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Da war er wieder – der technische Spieltrieb. Das Verlangen eines Technik-Begeisterten mal wieder etwas neues auszuprobieren. Ausgelöst vom ständigen Gedanken an die nächste Steckdose, fing ich vor ein paar Wochen langsam an, das iPhone und dessen Existenz in meinem Besitz zu hinterfragen. Durch das Update auf iOS 7.1 sank die Akkulaufzeit meines iPhone 5 drastisch, nicht selten erinnerte mich das Smartphone schon gegen 16 Uhr daran, dass der Akku nur noch 20 Prozent Ladung bereithielt.[prbreak][/prbreak]
Vorab sei auch schon mal gesagt, dass ein solcher experimenteller Ausflug in die Android-Welt bereits gescheitert ist. Vor knapp drei Jahren tauschte ich das iPhone 3GS gegen das damals gerade erschienene HTC Sensation – nach nur drei Monaten tauschte ich dieses gegen das iPhone 4. Wenn du kein iPhone hast, hast du kein iPhone. 100 Kleinigkeiten bei denen iOS und das iPhone einfach durchdachter waren, veranlassten mich zum erneuten Wechsel.
In die engere Auswahl kam neben dem Nexus 5 mit reinem Android auch das neue HTC One M8, das sich vor allem durch sein hochwertiges Äußeres vom Nexus absetzen kann, aber mit einer modifizierten Benutzeroberfläche daherkommt. Der größte Pluspunkt des Nexus ist zweifellos der Preis. Trotzdem hat das Rennen schließlich das HTC One M8 gemacht, welches mein bisheriges iPhone 5 vor gut drei Wochen ersetzt hat. Grund dafür waren neben dem hochwertigen Gehäuse auch sinnvolle Feature-Erweiterungen des relativ dezenten HTC SenseUI in der Version 6.0.
In diesem Artikel soll es weniger um die technischen Unterschiede der verbauten Komponenten zwischen einem iPhone und dem One gehen, als viel mehr um die Möglichkeiten, von iOS zu Android zu wechseln und ein solches Gerät in einem vollkommen auf Apples Ökosystem ausgerichteten Geräte-Pool zu integrieren. Trotzdem soll das HTC Smartphone kurz mit dem iPhone 5 bzw. 5s verglichen werden.
Vergleich: iPhone 5/5s & HTC One M8
Der größte Unterschied ist sofort ersichtlich – die Display- und Gerätegröße. Gehört das iPhone 5 mit seinem 4 Zoll großen Bildschirm mittlerweile schon zu den kleinsten, ist das HTC mit einem 5 Zoll messenden Display schon Standardgröße. Auch in der Pixeldichte gibt es Unterschiede, das iPhone löst mit 326 PPI (1136 x 640 Pixel) auf, das One M8 schafft über 400 PPI (1920x 1080). Vertraut man der Aussage Apples, sollte man bei beiden Geräten keine Pixel mehr erkennen, die Anzeige sollte gleich scharf sein. Auch ich verteidigte diese Meinung – bis jetzt.
Hat man das One mehrere Tage genutzt und nimmt dann noch einmal das iPhone in die Hand, wirkt dessen Anzeige plötzlich leicht unscharf. Auffällig ist dies bei geschwungenen Linien wie sie die Uhr auf dem Lockscreen zeigt. Wirklich störend ist dies natürlich nicht, im direkten Vergleich fällt es allerdings auf. Doch auch bei der Farbwiedergabe wird das iPhone in den Schatten gestellt – es wirkt im Vergleich deutlich blasser.
In Sachen Verarbeitung und Haptik stehen sich die beiden Geräte in nichts nach. Beide verfügen über Gehäuse, die vollständig aus Aluminium bestehen. Das HTC liegt aufgrund seiner rundlichen Rückseite trotz der mächtigen Abmessungen gut in der Hand, das iPhone trotz seiner eckigen Kanten aufgrund seiner Kompaktheit. Größer ist natürlich der Unterschied des Gewichts. Das iPhone wiegt gerade einmal etwas mehr als 100 Gramm, wohingegen das One stattliche 160 Gramm auf die Waage bringt und damit auch mit deutlich mehr als vergleichbare Geräte dieser Größe daherkommt.
Unter der Haube des Androiden werkelt ein Snapdragon-Prozessor der über vier Kerne sowie eine Taktrate von satten 2,3 GHz verfügt und so in der Lage ist, das System flüssig und ohne Ruckeln darzustellen. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Apple dies mit der halben Kernzahl und der halben Taktrate hinbekommt. Von Benchmark-Vergleichen sei an dieser Stelle abgesehen, im Alltag merkt man keinerlei Performance-Unterschiede und außerdem dürfte es mittlerweile bekannt sein, dass viele Android-Smartphones in Sachen Benchmark schummeln, nur um im direkten Vergleich den längsten zu haben – Balken im Diagramm versteht sich.
