Russland ist gepeinigt von einer brutalen Diktatur,
Das ist nicht so einfach. Putin spielt bewusst und sehr gekonnt die Klaviatur des tief verwurzelten Konservatismus und auch Imperialismus.
Ja, letzteres mag jetzt für einigen Widerspruch sorgen, aber tatsächlich ist das Denken, dass die eigene Kultur höher als andere ist und andere Völker im Grunde davon profitieren, unter deren Einfluss zu stehen, außerdem, dass Russland eine Art eingebautes Recht hat, über andere Völker zu herrschen, das ist wahrlich nicht einfach nur eine tolle Idee Putins, sondern es ist in der Mentalität und im historischen Gedächtnis vieler Menschen tief verwurzelt.
In ähnlicher Form habe ich es übrigens bei manchen Briten erlebt, wenn es auch da eher so ein Nischenphänomen war (ältere Generation, rechter Rand der Tory-Partei).
Es reicht daher nicht aus, einfach nur Putin von der Macht zu entfernen. Da wird die Natur irgendwann eh das ihrige tun.
Wir Deutschen haben zwei verlorene Kriege gebraucht, um (zumindest zeitweise) unsere nationale Großkotzigkeit aufzugeben und zu lernen, andere Völker zu respektieren.
Ich fürchte, selbst wenn der Krieg gegen die Ukraine am Ende nicht erfolglos ist, wird es dennoch nicht auf die Art von Niederlage für Russland hinauslaufen, dass von außen eine Art Umerziehung realistisch ist.
Aber wie auch immer: jedes Volk, auch das russische, muss am Ende zu akzeptieren lernen, dass es nichts besseres ist als andere, also quasi ein "normales Volk" zu werden. Und schaut man die Geschichte Russlands der letzten 500 Jahre an, wird das keine einfache Aufgabe.
Ich schreibe das nicht, weil ich Russland hasse. Das tu ich, auch wenn es manchmal schwerfällt (ukrainische Verwandtschaft), nicht.
Aber ein Russland, das durch alle Gesellschaftsschichten hindurch immer noch von einem imperialen Geist durchsetzt ist, wird, egal mit welcher Regierung, weiter ein Risiko für den Weltfrieden bleiben.