Die Tatsache, dass der letzte VHS-Videorekorder vom Band gelaufen war, ist zwar bereits knapp einen Monat alt, jedoch dürfte es den einen oder anderen Leser sicherlich wundern, dass bis ins Jahr 2016 hinein überhaupt noch Videorekorder gebaut wurden.Nun hat aber der letzte japanische Hersteller Funai seine Produktion im Juli 2016 eingestellt. Funai hat bis zuletzt eine Stückzahl von etwa 750.000 Rekordern jährlich hergestellt. Eine enorme Zahl, wenn man bedenkt, dass bereits Mitte der 1990er Jahre die DVD und im Jahr 2003 die BluRay Einzug in die heimischen Wohnzimmer gehalten hat.
Videokassette galt schon seit fast 15 Jahren als verdrängt
Entsprechende Zahlen vom Bundesverband Audiovisuelle Medien e.V. (BVV) belegen, dass die DVD bereits im Jahr 2002 mit einem Anteil von 55,4% bei 64 Millionen verkauften Bildträgern die VHS-Videokassette weitestgehend abgelöst hatte. Nach Umsatz war bereits im Jahr zuvor die DVD aufgrund ihres höheren Preises das wichtigste Medium der Branche. Ein interessantes Detail stellt in dem Zusammenhang der letzte auf VHS veröffentliche Film dar. Dabei handelt es sich um die Hollywood-Produktion „A History of Violence“ aus dem Jahr 2005. Dieser ist fast genau 10 Jahre bevor der letzte VHS-Videorekorder vom Band gelaufen ist, als letzte Hollywood-Produktion im Jahr 2006 auf VHS erschienen.
Funai hätte gerne weiter produziert
Die immer weiter rückläufigen Verkaufszahlen, aber auch die mittlerweile sehr schwierige Situation passende Einzelteile und entsprechende Zulieferer für die Produktion zu finden, zwangen den Hersteller die Produktion aufzugeben. Ein Bedarf, wenn auch in geringeren Stückzahlen, scheint allerdings tatsächlich immer noch zu existieren, denn Funai hätte die Produktion gerne aufrecht gehalten. Diese Vorstellung ist tatsächlich schwer zu verstehen, denn gerade im Bereich der digitalen Medien haben es in heutiger Zeit sogar die Nachfolger der VHS-Kassette, DVD und BluRay, schwer am Markt. Diese werden zunehmend von Onlinediensten verdrängt.
Damit haben nicht nur die Hersteller, sondern auch andere Dienstleister wie Videotheken seit einigen Jahren zu kämpfen. Seit Beginn des Jahrtausends bekommen die Kunden die Produkte sehr viel schneller und mittlerweile sogar teilweise kostenlos, wie bei dem Onlineanbieter Maxdome, der für einen eingeschränkten Zugriff auf sein Portfolio eine kostenfreie Mitgliedschaft anbietet.
Keine Hoffnung auf ein Comeback
Ein Revival, wie bei der guten alten Schallplatte, ist allerdings mehr als unwahrscheinlich. Beim Vergleich zwischen den beiden Formaten Bild und Ton stellt sich der Wunsch mancher Menschen nach analogen Produkten etwas differenter dar. Während im Bereich Vinyl ein richtiger Aufschwung zu verzeichnen ist, stillgelegte Presswerke wurden sogar wieder in Betrieb genommen, werden audiophile Menschen noch weitgehend mit analoger Technik verwöhnt.
Diese ist heutiger digitaler Technik sogar in manchen Bereichen überlegen. Die Anzahl der Liebhaber von Bandsalat, leiernden Kassetten, Vor- und Rückspulen, sowie Schneegestöber oder Streifen im laufenden Bild, dürfte dahingehend eher gering sein. Der Bereich Video und Film wird wahrscheinlich einen nostalgischen Kern haben und demnach auf dem Weg in die Vergangenheit VHS, Betamax und Video2000 überspringen und bei Super8 und knatternden Projektoren beginnen.
Vermutlich wird ein größeres Interesse auch ausbleiben, da sich mit VHS der damals technisch unterlegene Standard gegenüber den Formaten von Sony (Betamax) und Philips (Video2000) durchgesetzt hat. Es war, wer könnte es anders vermuten, bereits damals der günstigeren Produktion zu verdanken. Auch hier spielte Geld und Profit eine nachhaltige Rolle, technisch besserer und in diesem Falle sogar überlegenerer Technik den Konsumentenrang abzulaufen.
Aber dennoch. Die VHS-Videokassette und der dazugehörige Rekorder war aus den Haushalten der 80er und 90er Jahre nicht wegzudenken und somit verabschieden wir uns hier von einem Teil der Gesellschaft.