Die Kamera besitzt zwar nur 4 Megapixel, ist für schnelle Schnappschüsse aber ebenso brauchbar wie das iPhone – das HTC ist bei schlechtem Licht besser, das iPhone zeigt mehr Details. Der zusätzliche Sensor, der Tiefeninformationen speichert und nachträgliche Fokussierung erlaubt ist ein nette Spielerei, ebenso wie der integrierte Infrarot-Sender der zum Steuern des Fernsehers genutzt werden kann – praktisch um Freunde zu ärgern. Wie beim iPhone 5s gibt es einen LED-Blitz mit zwei unterschiedlichen Farbtemperaturen. Die beiden nach vorne gerichteten Stereo-Lautsprecher sind deutlich besser als bei anderen Smartphones und durchaus brauchbar – vor allem im Auto als Freisprechmöglichkeit. Das verbaute NFC ist in der Android-Welt mittlerweile genauso Standard wie die Benachrichtungs-LED. Im Vergleich zum Vorgänger lässt sich der interne 16 Gigabyte große Speicher kostengünstig über einen microSD-Kartenslot um bis zu 128 Gigabyte erweitern – dies ist vor allem preislich ein Unterschied zum iPhone.
Android an sich
Die System-Unterschiede sind zwar stellenweise sehr grundlegend, in Sachen Bedienbarkeit und Benutzeroberfläche liegen sie aber mehr oder weniger im Detail. Android erlaubt natürlich deutlich mehr Anpassungsmöglichkeiten als iOS – dies fängt bei der getrennten Justierung von Benachrichtigungs-, Telefon- und Weckerlautstärke an und endet bei den zahllosen Widgets, mit denen man seine Homescreens zupflastern kann. Generell hat man unter Android, wie allgemein bekannt sein dürfte, mehr Möglichkeiten, das System zu verändern. Passt einem die integrierte Tastatur nicht, sucht man im Google Play Store nach einer neuen.
Systemupdates gibt es bei modifiziertem Android nur mit deutlicher Zeitverzögerung. Bei meinem Gerät handelt es sich zum Beispiel um die Version mit Telekom-Firmware. Das heißt nachdem Google ein Update für Android veröffentlicht, muss ich erst warten bis HTC dieses angepasst hat und anschließend noch, bis die Telekom ihre Veränderungen implementiert hat. Daraus kann man schon schließen, dass ein Update, wenn überhaupt, erst nach einigen Monaten den Weg auf mein One finden wird. Auch wenn sich die Branche langsam bessert, liegt sie in diesem Bereich Meilenweit hinter Apple zurück – vier Jahre alte Geräte werden nur von Cupertino noch beachtet.

Die Schnelleinstellungen sind anpassbar, die Anordnung der Systemeinstellungen ähnelt iOS & der Nutzer kann zwischen verschiedenen Farbszenen wählen
Datenschutz & Sicherheit
Einher mit der erwähnten Freiheit geht natürlich ein Einbüßen an Sicherheit. Denn regelt Apple ganz klar, auf welche Daten Entwickler überhaupt zugreifen dürfen und gestattet dem Anwender selbst, den Zugriff granular einzustellen, gibt es bei Android im Prinzip keine Grenzen. Immerhin kann man die Berechtigungen einsehen und muss diese vor der Installation abnicken. Hier heißt es allerdings friss oder stirb – entweder akzeptiert man alle, oder lässt die Installation bleiben. Zwar gibt es seit geraumer Zeit auch einen Berechtigungsmanager, dieser ist allerdings im System versteckt und mittlerweile nur noch über Root-Rechte zugänglich.
Auch das Thema Schadsoftware ist unter Android nicht unwichtig, wohingegen iOS durch die Abgeschlossenheit und den kontrollierten App Store in diesem Bereich sehr wenige Probleme hat. Hochsensible Tätigkeiten wie Online-Banking sind nicht zu empfehlen, ebenso das wahllose installieren beliebiger Apps. Warum die iPhone 5s Tastatur aus dem Play Store meinen Standort erfahren will weiß ich ebenso wenig wieso Rovio daran interessiert ist, von wo ich die Vögel abfeuere – diesen Apps & Spielen wird erst einmal ferngeblieben.
Neben den Applikationen selbst sollte man aber auch die Interessen der Konzerne Apple und Google nicht außer Acht lassen. Denn Google verdient in erster Linie Geld mit Werbung und sammelt im Prinzip alles was digital verwendbar ist – natürlich auch unter Android. Den Verlauf von Google Chrome, welche Apps man installiert, welche Musik man hört und so weiter. Aber auch Apple sammelt fleißig Daten, auch wenn die Haupteinnahmequelle für den Konzern aus Cupertino immer noch im Hardware-Bereich liegt. Jeder muss also für sich entscheiden, wem er mehr oder überhaupt vertraut.
