Ich betrachte das jetzt mal ganz subjektiv:
Vor Jahren hatte der Mac den Ruf, eine Profi-Kiste für Designer und Kreative zu sein... Der PC galt als graue Kiste mit grauem Betriebssystem für Büro- und Rechenarbeiten...
Aus der Zeit stammt auch für mich der Kultfaktor des Mac. In der Zeit bin ich groß geworden, mein Geld reichte nur für einen 486er und ich schielte immer auf die coolen Macs. Damaals waren die noch im Vobis-Prospekt, die schicken Powerbooks... oder die Pizzaschachtel-Desktops...
Doch ich nutzte Jahrelang den PC und Windows. Dann kam die Zeit, wo ich selbst Geld verdiente, und mir meinen ersten Mac kaufte. Ich hatte im Kopf, dass alles dort schöner wäre und besser laufen würde. iLife, Digital-Lifestyle... all das stand für mich für Innovation und die stand für den Mac.
Doch das Bild - einerseits graue Windowskiste - andererseits bunter Mac - stammte aus einer anderen Ära. Denn zwischenzeitlich hatte ich jahrelang Windows benutzt, aktuell war XP, und das lief tadellos auf meinem zu diesem Zeitpunkt recht flotten Athlon. Tägliche Aufgaben wie DVDs brennen, Filme encoden etc. machte der ganz fein! Trotzdem hatte ich diesen Gedanken im Kopf: "Mac! Der ist vieeel besser, Du machst immer mehr kreative Dinge mit dem Rechner, Musik, Filme, Grafik... kauf dir einen Mac!"
Dann kam also mein Powermac G5,
"the fastest, most powerful Personal Computer ever"!
Der kostete mich zwar ein kleines Vermögen, brauchte dafür aber doppelt so lange wie der Athlon, um ein Video zu rendern... Egal, dachte ich, muss den ja nicht unter Zeitdruck nutzen...
OS X war schon cool! iLife war der Hammer! Ich verwaltete Fotos, schnitt Filme, machte Musik mit Garageband! Die Euphorie hielt an! Sogar mein damals teuer erspartes Photoshop 6 war eine Dual-CD und lief noch im Classic-Modus unter Panther! iMovie kam mir sofort vertraut vor, bei XP hatte ich Filme auf die gleiche Weise mit dem Windows-eigenen "MovieMaker" geschnitten.
Für meine Band hatte ich immer den Magix-Music-Maker genutzt und konnte nun ein bisschen mehr mit Garageband. Gepaart mit der o.g. Euphorie war ich sicher, der Mac ist der beste Computer den ich je hatte!
Ein wenig verlor ich Windows aus den Augen. Im Büro arbeitete ich noch mit NT, später 2000, aber privat garnicht mehr... Bis irgendwann private Probleme und ein Umzug mich dazu brachten, den Mac zu verkaufen, mit dem festen Vorsatz, sobald möglich einen neuen zu kaufen. Zwischenzeitlich wurde der alte Athlon aus dem Keller geholt und wieder flott gemacht.
Als ich dann die nächsten Monate mit XP arbeitete, merkte ich, dass ich eigentlich garkeine Abstriche zu vorher machen musste. Es lief eben alles, und von dem Geld, was mein gebrauchter Powermac gebracht hatte, hätte ich mir immernoch 5 Athlons holen können... (Ich holte lieber eine Küche, aber das ist ein anderes Thema

...)
Ich machte weiterhin mit meinen Freunden Musik, nahm diese weiterhin mit Musicmaker auf, schnitt Filme wieder mit MovieMaker, und für die Fotos holte ich ACDSee 8, an dessen Genialität ich übrigens heute noch glaube! Kurzum, ich konnte das gleiche wie vorher nur war um eine Küche und viel Geld reicher!
Irgendwann waren diese Probleme auch überwunden, und ich machte meinen Vorsatz wahr, wieder einen Mac zu holen. Ein gebrauchter eMac und ein Powermac G5 wurden geholt. Jedoch war die G5-Ära eigentlich vorbei, mein Modell der ersten Stunde konnte kein Aperture und beim Videoschnitt einer der wichtigsten Videos - von meiner Hochzeit - hatte extra Final Cut Express HD gekauft - versagte der Rechner kläglich...
Also beide Macs bei eBay veräußert, und ein MacBook Pro gekauft. Das konnte endlich alles was ich wollte, und hatte mich vollends überzeugt. Zudem war es mein erstes eigenes Notebook (hatte ganz am Anfang mal ein iBook geliehen für einige Zeit) und überzeugte mich sofort. Abends auf dem Sofa anstatt im Arbeitszimmer zu surfen machte mich zum Notebook-Fan.
Das MBP habe ich immer noch, und bin auch immernoch überzeugt davon.
In den letzten Jahren jedoch - das hatte mir mein jüngster Exkurs zu Windows gezeigt - hatten Microsoft und die unzähligen anderen "Großen" des Geschäfts nachgelegt. Ob Photobearbeitung, Webdesign, komplizierte 3D-Animation, Recording, Filmschnitt... überall bietet die Windows-Plattform gute Leistung. Es gibt viele DVDs wo man Making ofs sieht. Häufig stehen da im Hintergrund Rechner rum, auf denen was gerendert wird. Das sind auf oft PCs...
Cinema 4D, Maya, die Creative Suite, Premiere, Avid, etc. etc. etc...
Es gibt keine Sparte, in der man nicht mit einem Windows-System alles machen kann, was man will!
Klar liest man - gerade in einem Apple-Forum - immer wieder so Erlebnisse "Mein Freund hat Windows, er muss ständig alles neu installieren" - aber weltweit setzen Riesen-Konzerne, Produktionsfirmen, Tonstudios, Fotografen auf Windows und erledigen damit ihre Arbeit.
Die Mac-User sind die absolute Minderheit! Und trotzdem werden Filme fertiggestellt, Bücher gedruckt, Webseiten entwickelt und auch sonst läuft alles...
Vielleicht liegt es an meinem Weg zum Mac, dass ich nicht so negativ über Windows denke...
Ist ne lange Story geworden, aber vielleicht hat sie ja jemand bis zum Ende gelesen, und denkt ähnlich!
Steve Jobs hat den Mac vorgestellt mit einer Passage aus
"The times they are a'changin"
Das stimmt. Der Mac ist nichtmehr die einzige coole Kiste für Kreative und Querdenker, auch mit Windows lässt sich das alles jetzt machen. Schon seit Jahren... Das vergessen nur zumeist diejenigen, die noch davor von Windows abgesprungen sind!
Gruß
Dennis