arbeitsmarkt etc. los war.
Aus dieser Lesart heraus wird die Geschichte dann aber auch nicht besser/schlechter, als ein "Wir schaffen das!" in der Flüchtlingskrise oder jeder beliebig anderen Situation der Geschichte, in der es *zwingend* geworden ist zu handeln.
hat fast jede Bundesregierung und Landesregierung, ihre Politik mehr nach Umfragen ausgerichtet und auf die Schlagzeilen in der Presse, vornehmlich der Springer Medien reagiert, als das Richtige zum richtigen Zeitpunkt zu tun.
Und damit liest sich dann auch der Teil, im Lichte meines vorigen Einwandes, evtl. schon ganz anders - denn sie nimmt dem "Heldentum" das heldenhafte Element.
Das ist übrigens auch ein Grund, warum ich an der Seligsprechung von Schmidt ungern teilhabe, wenn es um sein Handeln im Rahmen der Sturmflut in Hamburg geht: Rückblickend wird der Aktionismus gefeiert etc. pp. Fakt ist aber, dass grundlegende staatsrechtliche Ordnungselemente einfach ignoriert und bewusst außer Acht gelassen wurden.
Es gab aber die *zwingende Notwendigkeit* in der Situation zu handeln. Dieses Heft hat Schmidt in die Hand genommen - und wer sich mit dem Ego von Schmidt auseinander setzt, wird kaum abstreiten können, dass es wenigstens nicht unplausibel erscheint, dass er neben der humanitären Notlage AUCH einen politisch möglichen Vorteil erkannt hat.
Aber selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, funktioniert diese Heldenverklärung auch nur, weil durch sein Handeln eben was "positives", nämlich erfolgreiche Umfang mit den Folgen der Sturmflut, erwachsen ist. Man kann sich die Frage stellen, ob das auch der Fall gewesen wäre, wenn das Handeln zu massiven Problem, Fehleinschätzung, falschem Handeln und mehr Opfern und Schäden geführt hätte.
Der *Erfolg* der Maßnahme führt hier also zu der positven Betrachtung. Und das eint dann auch wieder bei den Sozialdemokraten, bei denen es fraglich ist, ob sie wirklich in der richtigen Partei waren: Auch bei Schröder, klappt diese Heldenverkehrung, dass die H4-Maßnahmen im Kern - trotz der sozialen Kritik - richtig waren eben NUR, weil sie am Markt den erhofften Effekt entfaltet haben.
Wir müssen einfach regionaler und nachhaltiger leben.
Es ist an vielen Stellen wiederlegt und an noch viel mehr Stellen fraglich, ob regionale Bewirtschaftung ökologisch sinnvoller ist, eben weil Skalierungs- und Effizienzmöglichkeiten nicht genutzt werden (können). Ich nehme mal das Beispiel Eier: Es klingt so schön, romantisch und nach Bauernhof-Idylle, wenn wir davon ausgehen, dass man sich einfach die Eier auf "dem eigenen Bauernhof" nebenan holt. Dort, wo die Hühner jeden Morgen schön über grüne Wiesen laufen und freudig ihre Eier legen.
Wenn jedoch jeder diese Eier kaufen will, bedarf es deutlich größerer Flächen. Die Bewirtschaftung von hunderten bzw. tausenden solcher "Kleinbauernhöfe" ist ineffezienter, als in größeren, industrialisierten Anlagen. Und damit nun mal eben nicht mehr so ökologisch, wie man es gerne hätte.
Auch Transporte von "viel Ware" ist häufig deutlich effizienter, als wenn dann halt jeder Dödel selbst mit dem Auto zum Bauernhof fährt.
Ich finde den Gedanken zwar auch immer toll und lasse mich gerne aud diese romantische Vorstellung ein, aber wenn man sie mal hart gegen Fakten stellt, wird es da schon deutlich schwieriger, das Bild aufrecht zu halten..
Allerdings bin ich in der Hinsicht im Moment zusätzlich desillusioniert. Wenn man sich ansieht, wie die meisten Menschen hier und vor allem in 90% des Rests der Welt agieren ...
Wobei es da einen "lustigen" Biass gibt, nämlich dass wir sowohl kollektiv, als auch individuell uns selbst gerne als positiv und eher auf der guten Seite stehend wähnen, während wir das den anderen absprechen. Das sieht man ja auch in den Diskussionen:
Wenn es um Klimaschutz geht, ist DE mit seinen "wenigen % CO2-Ausstoß" ja nicht maßgeblich, da muss China oder sonstwer anfangen.
Wenn es um das eigenen Auto geht, sind Kreuzfahrtschiffe viel schlimmer.
Wenn es um das eigene Konsumverhalten geht, ist man doch auch auf der guten Seite, weil Apple sich ja grün gibt und man ggü. den 2010er-Jahren zwei mal die Woche auf Fleisch verzichtet - also bitte erst mal bei den Leuten anfangen, die ihre bestellten Klamotten zurück schicken.
Im Ergebnis wird sich immer jemand, einzeln oder kollektiv, finden, der bitte vorher handeln muss.
Oder frei nach Precht: Es gibt keinen freilligen Rückschritt.