In Sachen Diebstahlschutz gibt es eine ähnliche Möglichkeit wie bei ‘Mein iPhone suchen’. Das Gerät kann über den Geräte-Manager aus der Ferne geortet werden, man kann es klingeln lassen oder komplett sperren. Der interne Telefonspeicher lässt sich ebenfalls verschlüsseln, danach ist als Entsperrmethode nur noch ein numerischer Code oder ein alphanumerisches Passwort zulässig. Auch sichern lässt sich das Smartphone per Knopfdruck ins Google Drive.
iCloud – Mail, Kontakte, Kalender
Auf einem Apple-Gerät ist die Einrichtung dafür denkbar einfach – Apple-ID und Passwort eingeben, fertig. Apple erlaubt es mittlerweile aber auch, manche iCloud-Dienste abseits von Mac und Co einzurichten. Mail lässt sich als IMAP-Konto einrichten, Kontakte und Kalender als CalDAV bzw. CardDAV. Während die Standard-Mail-App von Android IMAP, leider ohne Push, beherrscht, lassen sich CalDAV- und CardDAV-Konten nicht ohne weiteres einbinden. Hierzu bedarf es Software von einem Drittanbieter. Diese kommt zwar von einem privaten Entwickler, ist kostenpflichtig und die angeforderten App-Berechtigungen gehen nicht über das hinaus, was benötigt wird. Doch will ich meine Apple-Zugangsdaten, mit denen ich auch im iTunes-Store per Kreditkarte kaufe, einer Applikation anvertrauen, dessen Hintergrund-Aktivitäten ich nicht kenne? Die Antwort lautet nein und spätestens an diesem Punkt wird einem klar, wie abhängig man doch von einem einzigen Account geworden ist. Kurzerhand habe ich mir eine neue Apple-ID erstellt, die lediglich für Kontakte und Kalender genutzt wird – immerhin eine Verringerung des Risikos.
Fotostream
Man kann ihn mögen oder nicht – den Fotostream über die iCloud. Macht man ein Foto mit dem iPhone landet es sofort in der Cloud, auf dem iPad, wird unter Aperture automatisch archiviert und nach 30 Tagen wieder aus dem Fotostream entfernt. Mit einem Android-Gerät lässt sich dieses Feature natürlich nicht ohne weiteres nutzen, doch mit ein wenig Bastelei landen auch mit dem One geschossene Bilder im Fotostream. Denn auch Cloud-Speicher wie Dropbox sind in der Lage, neue Fotos automatisch hochzuladen – doch wie verbindet man diese beiden Dienste miteinander? Die Antwort lautet Automator, die Lösung führt also über den Mac. Dort lässt sich der Dropbox Ordner ‘Kamera-Upload’ durch ein Automator-Skript überwachen, welches alle neuen Fotos automatisch zu einem Aperture-Projekt hinzufügt und aus der Dropbox entfernt. Aperture wiederum ist in der Lage, neue Bilder automatisch in den Fotostream zu laden. Bei dieser Lösung wäre ein Server natürlich von Vorteil, der diese Aufgabe ständig im Hintergrund ausführt. Auf den Fotostream über das HTC One M8 zugreifen geht jedoch nicht.
Lesezeichen
Eine weitere Frage, die sich bei einem solchen Umstieg stellt, ist die Synchronisation von Lesezeichen des Internetbrowsers. Gleicht man diese auf Apple-Geräten über die Apple-ID relativ einfach ab, muss man schon ein wenig tricksen, um Chrome und Safari zusammenzubringen. Natürlich könnte man gänzlich auf Google Chrome umsteigen und auch auf dem Mac und dem iPad damit surfen.
Apple erlaubt es unter Windows, iCloud-Lesezeichen auch mit Chrome, Firefox oder dem Internet Explorer abzugleichen. Somit ist es über diesen Umweg möglich, Lesezeichen über das Google Konto auf das HTC One zu bringen und umgekehrt. Die Leseliste und iCloud-Tabs können nicht ohne weiteres synchronisiert werden und fallen weg.
Musik: iTunes Match & Google Music
Als Abonnent von iTunes-Match hat man es einfach. Die iTunes-Mediathek ist auf dem iPhone und iPad über das Internet immer abrufbar und auch auf den Geräten speicherbar. Als Schnittstelle zu Android bietet sich Google Music an. Unter OS X lässt sich über das Upload-Tool von Google die iTunes Mediathek abgleichen und neu hinzugefügte Titel automatisch zu Google Music hinzufügen. Auch Wiedergabelisten übernimmt Google Music von iTunes.
