Nein, das ist natürlich kein Betriebsgeheimnis
Ich schreib mal was zur Vorgehensweise.
1. Standorte kennen
Wenn man nicht gerade Gartenblumen fotografiert ist es wichtig, die Standorte der Pflanzen und deren Blütezeiten zu kennen (Wer natürlich einfach so an ein Pflanze "heranläuft" überspringt diesen Schritt). Für die Orchideen habe ich mir eine Karte erstellt, auf dem ich Fundorte und Blütezeit eintrage. Ich war dieses Jahr etwa sechs und letztes Jahr glaube ich etwa fünf mal in diesem Gebiet unterwegs. Das ist von meinem Wohnort jeweils eine Dreiviertelstunde mit ÖV und dann eineinhalb Stunden zu Fuss steil den Berg hinauf (Und das Ganze dann auch wieder zurück). Mittlerweile weiss ich in etwa, wann welche Pflanzen blühen und reise nicht vergeben an.
2. Pflanze suchen
Einmal im Gebiet angekommen suche ich nach geeigneten Pflanzen. Einerseits sollen die natürlich in voller Blüte stehen (Also wenn möglich noch keine Verwelkungsspuren zeigen), andererseits sollten einige Bedingungen erfüllt sein, die später für den "verwischten" Hintergrund und die Farben sorgen. So sollte hinter der Pflanze möglichst weit keine störenden andere Pflanzen, Büsche oder Gräser stehen. Wenn die Pflanze klein ist und von hohen Gräsern umgeben ist, ist das nicht besonders optimal. Sehr gut geeignet sind Pflanzen, welche aus der Umgebung herausragen. Für die gelb-grünen Farben ist es wichtig, dass die Pflanze im Schatten (!) steht, die unmittelbare Umgebung jedoch besonnt ist. Hier kann man auch mit einem Diffusor oder Reflektor nachhelfen, falls mal nichts im Schatten steht. Die Suche nach einer geeigneten Pflanze kann dann schon mal ein paar Stunden dauern...
3. Kameraeinstellungen
Wenn die Pflanze gefunden ist, suche ich mir mit der Kamera in der Hand einen Blickwinkel, bei dem der Hintergrund von der Sonne beschienen ist. Wenn ich einen geeigneten Blickwinkel gefunden habe, kommt meistens das Stativ ins Spiel. So kann ich per LiveView manuell exakt fokussieren. Wichtig ist, auf "Augenhöhe" und horizontal zu fotografieren, vom Boden sollte nichts zu sehen sein, sonst hast du schnell diese braun-schwarzen Hintergründe. Das bedeutet auch, auf den Knien oder liegend zu arbeiten. Entsprechend geeignete Kleidung ist da sehr hilfreich. Da die Pflanze im Schatten steht, muss man für eine korrekte Belichtung etwa 2/3 bis 1 ganze Blende überbelichten (Was wiederum bedeutet, dass der Hintergrund heller wird und allfällige dunkle Stellen aufgehellt werden.). Ich fange dann jeweils mit der offensten Blende meines Objektives an zu fotografieren und schliesse schrittweise die Blende. Zuhause suche ich mir dann die Aufnahme mit dem meiner Meinung nach "besten" Hintergrund, der nach Möglichkeit verwischt, jedoch etwas "fleckig" ist.
4. Nachbearbeitung
Den Weissabgleich korrigiere ich öfters noch in der Nachbearbeitung, da ich den bei der Aufnahme auf "Automatik" stelle. In der Regel ist die Korrektur jedoch nur gering. Beim ersten Bild der Bienen-Ragwurz im oberen Beitrag musste ich jedoch sehr heftig korrigieren, da das RAW komplett anders aussah, als ich die Szene selber wahrgenommen habe. Das sind die Tücken bei der Fotografie im Schatten. Die Farben korrigiere ich manchmal noch, indem ich die Sättigung verringere. Bei den letzten habe ich jedoch die ursprüngliche Sättigung glaub weitgehend beibehalten. Dazu kommen dann halt von Fall zu Fall noch ein paar Korrekturen aus der Photoshop-Trickkiste. Hinzugefügt oder Weggestempelt wird aber praktisch nie was. Ich mache Naturfotografie, nicht Photoshopmalerei
Das war so knapp das Vorgehen. Am Wichtigsten ist einfach immer wieder probieren, vergleichen und üben. Ich bin da auch noch auf dem Weg..... Und: Es braucht manchmal eine hohe Frustratinstoleranz: Ich hatte dieses Jahr schon einige Situationen, bei denen alles stimmte: Pflanze, Licht und Umgebung vom Feinsten und Kamera bereit. Nur die Pflanze schwingte sich im Dauerwind vor dem Objektiv hin und her und an eine scharfe Aufnahme war nicht zu denken...