Moin!
Spannend welch ideologisierte Weltvorstellung hier bei einigen Kommentatoren zu Tage treten.
Interessantes, aber vollkommen durchschaubares rhetorisches Mittel: Diskreditierung des eigenen ideologischen Gegners durch Herabwürdigung. Zumal deine Ansicht, ganz gleich ob man sie teilen oder ablehnen mag, ebenso ideologisch einseitig ist.
1. Jede Form von Steuervermeidung bei dem die Abgaben nicht mehr der In-anspruch-nahme der genutzten staatlichen Infrastruktur und dem entsprechenden Gemeinwesen entspricht ist Diebstahl! das ist keine Frage gesetzlicher Auslegung sondern Fakt. Kein Konzern währe heute ohne die (national-)staatlichen Infrastrukturen und deren Gemeinwesen existenzfähig, oder wie stellt ihr euch ein Unternehmen in einem Rechts-, Verwaltungs-, Versorgungs- und Transport-/Transfervakuum vor?
Fangen wir erst mal dem Unsinnigen an: Nur weil du etwas als Fakt bezeichnest, ist es das nicht. Weder rechtlich, noch unbedingt moralisch, nicht mal unbedingt im philosophischen Sinn. Genau genommen ist es recht billig einfach mal mit dem Fuß aufzustampfen und zu rufen: "Jetzt kommt die Wahrheit" - gefolgt von der eigenen Meinung.
Nun aber mal zu der Aussage an sich: Natürlich ist es kein Diebstahl, der vorliegt. Juristisch nicht im Ansatz - ansonsten einfach mal durchsubsumieren. Moralisch kann man dazu stehen, wie man will - es gibt hinsichtlich solcher Thematiken verschiedenste Ansätze diese zu diskutieren, ganz gleich, ob auf moralischer Ebene oder auf steuerrechtlicher oder volkswirtschaftlicher.
Allen gemein ist jedoch, auch wenn dir das nicht passen mag, dass es für jeden Weg durchaus gute Pro- und Contra-Argumente gibt. Das geht bis hin zu Fragestellungen, ob man nicht vollständig auf Unternehmensbesteuerungen verzichten sollte. Übrigens, selbst von der politisch eher linken Seite wird daher nicht ohne Grund, in Zusammenhang mit dem BGE, gefordert, die USt. trotz überdurchschnittlicher Mehrbelastung der Unter- und Mittelschicht, anzuheben. Analoge Ansätze gibt es für Unternehmen, da hier z.B. argumentiert werden kann, dass diese ihren Teil am Gemeinwesen schon durch die Beschäftigung der Arbeitnehmer erfolgt (sehr vereinfacht dargestellt).
Ich glaube jedoch, dass du einfach "dein Weltbild" hast und dich gar nicht ernsthaft mit den verschiedenen Möglichkeiten und Aspekten auseinandersetze und ggf. deine Meinung ändern *willst*.
Womit du hingegen recht hast, ist, dass natürlich in Frage gestellt werden sollte, inwieweit Unternehmen für infrastrukturelle Nutzungen "zur Kasse" gebeten werden sollten. Aktuell ist diese Frage - (steuer-)rechtlich - beantwortet. Gesellschaftlich und evtl. auch moralisch sollte man sich damit durchaus immer wieder auseinandersetzen und - sofern es einen Konsens der Mehrheit gibt - sicher auch die rechtlichen Gegebenheiten ändern. Sofern diese Rahmensetzung jedoch so ist, wie sie ist, ist es vollkommener Humbug von Diebstahl etc. zu sprechen - oder soll man dich gleicher Vorwürfe aussetzen, weil einem deine Handlungsmaxime in bestimmter Hinsicht ebenfalls nicht passen?
2. Die Existenz von Stueroasen ist kein Beleg dafür das sie allgemein "gewollt" sind, das währe ein naturalistischer Fehlschluss.
Wenn es einen gangbaren Weg gäbe diese Schlupflöcher zu schließen, währe dieser sicher längst bemüht worden.
Aber wie stellt ihr euch das vor, sollen entsprechende Staaten etwa aufgelöst werden?
Interessant, wie du mal so eben die staatliche Souveränität in Frage stellst. "Interessantes" Verständnis von Demokratie und internationaler zwischenstaatlicher Zusammenarbeit - passt einem eine beliebige nationale Rechtslegung nicht: Kein Problem - das Land wird aufgelöst. Wer soll eigentlich der meinungsvorgebende ideologische Führer werden?
4. Wer bei Solchen Steuerdilemmata die Hauptschuld bei den Politikern sucht, der unterschätzt den Einfluss von Lobbyistengruppen und Trusts, denn Volksvertreter sind viele Politiker nurnoch dem Namen nach.
Na, damit ist das Schwarz-Weiß-Bild ja dann auch endgültig abgerundet und das Feindbild wieder klar, oder?