Google Music ist im Vergleich zu iTunes Match kostenlos, erlaubt allerdings nur 20.000 Lieder. Zwar sollen die Songs auch mit dem Play Store abgeglichen werden, die Praxis zeigt allerdings, dass ungefähr 95 Prozent der Titel hochgeladen werden. Auch für iOS gibt es mittlerweile eine App von Google, sodass ein kompletter Umstieg auf Google Play Music ebenfalls möglich ist. Der größte Vorteil den diese gegenüber der nativen Musik-App des iPhones mitbring, ist das manuelle bearbeiten der Wiedergabeliste wie es iTunes unter Windows und OS X auch erlaubt – aber wer weiß, was uns unter iOS 8 erwarten wird.
Möchte man eine iTunes-Mediathek fernsteuern gibt es unter iOS die Remote App von Apple. Unter Android hat sich vor allem das Programm namens Retune etabliert, das sogar einiges besser macht, als Remote unter iOS. Denn neben der Option, mit der Mediathek verbunden zu bleiben ermöglicht Retune die rudimentäre Steuerung über den Sperrbildschirm und die Mitteilungszentrale.

Die aufgesetzte Oberfläche HTC SenseUI 6.0 ist relativ dezent gestaltet, die Wetteranimationen gibt es schon seit 2011
Im Alltag
In der alltägliche Benutzung schlägt sich das HTC One M8 bisher tadellos. Die Akkulaufzeit ist um einiges besser als beim iPhone 5 unter iOS 7.1 – bei praktisch gleicher Nutzung hält dieser locker anderthalb Tage, wohingegen das iPhone meist nicht mal einen durchhielt. Natürlich gibt es Unterschiede in der Bedienung, diese liegen aber eher im Detail – wenn es um die Software geht.
Denn der große Display macht es stellenweise unmöglich, das Gerät mit nur einer Hand zu bedienen. Größtenteils ist es zwar möglich und auch die Bildschirmhöhe stellt kein Problem dar, Bedienelemente in der gegenüberliegenden Ecke sind aufgrund der Displaybreite mit einer Hand nicht ohne Fingerakrobatik zu erreichen. Sollte Apple also ein größeres iPhone mit einem Seitenverhältnis von 16:9 planen, steht der einhändigen Bedienung wenig im Wege.
Auch von den Apps her werden die meisten mittlerweile für beide Plattformen angeboten, auch wenn das Design der meisten Programme unter iOS deutlich besser zum System passt. Ärgerlich ist natürlich, dass kostenpflichtige Programme erneut erworben werden müssen.
Als sehr praktisch haben sich die Gesten zum Entsperren des Geräts erwiesen. Wie im iPhone 5s überwacht das One M8 ständig alle Sensoren über einen Co-Prozessor. Hält man das One in der Hand lässt sich durch Doppeltipp auf das Display der Sperrbildschirm aufrufen. Ein Wischen von links nach rechts führt zum BlinkFeed, ein Wischen von rechts nach links zum Homescreen. Führt man eine wischende Geste von unten nach oben aus, landet man in der gerade geöffneten App. Durch diese Gesten lässt sich das Drücken der unpraktisch am oberen Geräteende gelegenen Entsperrtaste weitestgehend umgehen.
Fazit
Insgesamt gesehen ist es ein ordentliches Gerät, das sich mit etwas Aufwand auch wunderbar in eine Apple-dominierte Umgebung integrieren lässt. Ich habe den Wechsel jedenfalls bisher keineswegs bereut, im Gegenteil. Die offene Gestaltung des Systems ermöglicht nette Technikspielereien durch NFC-Tags, die Automatisierung des Geräts über Programme wie Tasker oder auch relativ genaue Anpassungsmöglichkeiten an eigene Vorstellungen. Wer ein möglichst einfach einzurichtendes Gerät sucht, dass ohne Weiteres in einen Apple-Gerätehaushalt integriert werden soll, dürfte sicher mit dem iPhone glücklicher werden. Auch wer sein Handy über mehrere Jahre mit der aktuellsten Software betreiben möchte sollte lieber zu einem iPhone greifen.
Wer sich mit der Größe und dem Gewicht des Geräts anfreunden kann und auf der Suche nach einem Gerät ist, das äußerlich ebenso hochwertig ist wie das iPhone, macht mit dem HTC One M8 hardwaremäßig nichts falsch. Ob einem das Betriebssystem zusagt, muss jeder selbst entscheiden – Welten liegen zwischen iOS und Android in Sachen Funktionsumfang und Bedienkonzept aber definitiv nicht mehr. Unter der Haube und bezüglich der Strategie die die Konzerne mit ihren Systemen verfolgen allerdings schon. Dem offenen und dafür anfälligerem Android steht ein relativ geschlossenes und für Entwickler bis ins kleinste Detail geregelte Betriebssystem gegenüber. Der größte Vorteil von iOS ist die Sicherheit und der bessere Datenschutz, Android punktet mit der Anpassungsfähigkeit. Als Neugeräte liegen iPhone 5s und HTC One M8 preislich relativ dicht beieinander, leistungsmäßig vergleichbare Androiden gibt es aber auch schon deutlich günstiger.
