Hallo Apfeltalk Community,
ich habe die ganze Diskussion über das Iphone 4 mit der Empfangsproblematik aufmerksam verfolgt, unter anderem, weil ich selber eines habe. Was mir immer wieder auffällt ist, dass behauptet wird, die beiden Antennen werden kurzgeschlossen beim „Deathgrip“. Das ist aber falsch.
Warum? Das Zwischenstück zwischen den beiden Antennen bildet einen Kondensator, an dem ein elektrisches Wechselfeld anliegt, d.h. der Kondensator ist sowieso kurzgeschlossen und ein elektrischer Strom fließt zwischen den Antennen. Ursache ist, dass durch die elektrische Wechselspannung Umladevorgänge in dem Kondensator stattfinden (Grundstudium Elektrotechnik).
Was spricht dafür? Alle betrachten die linke untere Ecke und stellen einen Empfangsverlust fest, aber niemand betrachtet die Isolation bei der Kopfhörerbuchse (siehe Bild unten). Eigentlich sollte eine Überbrückung dieser Isolation ebenfalls zu einem Signalverlust führen. Tut es bei mir aber nicht!
Bildquelle: engadget
Zweites Experiment: Ich habe ein Stück Papier zwischen dem Handy und meiner Hand gelegt und den Deathgrip angewandt. Ergebnis: Signalverlust.
Drittes Experiment: Ich hab ein Stück Tesa auf das Antennnende geklebt und den Deathgrip angewandt. Wieder ein Signalverlust!
Viertes Experiment: Iphone 3GS der Freundin geschnappt, Deathgrip angewandt → Signalverlust
Die Ergebnisse zeigen mir, dass die Hand das Funksignal massiv wegdämpft und keinen Kurzschluß verursacht!
Warum wird das Signal beim Iphone 4 an der linken unteren Ecke aber so massiv geschwächt? Dazu müssen wir in die Physik von Antennen schauen. Eine Antenne stellt ein Dipol dar, an dessen Enden sich Ladungsträger ansammeln. Es bildet sich zwischen den beiden Enden ein elektrisches Feld.
Siehe:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Dipolentstehung.gif&filetimestamp=20071208093526
Dieses Feld wird von Funkwellen „gestört“. Dadurch ändert sich die Spannung zwischen den beiden Enden und wir erhalten eine Wechselspannung. Diese wird entsprechend ihrer Modulation von der Elektronik zu einem Gespräch, Daten usw. umgewandelt. Um diesen Effekt maximal auszunutzen müssen wir die Antenne auf die Wellenlänge des Funksignales optimieren. Das heißt die Antennenlänge muss dem ganzzahligen Vielfachen der Wellenlänge entsprechen.
Was passiert nun wenn wir den Deathgrip anwenden? Wir schirmen mit dem Handballen der linken Hand das untere Antennenende vom Funksignal ab, d.h. unser Funksignal kann die Antenne bzw. deren elektrisches Feld nicht mehr „stören“. Die Empfangsqualität wird somit direkt beeinflusst. Diesen Effekt haben wir nicht mit der rechten Hand, da hier die Enden der Antenne nicht abgeschirmt werden. Die Stärke der Dämpfung wird dabei von der Dicke des entsprechenden Handballens mit beeinflusst.
Zusammengefasst:
1. Es wird durch den Deathgrip kein Kurzschluss erzeugt, weil ein Kondensator bei Wechselfeldern durch die Umladevorgänge bereits kurzgeschlossen wird, d.h. unsere beiden Antennen sind bereits zueinander kurzgeschlossen. Dadurch sind zusätzliche Isolationen der Antennenenden sinnlos!
2. Die Position der Antennenden sind ausschlaggebend, weil dort das Funksignal empfangen wird. Der restliche Teil der Antenne definiert nur auf welche Frequenzen (Wellenlängen) die Antenne empfindlich reagiert.
3. Der Deathgrip schirmt das Antennenende ab. Dadurch kommt es zu einem Signalverlust.
Wie kann nun das Problem gelöst werden? Man sucht einen Ort wo das Antennenende nicht durch die Hand von Funksignalen abgeschirmt wird. Ist bei einer integrierten Antenne nicht realisierbar, weil es immer eine Gruppe von Menschen gibt, die das Handy speziell halten. Einzige Lösung die mir einfällt: Antennen zum rausziehen. Sieht aber bestimmt ein wenig putzig beim iPhone aus
Ich hoffe ich konnte ein wenig Klarheit in das Verhalten von Antennen und des Deathgrips bringen.
Wenn ich es schaffe zeige ich nochmal ein paar Bilder von meinen Experimenten. Ansonsten probiert es einfach aus.
Bei Fragen einfach schreiben.
Mfg
Tilo