Vorab sei auch schon mal gesagt, dass ein solcher experimenteller Ausflug in die Android-Welt bereits gescheitert ist. Vor knapp drei Jahren tauschte ich das iPhone 3GS gegen das damals gerade erschienene HTC Sensation – nach nur drei Monaten tauschte ich dieses gegen das iPhone 4. Wenn du kein iPhone hast, hast du kein iPhone. 100 Kleinigkeiten bei denen iOS und das iPhone einfach durchdachter waren, veranlassten mich zum erneuten Wechsel.
In die engere Auswahl kam neben dem Nexus 5 mit reinem Android auch das neue HTC One M8, das sich vor allem durch sein hochwertiges Äußeres vom Nexus absetzen kann, aber mit einer modifizierten Benutzeroberfläche daherkommt. Der größte Pluspunkt des Nexus ist zweifellos der Preis. Trotzdem hat das Rennen schließlich das HTC One M8 gemacht, welches mein bisheriges iPhone 5 vor gut drei Wochen ersetzt hat. Grund dafür waren neben dem hochwertigen Gehäuse auch sinnvolle Feature-Erweiterungen des relativ dezenten HTC SenseUI in der Version 6.0.
In diesem Artikel soll es weniger um die technischen Unterschiede der verbauten Komponenten zwischen einem iPhone und dem One gehen, als viel mehr um die Möglichkeiten, von iOS zu Android zu wechseln und ein solches Gerät in einem vollkommen auf Apples Ökosystem ausgerichteten Geräte-Pool zu integrieren. Trotzdem soll das HTC Smartphone kurz mit dem iPhone 5 bzw. 5s verglichen werden.
Vergleich: iPhone 5/5s & HTC One M8
Der größte Unterschied ist sofort ersichtlich – die Display- und Gerätegröße. Gehört das iPhone 5 mit seinem 4 Zoll großen Bildschirm mittlerweile schon zu den kleinsten, ist das HTC mit einem 5 Zoll messenden Display schon Standardgröße. Auch in der Pixeldichte gibt es Unterschiede, das iPhone löst mit 326 PPI (1136 x 640 Pixel) auf, das One M8 schafft über 400 PPI (1920x 1080). Vertraut man der Aussage Apples, sollte man bei beiden Geräten keine Pixel mehr erkennen, die Anzeige sollte gleich scharf sein. Auch ich verteidigte diese Meinung – bis jetzt.
Hat man das One mehrere Tage genutzt und nimmt dann noch einmal das iPhone in die Hand, wirkt dessen Anzeige plötzlich leicht unscharf. Auffällig ist dies bei geschwungenen Linien wie sie die Uhr auf dem Lockscreen zeigt. Wirklich störend ist dies natürlich nicht, im direkten Vergleich fällt es allerdings auf. Doch auch bei der Farbwiedergabe wird das iPhone in den Schatten gestellt – es wirkt im Vergleich deutlich blasser.
In Sachen Verarbeitung und Haptik stehen sich die beiden Geräte in nichts nach. Beide verfügen über Gehäuse, die vollständig aus Aluminium bestehen. Das HTC liegt aufgrund seiner rundlichen Rückseite trotz der mächtigen Abmessungen gut in der Hand, das iPhone trotz seiner eckigen Kanten aufgrund seiner Kompaktheit. Größer ist natürlich der Unterschied des Gewichts. Das iPhone wiegt gerade einmal etwas mehr als 100 Gramm, wohingegen das One stattliche 160 Gramm auf die Waage bringt und damit auch mit deutlich mehr als vergleichbare Geräte dieser Größe daherkommt.
Unter der Haube des Androiden werkelt ein Snapdragon-Prozessor der über vier Kerne sowie eine Taktrate von satten 2,3 GHz verfügt und so in der Lage ist, das System flüssig und ohne Ruckeln darzustellen. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Apple dies mit der halben Kernzahl und der halben Taktrate hinbekommt. Von Benchmark-Vergleichen sei an dieser Stelle abgesehen, im Alltag merkt man keinerlei Performance-Unterschiede und außerdem dürfte es mittlerweile bekannt sein, dass viele Android-Smartphones in Sachen Benchmark schummeln, nur um im direkten Vergleich den längsten zu haben – Balken im Diagramm versteht sich.
Die Kamera besitzt zwar nur 4 Megapixel, ist für schnelle Schnappschüsse aber ebenso brauchbar wie das iPhone – das HTC ist bei schlechtem Licht besser, das iPhone zeigt mehr Details. Der zusätzliche Sensor, der Tiefeninformationen speichert und nachträgliche Fokussierung erlaubt ist ein nette Spielerei, ebenso wie der integrierte Infrarot-Sender der zum Steuern des Fernsehers genutzt werden kann – praktisch um Freunde zu ärgern. Wie beim iPhone 5s gibt es einen LED-Blitz mit zwei unterschiedlichen Farbtemperaturen. Die beiden nach vorne gerichteten Stereo-Lautsprecher sind deutlich besser als bei anderen Smartphones und durchaus brauchbar – vor allem im Auto als Freisprechmöglichkeit. Das verbaute NFC ist in der Android-Welt mittlerweile genauso Standard wie die Benachrichtungs-LED. Im Vergleich zum Vorgänger lässt sich der interne 16 Gigabyte große Speicher kostengünstig über einen microSD-Kartenslot um bis zu 128 Gigabyte erweitern – dies ist vor allem preislich ein Unterschied zum iPhone.
Android an sich
Die System-Unterschiede sind zwar stellenweise sehr grundlegend, in Sachen Bedienbarkeit und Benutzeroberfläche liegen sie aber mehr oder weniger im Detail. Android erlaubt natürlich deutlich mehr Anpassungsmöglichkeiten als iOS – dies fängt bei der getrennten Justierung von Benachrichtigungs-, Telefon- und Weckerlautstärke an und endet bei den zahllosen Widgets, mit denen man seine Homescreens zupflastern kann. Generell hat man unter Android, wie allgemein bekannt sein dürfte, mehr Möglichkeiten, das System zu verändern. Passt einem die integrierte Tastatur nicht, sucht man im Google Play Store nach einer neuen.
Systemupdates gibt es bei modifiziertem Android nur mit deutlicher Zeitverzögerung. Bei meinem Gerät handelt es sich zum Beispiel um die Version mit Telekom-Firmware. Das heißt nachdem Google ein Update für Android veröffentlicht, muss ich erst warten bis HTC dieses angepasst hat und anschließend noch, bis die Telekom ihre Veränderungen implementiert hat. Daraus kann man schon schließen, dass ein Update, wenn überhaupt, erst nach einigen Monaten den Weg auf mein One finden wird. Auch wenn sich die Branche langsam bessert, liegt sie in diesem Bereich Meilenweit hinter Apple zurück – vier Jahre alte Geräte werden nur von Cupertino noch beachtet.

Die Schnelleinstellungen sind anpassbar, die Anordnung der Systemeinstellungen ähnelt iOS & der Nutzer kann zwischen verschiedenen Farbszenen wählen
Datenschutz & Sicherheit
Einher mit der erwähnten Freiheit geht natürlich ein Einbüßen an Sicherheit. Denn regelt Apple ganz klar, auf welche Daten Entwickler überhaupt zugreifen dürfen und gestattet dem Anwender selbst, den Zugriff granular einzustellen, gibt es bei Android im Prinzip keine Grenzen. Immerhin kann man die Berechtigungen einsehen und muss diese vor der Installation abnicken. Hier heißt es allerdings friss oder stirb – entweder akzeptiert man alle, oder lässt die Installation bleiben. Zwar gibt es seit geraumer Zeit auch einen Berechtigungsmanager, dieser ist allerdings im System versteckt und mittlerweile nur noch über Root-Rechte zugänglich.
Auch das Thema Schadsoftware ist unter Android nicht unwichtig, wohingegen iOS durch die Abgeschlossenheit und den kontrollierten App Store in diesem Bereich sehr wenige Probleme hat. Hochsensible Tätigkeiten wie Online-Banking sind nicht zu empfehlen, ebenso das wahllose installieren beliebiger Apps. Warum die iPhone 5s Tastatur aus dem Play Store meinen Standort erfahren will weiß ich ebenso wenig wieso Rovio daran interessiert ist, von wo ich die Vögel abfeuere – diesen Apps & Spielen wird erst einmal ferngeblieben.
Neben den Applikationen selbst sollte man aber auch die Interessen der Konzerne Apple und Google nicht außer Acht lassen. Denn Google verdient in erster Linie Geld mit Werbung und sammelt im Prinzip alles was digital verwendbar ist – natürlich auch unter Android. Den Verlauf von Google Chrome, welche Apps man installiert, welche Musik man hört und so weiter. Aber auch Apple sammelt fleißig Daten, auch wenn die Haupteinnahmequelle für den Konzern aus Cupertino immer noch im Hardware-Bereich liegt. Jeder muss also für sich entscheiden, wem er mehr oder überhaupt vertraut.
In Sachen Diebstahlschutz gibt es eine ähnliche Möglichkeit wie bei ‘Mein iPhone suchen’. Das Gerät kann über den Geräte-Manager aus der Ferne geortet werden, man kann es klingeln lassen oder komplett sperren. Der interne Telefonspeicher lässt sich ebenfalls verschlüsseln, danach ist als Entsperrmethode nur noch ein numerischer Code oder ein alphanumerisches Passwort zulässig. Auch sichern lässt sich das Smartphone per Knopfdruck ins Google Drive.
iCloud – Mail, Kontakte, Kalender
Auf einem Apple-Gerät ist die Einrichtung dafür denkbar einfach – Apple-ID und Passwort eingeben, fertig. Apple erlaubt es mittlerweile aber auch, manche iCloud-Dienste abseits von Mac und Co einzurichten. Mail lässt sich als IMAP-Konto einrichten, Kontakte und Kalender als CalDAV bzw. CardDAV. Während die Standard-Mail-App von Android IMAP, leider ohne Push, beherrscht, lassen sich CalDAV- und CardDAV-Konten nicht ohne weiteres einbinden. Hierzu bedarf es Software von einem Drittanbieter. Diese kommt zwar von einem privaten Entwickler, ist kostenpflichtig und die angeforderten App-Berechtigungen gehen nicht über das hinaus, was benötigt wird. Doch will ich meine Apple-Zugangsdaten, mit denen ich auch im iTunes-Store per Kreditkarte kaufe, einer Applikation anvertrauen, dessen Hintergrund-Aktivitäten ich nicht kenne? Die Antwort lautet nein und spätestens an diesem Punkt wird einem klar, wie abhängig man doch von einem einzigen Account geworden ist. Kurzerhand habe ich mir eine neue Apple-ID erstellt, die lediglich für Kontakte und Kalender genutzt wird – immerhin eine Verringerung des Risikos.
Fotostream
Man kann ihn mögen oder nicht – den Fotostream über die iCloud. Macht man ein Foto mit dem iPhone landet es sofort in der Cloud, auf dem iPad, wird unter Aperture automatisch archiviert und nach 30 Tagen wieder aus dem Fotostream entfernt. Mit einem Android-Gerät lässt sich dieses Feature natürlich nicht ohne weiteres nutzen, doch mit ein wenig Bastelei landen auch mit dem One geschossene Bilder im Fotostream. Denn auch Cloud-Speicher wie Dropbox sind in der Lage, neue Fotos automatisch hochzuladen – doch wie verbindet man diese beiden Dienste miteinander? Die Antwort lautet Automator, die Lösung führt also über den Mac. Dort lässt sich der Dropbox Ordner ‘Kamera-Upload’ durch ein Automator-Skript überwachen, welches alle neuen Fotos automatisch zu einem Aperture-Projekt hinzufügt und aus der Dropbox entfernt. Aperture wiederum ist in der Lage, neue Bilder automatisch in den Fotostream zu laden. Bei dieser Lösung wäre ein Server natürlich von Vorteil, der diese Aufgabe ständig im Hintergrund ausführt. Auf den Fotostream über das HTC One M8 zugreifen geht jedoch nicht.
Lesezeichen
Eine weitere Frage, die sich bei einem solchen Umstieg stellt, ist die Synchronisation von Lesezeichen des Internetbrowsers. Gleicht man diese auf Apple-Geräten über die Apple-ID relativ einfach ab, muss man schon ein wenig tricksen, um Chrome und Safari zusammenzubringen. Natürlich könnte man gänzlich auf Google Chrome umsteigen und auch auf dem Mac und dem iPad damit surfen.
Apple erlaubt es unter Windows, iCloud-Lesezeichen auch mit Chrome, Firefox oder dem Internet Explorer abzugleichen. Somit ist es über diesen Umweg möglich, Lesezeichen über das Google Konto auf das HTC One zu bringen und umgekehrt. Die Leseliste und iCloud-Tabs können nicht ohne weiteres synchronisiert werden und fallen weg.
Musik: iTunes Match & Google Music
Als Abonnent von iTunes-Match hat man es einfach. Die iTunes-Mediathek ist auf dem iPhone und iPad über das Internet immer abrufbar und auch auf den Geräten speicherbar. Als Schnittstelle zu Android bietet sich Google Music an. Unter OS X lässt sich über das Upload-Tool von Google die iTunes Mediathek abgleichen und neu hinzugefügte Titel automatisch zu Google Music hinzufügen. Auch Wiedergabelisten übernimmt Google Music von iTunes.
Google Music ist im Vergleich zu iTunes Match kostenlos, erlaubt allerdings nur 20.000 Lieder. Zwar sollen die Songs auch mit dem Play Store abgeglichen werden, die Praxis zeigt allerdings, dass ungefähr 95 Prozent der Titel hochgeladen werden. Auch für iOS gibt es mittlerweile eine App von Google, sodass ein kompletter Umstieg auf Google Play Music ebenfalls möglich ist. Der größte Vorteil den diese gegenüber der nativen Musik-App des iPhones mitbring, ist das manuelle bearbeiten der Wiedergabeliste wie es iTunes unter Windows und OS X auch erlaubt – aber wer weiß, was uns unter iOS 8 erwarten wird.
Möchte man eine iTunes-Mediathek fernsteuern gibt es unter iOS die Remote App von Apple. Unter Android hat sich vor allem das Programm namens Retune etabliert, das sogar einiges besser macht, als Remote unter iOS. Denn neben der Option, mit der Mediathek verbunden zu bleiben ermöglicht Retune die rudimentäre Steuerung über den Sperrbildschirm und die Mitteilungszentrale.

Die aufgesetzte Oberfläche HTC SenseUI 6.0 ist relativ dezent gestaltet, die Wetteranimationen gibt es schon seit 2011
Im Alltag
In der alltägliche Benutzung schlägt sich das HTC One M8 bisher tadellos. Die Akkulaufzeit ist um einiges besser als beim iPhone 5 unter iOS 7.1 – bei praktisch gleicher Nutzung hält dieser locker anderthalb Tage, wohingegen das iPhone meist nicht mal einen durchhielt. Natürlich gibt es Unterschiede in der Bedienung, diese liegen aber eher im Detail – wenn es um die Software geht.
Denn der große Display macht es stellenweise unmöglich, das Gerät mit nur einer Hand zu bedienen. Größtenteils ist es zwar möglich und auch die Bildschirmhöhe stellt kein Problem dar, Bedienelemente in der gegenüberliegenden Ecke sind aufgrund der Displaybreite mit einer Hand nicht ohne Fingerakrobatik zu erreichen. Sollte Apple also ein größeres iPhone mit einem Seitenverhältnis von 16:9 planen, steht der einhändigen Bedienung wenig im Wege.
Auch von den Apps her werden die meisten mittlerweile für beide Plattformen angeboten, auch wenn das Design der meisten Programme unter iOS deutlich besser zum System passt. Ärgerlich ist natürlich, dass kostenpflichtige Programme erneut erworben werden müssen.
Als sehr praktisch haben sich die Gesten zum Entsperren des Geräts erwiesen. Wie im iPhone 5s überwacht das One M8 ständig alle Sensoren über einen Co-Prozessor. Hält man das One in der Hand lässt sich durch Doppeltipp auf das Display der Sperrbildschirm aufrufen. Ein Wischen von links nach rechts führt zum BlinkFeed, ein Wischen von rechts nach links zum Homescreen. Führt man eine wischende Geste von unten nach oben aus, landet man in der gerade geöffneten App. Durch diese Gesten lässt sich das Drücken der unpraktisch am oberen Geräteende gelegenen Entsperrtaste weitestgehend umgehen.
Fazit
Insgesamt gesehen ist es ein ordentliches Gerät, das sich mit etwas Aufwand auch wunderbar in eine Apple-dominierte Umgebung integrieren lässt. Ich habe den Wechsel jedenfalls bisher keineswegs bereut, im Gegenteil. Die offene Gestaltung des Systems ermöglicht nette Technikspielereien durch NFC-Tags, die Automatisierung des Geräts über Programme wie Tasker oder auch relativ genaue Anpassungsmöglichkeiten an eigene Vorstellungen. Wer ein möglichst einfach einzurichtendes Gerät sucht, dass ohne Weiteres in einen Apple-Gerätehaushalt integriert werden soll, dürfte sicher mit dem iPhone glücklicher werden. Auch wer sein Handy über mehrere Jahre mit der aktuellsten Software betreiben möchte sollte lieber zu einem iPhone greifen.
Wer sich mit der Größe und dem Gewicht des Geräts anfreunden kann und auf der Suche nach einem Gerät ist, das äußerlich ebenso hochwertig ist wie das iPhone, macht mit dem HTC One M8 hardwaremäßig nichts falsch. Ob einem das Betriebssystem zusagt, muss jeder selbst entscheiden – Welten liegen zwischen iOS und Android in Sachen Funktionsumfang und Bedienkonzept aber definitiv nicht mehr. Unter der Haube und bezüglich der Strategie die die Konzerne mit ihren Systemen verfolgen allerdings schon. Dem offenen und dafür anfälligerem Android steht ein relativ geschlossenes und für Entwickler bis ins kleinste Detail geregelte Betriebssystem gegenüber. Der größte Vorteil von iOS ist die Sicherheit und der bessere Datenschutz, Android punktet mit der Anpassungsfähigkeit. Als Neugeräte liegen iPhone 5s und HTC One M8 preislich relativ dicht beieinander, leistungsmäßig vergleichbare Androiden gibt es aber auch schon deutlich günstiger.
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